Filmtipps
Almanya – Willkommen in Deutschland,
Kommödie, Deutschland 2010
Regie: Yasemin Samdereli
Laufzeit: 97 Min.
FSK: ab 6 J., FBW-Prädikat: besonders wertvoll
Mit dem TV-Spielfilm Alles getürkt! (2002) und der TV-Serie
Türkisch für Anfänger (2006) haben sich die Schwestern
Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli einen Namen gemacht. 2010
erfolgte nun mit Almanya - Willkommen in Deutschland das
Kinodebüt. Das Ergebnis: Eine Kommödie mit unerwartet tragischer
Wendung. Gezeigt wird die Geschichte der Familie Yilmaz, die in den
1960er-Jahren ihre türkische Heimat verlässt. Ausgehend von der
Jetztzeit werden in mehreren Rückblenden die Etappen des
Einbürgerungsprozesses nachgezeichnet. Humorvoll werden in diesem
Film Fakten und Fiktion miteinander vermischt. Um den Begriff
„Gastarbeiter“ zu klären greift Yasemin Samdereli beispielsweise auf
schwarz-weißes Archivmaterial damaliger Wochenschauen zurück. Auch
filmsprachliche Mittel werden originell eingesetzt, wenn etwa
Figuren in Fotos plötzlich lebendig werden. Effektvoll ist auch das
Deutsche als Kunstsprache umgesetzt, da es dem Zuschauer vermittelt,
mit welchen Verständigungsproblemen die Gastarbeiter bei Ihrer
Ankunft in Deutschland konfrontiert waren. Alles in allem ein Film,
der durch Witz und Authentizität besticht.
Solino
Drama, Deutschland 2002
Regie: Fatih Akin
Laufzeit: 124 Min.
Filmpreise: Bayerischer Filmpreis 2003, Nominierung für den
Deutschen Filmpreis in der Kategorie Bester Spielfilm,
Gilde-Filmpreis in Silber in der Kategorie Bester Deutscher Film
FSK: ab 12 J.
FBW-Prädikat: besonders wertvoll
"Der Film über die erste Pizzeria im Ruhrgebiet" – doch der Film
bietet mehr. Über 30 Jahre hinweg wird in diesem Epos die
Entwicklung einer italienischen Gastarbeiterfamilie in Deutschland
geschildert. 1964 verlassen die Brüder Gigi und Giancarlo mit ihren
Eltern ihr Heimatdorf in Süditalien und ziehen nach Duisburg ins
Ruhrgebiet. Hier eröffnet die Familie kurz die erste Pizzeria des
Reviers. Während Vater Romano völlig in seiner Rolle als Gastwirt
aufgeht und Mutter Rosa auch nach Jahren überwiegend in der
unterirdisch gelegenen Küche der Gaststätte unter unstillbarem
Heimweh leidet, leben sich die Brüder rasch ein und machen erste
Erfahrungen mit der Freiheit, der Musik und dem ersten Joint. Als
sie sich in dasselbe Mädchen verlieben, kommt es zu einem
ernsthaften Konflikt. Mit dieser Familiengeschichte werden zentrale
Fragen eröffnet: Was ist Heimat? Und wie findet man trotz widriger
Lebensumstände sein persönliches Glück?
Neuköln unlimited
Dokumentarfilm, Deutschland 2010
Regie: Agostino Imondi, Dietmar Ratsch
Laufzeit: 96 Min.
Filmpreise: Berlinale 2010, Sektion Generation 14plus: Gläserner Bär
FSK: ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ab 14 J.
Der Dokumentarfilm begleitet die libanesische Familie Akkouch. Die
Geschwister Lial (19), Hassan (18) und Maradona (14) Akkouch leben
mit ihrer Mutter und zwei weiteren Geschwistern im „Problembezirk“
Berlin-Neukölln. Hier sind die Geschwister groß geworden, hier haben
sie Freunde/innen gefunden. Lial macht eine Ausbildung, Hassan steht
kurz vor dem Abitur, Maradona geht noch zur Schule. Alle drei leben
für den Tanz und die Musik und ziehen hieraus ihre Kraft. Als
Hip-Hopper und Breakdancer haben sie sich auch außerhalb von Berlin
bereits einen Namen gemacht. Die dynamischen Tanz- und
Gesangseinlagen von Lial, Hassan und Maradona, in denen Leidenschaft
und Talent zum Ausdruck kommen, sind der rote Faden in der
Dramaturgie des Films. In ihrer Freizeit engagieren sich Lial und
Hassan sozial, politisch und kulturell. Durch Nebenjobs tragen sie
zum Haushalt der Familie bei. Eine Erfolgsgeschichte und ein
Paradebeispiel gelungener Integration. Doch seit mehr als 18 Jahren
werden die Akkouchs in Deutschland nur geduldet. Nur die beiden
Ältesten haben aufgrund ihrer Schul- und Ausbildungssituation eine
befristete Aufenthaltserlaubnis. Die Familie muss ständig mit der
Ausweisung rechnen. Diese Zerrissenheit und die Angst vor der
Abschiebung prägt das Leben der Familie. Die Geschwister gehen sehr
unterschiedlich mit dieser Belastung um. Der jüngere Bruder Maradona
bekommt Probleme in der Schule, wird wegen Waffenbesitz von der
Schule suspendiert und erhält Strafanzeigen, was den Aufenthalt der
Familie wiederum gefährdet – ein Alltag im Ausnahmezustand, in den
die Regisseure Agostino Imondi, Dietmar Ratsch intime Einblicke
gewähren.
Werden Sie Deutscher
Dokumentarfilm, Deutschland 2012
Regie und Drehbuch: Britt Beyer
Laufzeit: 84 min
Filmpreise: achtung berlin 2012: Bester Dokumentarfilm; Unabhängiges
Filmfest Osnabrück 2012: Ernst-Weber-Filmpreis für Solidarität
FSK: ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ab 14 J.
Wie wird man Deutscher? Was ist eigentlich typisch deutsch? Alle
Ausländer/innen, die dauerhaft in Deutschland leben wollen, können
durch das deutsche Zuwanderungsgesetz zum Besuch eines
Integrationskurses verpflichtet werden. Dieser Dokumentarfilm
begleitet über zehn Monate lang die Teilnehmenden eines solchen
Kurses an einer Berliner Volkshochschule. Neben den bürokratischen
Mühlen und dem Lehrplan der Kurse lernt der Besucher vor allem auch
die Protagonisten und ihre individuellen Geschichten kennen. Ohne
moralischen Zeigefinger werden Stereotype über Migration und
Integration aufgebrochen, die eigene Urteilskraft angeregt.