Die Nachbargemeinden Haidmühle und Stožec / Tusset – KulturLandschaftsMuseum Grenzerfahrung

Im größten zusammenhängenden Waldgebiet Mitteleuropas – dem Bayerischen und Böhmerwald – nahe dem Dreiländereck Bayern-Tschechien-Österreich öffnet sich das „Grüne Dach Europas“ auf etwa 1000 m Höhe beidseits der Grenze zu einer Mittelgebirgs-Hochlagenkulturlandschaft, die als „Bischofsreuter Waldhufen“ bezeichnet wird.
Dort, in der Gemeinde Haidmühle im Landkreis Freyung-Grafenau und in der tschechischen Nachbargemeinde Stožec, sind eindrucksvolle Zeugnisse des landschaftsprägenden Wirkens der Menschen erhalten geblieben. Diese Relikte der traditionellen bayerisch-böhmischen Kulturlandschaft werden in einem für den deutschen Sprachraum bislang einmaligem Museum – dem KulturLandschaftsMuseum Grenzerfahrung, kurz KuLaMu – erfahrbar gemacht.
Zu den Relikten zählen die urige „Viehwoid“ mit einer der letzten Wacholderheiden des Bayerischen Waldes, Mager- und Sumpfweiden mit anderswo ausgestorbenen Haustierrassen, arme Steinäcker mit längst vergessenen Feldfrüchten, Wässerwiesen mit Gräben, in denen das Wasser entgegen physikalischer Gesetzmäßigkeit bergauf fließt, hoch am Berg verlaufende Triftkanäle zum Holztransport über die europäische Hauptwasserscheide hinweg und vieles mehr.
Daneben soll der Besucher die grandiose Schönheit, aber auch die Bürde, die Grenzen dieser Landschaft erfahren – einer Landschaft, in der die Menschen immer unter Grenzbedingungen lebten und wirtschafteten. Das Dasein der „Woidler“ war geprägt von unglaublich harter Arbeit für ein kaum ausreichendes Auskommen, von nicht enden wollenden Wintern, dem immerzu eisigen „Böhmwind“, vom Kampf ums Wasser und im 20. Jahrhundert schließlich vom undurchdringlichen Eisernen Vorhang, der hier Europa teilte. Das Leben war so hart, dass ganze Dörfer verlassen wurden. So kann man in der stimmungsvollen Wüstung Leopoldsreut – dem ehemals höchst gelegenen Schuldorf Deutschlands – eintauchen in das schwierige Dorfleben auf dem meist sturmumtosten Gebirgskamm.
Noch bevor das Gebiet in einer der spätesten Rodungsphasen Mitteleuropas zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert besiedelt wurde, führte hier im Mittelalter eine der ältesten und wichtigsten Handelsverbindungen zwischen Bayern und Böhmen durch den sonst undurchdringlichen Urwald über die Berge – der „Goldene Steig“. Als beschwerlicher Säumerpfad diente er vor allem dem Transport des „weißen Goldes“, nämlich von Salz aus Reichenhall in das salzlose Böhmen. Im KuLaMu bildet die historische Trasse des Goldenen Steigs den ersten die Landesgrenze überschreitenden Museumssteig.
Der Goldene Steig kann im KuLaMu zwischen dem verlassenen Leopoldsreut, dem noch sehr lebendigen, typischen Waldhufendorf Bischofsreut über die den Grenzbach malerisch überspannende historische Steinerne Brücke bis nach České Žleby / Böhmisch Röhren erwandert werden. Insbesondere in den „Gleisen“, das heißt in den vom Goldenen Steig verbliebenen eindrucksvollen Hohlwegstrukturen scheint das Berganstampfen der Säumerpferde und ihr angestrengtes Schnauben noch nachzuhallen.
Der Besucher erlebt hier den reizvollen Kontrast zwischen der noch immer extensiv genutzten bayerischen Kulturlandschaft und der nach dem Zweiten Weltkrieg verlassenen wilden Weite des böhmischen Grenzlandes, wo die Kulturlandschaft in dem Zustand von vor 60 Jahren gleichsam „eingefroren“ scheint. Lassen Sie sich mithilfe von Schautafeln, Aktionsinstallationen, Audio- und Landschaftsführern in die Welt der Säumer, Schwirzer, Holzhauer, Bauern und der anderen Grenzlandbewohner versetzen.

Auftaktplatz/Infostelle KuLaMu Grenzerfahrung: Kirchplatz am Goldenen Steig in Bischofsreut, www.KulturLandschaftsMuseum.de, www.bischofsreut-waldhufen.de
Akustikführer, Broschüren, Landschaftsführer: Touristinfo Haidmühle, Tel. +49(0)8556/19433 oder 1064, www.haidmuehle.de


Gemeindeweide in Bischofsreut, Gemeinde Haidmühle. Station auf dem Bischofsreuter Flursteig.

Reste des alten Grenzübergangs zwischen der heutigen Wüstung Schönberg in Tschechien und Theresienreut, Gemeinde Haidmühle.
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