Im Frühjahr 2007 wird im Kreis- und
Heimatmuseum auf dem Bogenberg der erste Teil der neuen Dauerausstellung
eröffnet. Im Zentrum stehen „Die bayerischen Rauten, die Grafen von
Bogen und böhmische Beziehungen“. Die Grafen von Bogen, ein bedeutendes
ostbayerisches Adelsgeschlecht des Hochmittelalters, und ihre engen
Beziehungen zu Böhmen sowie deren Weiterwirken bis in die Gegenwart
werden dargestellt.
Die räumliche Nachbarschaft der Herrschaftsgebiete bedingte zahlreiche
Kontakte mit den böhmischen Přemysliden: Es kam zu kriegerischen
Konflikten, Heiratsverbindungen, gegenseitiger Hilfestellung in
bewaffneten Auseinandersetzungen, Unterstützung der geistlichen Zentren
(z. B. Windberg) und zu Belehnungen mit Besitztümern (z. B. Regionen um
Schüttenhofen / Sušice, Albrechtsried / Albrechtice, Hohenbogen). Von
zentraler Bedeutung war die Hochzeit des Bogener Grafen Albert III. mit
der böhmischen Herzogstochter Ludmilla um 1184: Die Přemyslidin Ludmilla
war nicht nur Mitglied der mitteleuropäischen Hocharistokratie, sondern
sie brachte auch eine reiche Aussteuer mit in die Ehe.
Auch die bayerischen Rauten als Wappenbestandteil und heute
weltbekanntes Symbol für das Land Bayern weisen Bogener (und vielleicht
auch böhmische) Einflüsse auf: 1204 heiratete die Witwe Ludmilla, Gräfin
von Bogen, ein zweites Mal, nämlich den Wittelsbacher und Widersacher
ihres ersten Mannes, Herzog Ludwig I. von Bayern. Danach gaben sich
Ludmillas Söhne, Graf Albert IV. und Graf Berthold II. von Bogen, ein
neues Wappen. Die erhaltenen Reitersiegel der Bogener von 1209 bis 1238
zeigen auf Schild und Speerfahne Rauten. Möglicherweise haben diese
Rauten Vorbilder in Böhmen. Jedenfalls übernahmen Ludmillas
Wittelsbacher Nachfahren nach dem Tod des letzten Bogener Grafen Albert
IV. 1242 nicht nur den Bogener Besitz, sondern, ab 1247 belegt, auch
dessen Wappen: Die Bogener Rauten wurden bayerisch.
Bogener Rautentage
Alle zwei Jahre (nächster Termin Juli/August 2009) finden in der Stadt
Bogen die „Bogener Rautentage“ statt. Geschichtlicher Hintergrund dieses
Mittelalterfestes ist die Hochzeit der Bogener Gräfin Ludmilla mit dem
Wittelsbacher Herzog Ludwig I. von Bayern im Jahr 1204. Diese Heirat
bildete den Hintergrund für die Rauten im bayerischen Staatswappen.
Kreis- und Heimatmuseum auf dem Bogenberg, 94327 Bogen, Tel.
+49(0)9422/5786
Mi, Sa 14–16 Uhr, So, Feiertag 10–12 Uhr, 14–16 Uhr
Lithografie von Joh. Mich. Mettenleiter, um 1815: Darstellung der Überlistung Herzog Ludwig I. durch Ludmilla: Das Eheversprechen wurde, einer Legende zufolge, 1204 vor drei hinter einem Vorhang verstecken Rittern gegeben.