Didaktisch-methodischer Kommentar
- Zielgruppe: ab 9. Jahrgangsstufe
- Einbindung in den Unterricht: Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in den 1950er/60er Jahre, Wirtschaftswunder, Gastarbeiter, Migration, Zeitzeugenprojekt, Dokumentartheater
- Fächer: Geschichte, Sozialkunde, Deutsch, fächerübergreifende Projekte
- Dauer: mindestens 2 Stunden
- Dokumentation: 34 Min., kann als DVD bestellt werden (E-Mail an: wolfgang.reinicke@hdbg.bayern.de)
Der Luftschutzbunker, direkt unter Gleis 11 des Münchner Hauptbahnhofs, diente in den 1960er Jahren als Anlaufstelle für Hunderttausende Arbeitskräfte, die aus Italien, Jugoslawien, der Türkei, Griechenland und Marokko in die Bundesrepublik Deutschland kamen. Christine Umpfenbach und Paul Brodowsky inszenierten 2010 am Originalschauplatz im Bunker das Dokumentartheaterprojekt „Gleis 11“, in dem Zeitzeugen, die seinerzeit hier angekommen waren, ihre Geschichte szenisch präsentieren und kommentieren. Das Haus der Bayerischen Geschichte hat eine filmische Dokumentation des Theaterprojekts erstellt, in der zu einzelnen Theaterszenen auch Ausschnitte aus Zeitzeugeninterviews mit den Darstellern integriert sind.
Der Zuschauer wird an Gleis 11 abgeholt und mit Megaphonen in türkischer und deutscher Sprache von Mitarbeitern der Arbeitsvermittlung begrüßt. Er nimmt einen Koffer und geht hinunter in den Bunker, wo er nach Nummern auf den ausgeteilten „Arbeitsverträgen“ in Gruppen aufgeteilt wird. So wird er automatisch Teil des Geschehens und bleibt zugleich Betrachter, wenn er den Erzählungen der Zeitzeugen, deren Kindern oder Formen des Reenactments folgt. Es entsteht eine spannungsreiche Situation zwischen Authentizität und Verfremdung. Eine ausführliche Erläuterung des Konzepts finden Sie hier.
Anwerbung und Ankunft im Bunker, Arbeitsleben, Wohnungssituation, Heirat, Familie, Heimat
Der Film gliedert sich in sechs Kapitel, die entscheidende Situationen aus dem Leben der „Gastarbeiter/innen“ schlaglichtartig herausgreifen:
Inhaltlich und literarisch dicht werden ganz persönliche Episoden aus dem Leben der Menschen inszeniert. Die eingebauten Ausschnitte aus den Zeitzeugeninterviews vertiefen das Dargestellte. Durch die Multiperspektivität des Stückes wird deutlich, dass die Geschichten exemplarisch für das Schicksal hunderttausender „Gastarbeiter/innen“ stehen, die über den Bunker nach Deutschland gekommen sind.
Der Film kann aufgrund seiner Länge von 34 Minuten sehr gut innerhalb einer Unterrichtsstunde gezeigt werden. Um den Film besser einordnen zu können, sollten die historischen Hintergründe vorab besprochen werden, vor allem die wirtschaftliche Situation der Bundesrepublik in den 1950/60ern, die zur aktiven Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte führte.
Für eine vertiefende Auseinandersetzung bietet das Internetportal weiteres Material an. Neben Fotografien und Dokumenten können vor allem die Zeitzeugeninterviews von den Schülerinnen und Schülern selbstständig im Computerraum bearbeitet werden.
Materialien und Hintergrundinformationen zur Einführung des Themas sowie Arbeitsaufträge zum Film und zu den Biografien finden Sie hier.
Die Beschäftigung mit dem Theaterprojekt eignet sich besonders für einen fächerübergreifenden, projektorientierten Unterricht. Anregungen finden Sie hier.