Český Krumlov / Böhmisch Krumau und das Fotoatelier Seidel

Krumme Gässchen, romantische Ecken und ein einzigartiges Ensemble von Bürgerhäusern mit dem imposanten Schloss oberhalb des Mäanders der Vltava / Moldau, Besucher aus aller Welt – eine kleine, aber pulsierende Stadt mit unverwechselbarer Atmosphäre. Seit 1992 steht Český Krumlov auf der Liste des Weltkultur- und Naturerbes der UNESCO.
Die Blütezeit dieser malerischen südböhmischen Stadt ist mit den Herren von Rosenberg verbunden, die Český Krumlov zu ihrer Residenzstadt machten. Ihre Prägung drückte dem Antlitz der Stadt die italienische Renaissance auf. Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde das Barocktheater gebaut und der Schlossgarten umgestaltet. In der Zeit der Schwarzenberger gewann Český Krumlov seine barocke Ausformung. Seit dem 19. Jahrhundert spielten sich, abgesehen vom Abbruch der Stadtmauern und Tore, keine großen Änderungen mehr ab und so behielt das Zentrum seine historische Gestalt.

Fotoatelier Seidel
In den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts bereiste der junge Josef Seidel Österreich-Ungarn, um sich schließlich in Krumau niederzulassen, wo er das Atelier des Fotografen G. Zimmer übernahm. Josef gab Ansichtskarten heraus und kam mit seiner Fotoausrüstung weit herum. Für die Aufnahmen von Menschen, Dörfern und Landschaften reiste er zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Motorrad und später mit dem Auto an. Er bediente sich immer der fortschrittlichsten Technik und baute schon im Jahr 1905 ein Haus in der Linzer Gasse, dessen einziger Zweck die Anfertigung von Fotografien war. Als einer der ersten Fotografen wagte er sich an Farbfotografien. Man nannte ihn den „ungekrönten Fotokönig des Böhmerwaldes“.
Sein Sohn Franz übernahm das erfolgreiche Geschäft des Vaters und setzte seine Arbeit in den schweren Zeiten am Ende der 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts fort. Seidel war von den Nazis politisch verfolgt worden und so konnten er und seine Mutter nach dem Zweiten Weltkrieg in Krumau bleiben. Die anderen Familienmitglieder kamen nach Bayern. Von dort kehrte auch Marie Brod nach vielen Jahren nach Krumau zurück, wo sie 1959 Franz Seidels Frau wurde.
Im Haus der Fotografen Seidel sind die Fotoapparate erhalten geblieben, mit denen mehr als 100000 Porträtaufnahmen von Bewohnern des Böhmerwalds gemacht worden waren.
2008, über 120 Jahre, nachdem Josef Seidel begonnen hatte in Krumau zu fotografieren, wird im originalen Atelierhaus von 1905 in der Linzer Gasse das Museum „Fotoatelier Seidel“ eröffnet werden. Die Ausstellung zeigt, wie man sich einen Besuch beim Fotografen zu Anfang des 20. Jahrhunderts vorstellen muss, mit welchen Apparaten und Techniken fotografiert, Negative entwickelt und Abzüge gemacht wurden. Man erfährt Biografisches aus dem bewegten Leben der Böhmerwald-Fotografen und kann eine große Auswahl ihrer Fotografien betrachten.
Das gesamte fotografische Werk wird auch in einer Datenbank zur Verfügung gestellt, wo man nach einem vielleicht einzig erhaltenen Foto eines Vorfahren aus dem Böhmerwald suchen kann.

Infocentrum Český Krumlov, náměstí Svornosti 2, 38101 Český Krumlov, Tel. +42(0)380/7046223, Fax +42(0)380/704619, www.ckrumlov.cz/seidel


Eine der vielen Glasplatten des Ateliers Seidel. Darauf zu sehen ist die Stadt Český Krumlov / Böhmisch Krumau im Negativ.

Blick in das Fotoatelier Seidel.
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