Zwiesel – Bayerische Landesausstellung 2007
„Bayern-Böhmen: 1500 Jahre Nachbarschaft“

Bayern und Böhmen – das ist die Geschichte einer Nachbarschaft im Herzen Europas. Die Bayerische Landesausstellung 2007 in Zwiesel stellt diese Geschichte vor und präsentiert hochwertige Ausstellungsstücke aus Deutschland, Tschechien und anderen Ländern.
Archäologische Funde bezeugen gemeinsame Siedlungs- und Kulturräume diesseits und jenseits der heutigen Grenze. Glanzvolle Exponate erzählen vom frühen Christentum, von den Heiligen Wenzel und Wolfgang sowie von „Neuböhmen“ in der Oberpfalz zu Zeiten Kaiser Karls IV. Zahlreiche Eheverbindungen zwischen bayerischen und böhmischen Adelsgeschlechtern knüpften enge politische Bande. Bebilderte Handschriften verweisen ebenso auf gegenseitige Einflüsse wie die „Schönen Madonnen“ des 14. und frühen 15. Jahrhunderts. Der Handel entlang der großen Straßennetze war ein Motor des gegenseitigen Austausches. An kriegerische Epochen erinnern Waffen und Hinterlassenschaften aus den Hussitenkriegen und dem Dreißigjährigen Krieg.
Eine „Schatzkammer Mitteleuropas“ versammelt prächtige Kunstwerke: Goldschmiedearbeiten aus Nürnberg, Augsburg und München, barocken Glasschliff aus böhmischen Hütten oder Egerer Intarsienarbeiten. Bedeutende Künstler kamen an den Prager Hof Kaiser Rudolfs II., dessen Wunderkammer weltberühmt war. Der böhmisch-altbayerisch-fränkische Kulturraum der Barockzeit, der unter anderem mit dem Namen der aus Bayern stammenden Künstlerfamilie Dientzenhofer verbunden ist, vereinte Architektur, Malerei und Skulptur. Wallfahrten und gemeinsame Heilige, allen voran der Brückenheilige Johannes von Nepomuk, verklammerten Alltag und Festtag. In einer „gläsernen Kapelle“ können die Besucher in die fantastische Welt der böhmisch-bayerischen Glasmacherkunst eintauchen. Und viele berühmte tschechische Maler des 19. Jahrhunderts malten oberbayerische Idyllen, während bayerische Maler das „Goldene Prag“ abbildeten. Einen gemeinsamen Erfolg stellt nicht zuletzt auch die bayerisch-böhmische Bier-Geschichte dar.
Das 20. Jahrhundert stand im Zeichen nationalistischer Abgrenzungen und des Abbruchs vieler Verbindungen. Das „Münchner Abkommen“ von 1938 und die Besetzung durch deutsche Truppen 1939 bedeuteten das gewaltsame Ende der erst 1918 gegründeten Tschechoslowakei. Der blutige Terror der NS-Herrschaft und die Verschleppung tausender Tschechen in die Zwangsarbeit brannten sich tief ins tschechische Gedächtnis ein. Die Entrechtung und Vertreibung von drei Millionen Deutschböhmen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs traumatisierte diese Menschen und beendete ein jahrhundertelanges Miteinander in Böhmen. Viele Vertriebene fanden ihre neue Heimat in Bayern und leisteten einen bedeutsamen Beitrag zum Wiederaufbau dieses Landes. Aber auch viele tschechische Emigranten kamen nach 1948 und nach dem Prager Frühling 1968 nach Bayern. Originale Dokumente wie das Münchner Abkommen, Zeitzeugenaufnahmen und Fotografien wecken das Verständnis für die Schicksale der Menschen auf beiden Seiten der Grenze.
Seit dem Ende des Eisernen Vorhangs 1989 ist ein reger neuer Austausch zwischen Bayern und Tschechien entstanden. Ein Blick auf die Gegenwart und die gemeinsame Zukunft innerhalb Europas bildet den farbenfrohen Schlusspunkt der Ausstellung.

„Bayern-Böhmen: 1500 Jahre Nachbarschaft“, Bayerische Landesausstellung, 25. Mai 2007 – 14. Oktober 2007, täglich von 9.30–17.30 Uhr, Kirchplatz 3, 94227 Zwiesel, Tel. +049(0)9921/9605100 (bis zum 31.12.2006 Tel. +049(0)821/3295123), www.bayern-boehmen.hdbg.de

Waldmuseum Zwiesel
Im Sommer 2007 ist im Waldmuseum die Sonderausstellung „Leuchtendes Glas“ zu bewundern. Präsentiert wird hier das gelbgrün fluoreszierende Uranglas, das mit UV-Licht angestrahlt eine besondere Leuchtkraft entwickelt. Die Gläser stammen aus bayerischer und böhmischer Produktion.
Das Waldmuseum Zwiesel ist den Themen Wald, Heimat und Glas gewidmet. In der Darstellung des Lebensraums Wald, wie er im Bayer- und Böhmerwald zu finden ist und war, nimmt das Urwald-Diorama mit Bär, Wolf, Luchs und anderen Tieren eine besondere Stellung ein.
In der Sammlung Volkskunst und Brauchtum gewährt der kürzlich erweiterte Bestand von Hinterglasbildern einen umfangreichen Einblick in das Schaffen von bayerischen, böhmischen und österreichischen Volkskünstlern.
In der neu konzipierten Glasabteilung liegen die Schwerpunkte auf der Glasfachschule Zwiesel und auf den Bein- und Alabastergläsern. Die Exponate stammen großteils aus der Rabensteiner Schachtenbachhütte, die Mitte des 19. Jahrhunderts den Konkurrenzkampf mit den böhmischen Hütten aufnahm. Gezeigt werden auch Gläser der zahlreichen Glashütten des bayerisch-böhmischen Raums aus fünf Jahrhunderten.

Waldmuseum, Stadtplatz 29, 94227 Zwiesel, Tel. +49(0)9922/840583, www.waldmuseum-zwiesel.de
15. Mai bis 15. Oktober: Mo–Fr 9–17 Uhr, Sa, So und Feiertag 10–12 Uhr, 14–16 Uhr (Winterhalbjahr siehe Internet)


Lüster der böhmischen Königin Sophie, um 1400.

Figur des hl. Wenzel mit Schild mit böhmischen Löwen, Ende 15. Jahrhundert.

Glasmacherdorf in Miniatur.
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