Im Jahr 1938 errichtete die SS im
oberpfälzischen Flossenbürg das vierte Konzentrationslager im Deutschen
Reich. Während die Häftlinge in den ersten Jahren in Granitsteinbrüchen
Zwangsarbeit verrichten mussten, waren sie ab 1942 in der
Flugzeugproduktion für die Firma Messerschmitt eingesetzt. Zum „System
Flossenbürg“ zählte ein dichtes Netz von Außenlagern, das sich von
Würzburg im Westen bis nach Passau im Süden, nach Prag und Dresden im
Osten sowie nach Riesa im Norden erstreckte. Von 1938 bis 1945 waren im
Konzentrationslager Flossenbürg und in seinen etwa 90 Außenlagern mehr
als 100 000 Häftlinge inhaftiert. 30000 überlebten nicht.
Flossenbürg war das einzige deutsche Konzentrationslager mit Außenlagern
in Bayern, Sachsen und Böhmen. Fast 30 Außenlager des KZ Flossenbürg
lagen auf dem Territorium der heutigen Tschechischen Republik. In
Litoměřice / Leitmeritz befand sich das größte Außenlager, in dem allein
18000 Menschen inhaftiert waren. Aufgrund seiner Grenznähe war das
Konzentrationslager Flossenbürg eine der zentralen Haftstätten für
politische Gegner der Nationalsozialisten aus den böhmischen Ländern.
Von den über 4000 hier inhaftierten tschechischen Gefangenen starb mehr
als ein Viertel.
Ende Juli 2007 wird eine neue Dauerausstellung zur Geschichte des KZ
Flossenbürg und seiner Außenlager in der ehemaligen Wäscherei des Lagers
eröffnet. Die über 1.000 m² große Ausstellung gliedert sich in zwei
thematisch und räumlich getrennte Bereiche. Im Erdgeschoss wird
chronologisch angeordnet und thematisch gewichtet das „System
Flossenbürg“ vorgestellt. Eine eigene Abteilung wird die Geschichte
aller Flossenbürger Außenlager, auch der in Böhmen, dokumentieren.
Erstmals seit 1945 wird zudem das ehemalige Häftlingsbad, in dem
Häftlinge gequält, ihnen alle persönliche Habe genommen und Menschen zur
Nummer degradiert wurden, als historisches Raumensemble zugänglich sein.
Dem Schicksal dieser Gefangenen wird in der neuen Dauerausstellung ein
besonderer Stellenwert zukommen.
Das Zentrum des ehemaligen Lagers, der Appellplatz, wurde für die
Gedenkstätte neu gestaltet. Dadurch wird die Struktur des ehemaligen
Lagers wieder erkennbar, das in der Nachkriegszeit durch
Siedlungshäuser, industrielle Nachnutzung und Bewuchs verändert worden
war. Eine Außenausstellung mit historischen Fotografien erschließt das
Gelände der Gedenkstätte.
An der Entwicklung der Dauerausstellung in der KZ-Gedenkstätte
Flossenbürg waren tschechische Historiker intensiv beteiligt. Mit dieser
konzeptionellen Einbindung von Wissenschaftlern aus dem Nachbarland
beschreitet die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg Neuland.
KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Gedächtnisallee 5-7, 92696 Flossenbürg,
Tel. +49(0)9603/921980
www.gedenkstaette-flossenbuerg.de, täglich 9–17 Uhr