Christine Umpfenbach
„Ich glaube, das Allerwichtigste bei dieser Arbeit war, dass wir die Zeitzeugen ermutigen konnten, dass sie sich das trauen, überhaupt vor einem Publikum zu sprechen und zu erzählen. Ich sagte ihnen: „Ihr spielt kein Theater, sondern Ihr erzählt, Ihr zeigt.“ Und im Laufe von 26 Aufführungen, die das Stück über zwei Jahre hinweg erlebt hat, haben viele der Darsteller gemerkt, dass das, was sie erzählen, den Zuschauern wichtig ist, dass sie das interessiert, und dadurch hat sich auch das Bild auf ihre eigene Geschichte und ihre Erinnerung verändert. Am Ende waren sie richtig stolz darauf.“
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Christine Umpfenbach wurde 1971 in München geboren und studierte Bühnenbild an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und Regie am Goldsmiths College London. Sie arbeitet heute als Regisseurin im Bereich Dokumentartheater. Dabei stehen die Mitwirkenden und ihre Lebenserfahrungen im Mittelpunkt. Themenschwerpunkte sind Migration, Arbeit und Stadt.
Christine Umpfenbach leitete das Obdachlosentheater RATTEN 07 (2000-2002) an der Volksbühne in Berlin. An Theaterprojekten realisierte sie u.a. LET'S GO WEST in Wismar (2003), ENDSTATION WEST (2006), WIN-PLACE-SHOW (2008) und 3 JAHRE MUSTEREHE (2011) in München und ICH WILL MAL REICH SEIN, ABER DAS IST HALT KEIN BERUF (2011) am Theater Freiburg. Seit 2006 arbeitet sie kontinuierlich an den Stadtprojekten der Münchner Kammerspiele mit, zunächst als Regisseurin: Für BUNNYHILL 2 eröffnete sie eine Senioren-WG in der Sendlingerstraße, bei DOING IDENTITY erarbeitete sie die Serie FLUCHTEN 1-4 mit Menschen, die biografisch oder berufsbedingt mit dem Thema FLUCHT verbunden waren. Seit 2009 war sie neben ihrer Regietätigkeit auch im Leitungsteam der Stadtprojekte HAUPTSCHULE DER FREIHEIT und MUNICH CENTRAL. 2010-2012 inszenierte sie das Theaterstück GLEIS 11.
2014 übernahm sie die Regie für das Dokumentartheaterprojekt „Urteile“ am Münchner Residenztheater. Es befasst sich mit den Morden des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) in München. Am 10. April 2014 zeichnete der Kulturausschuss des Münchner Stadtrats Christine Umpfenbach mit dem erstmals vergebenen Förderpreis Theater aus. Durch ihn soll eine künstlerisch herausragende Leistung oder eine ungewöhnliche künstlerische Position im Theaterbereich gewürdigt werden.
Paul Brodowsky
Geboren 1980 in Kiel, lebt in Berlin. Studium Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Mitbegründer und bis 2003 Mitherausgeber der Literaturzeitschrift „BELLA triste“; künstlerischer Co-Leiter des Literaturfestivals Prosanova 2005. Szenische Lesung des Stücks „Stadt, Land Fisch“ an den Münchner Kammerspielen bei den Tagen der jungen Dramatik 2004 und in englischer Übersetzung beim Tampere Theatre Festival 2005 sowie auf Einladung des Goethe-Instituts beim hotINK Festival in New York 2007; im April 2006 Werkstattinszenierung des Stücks an den Münchner Kammerspielen (Regie: Laurent Chetouane). Die Hörspielfassung des Stücks wurde 2007 vom WDR produziert, 2009 Einladung zum Heidelberger Stückemarkt.
Sein zweites Stück „Dingos“ entstand im Rahmen des Düsseldorfer Autorenlabors; Uraufführung im März 2008 durch das Münchner Volkstheater (Regie: Philipp Jescheck); Ursendung der Hörspielfassung durch den WDR unter dem Titel „Endstation Wüste“ im September 2008. Für die Aufführung von Shakespeares „Troilus und Cressida“ (Regie: Luc Perceval) bei den Wiener Festwochen 2008 fertigte Paul Brodowsky eine Übersetzung/Bearbeitung an.
Zeitgleich entstand sein drittes eigenes Theaterstück „Regen in Neukölln“ (Uraufführung 2011 an der Schaubühne Berlin, Regie: Friederike Heller). Das Stück wurde zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens eingeladen; bei der Langen Nacht der Autoren am Hamburger Thalia Theater bekam es den Publikumspreis zugesprochen; es wurde zudem mit dem Preis der Frankfurter Autorenstiftung ausgezeichnet.
Für das Theater Freiburg schrieb Brodowsky „Lüg mir in mein Gesicht“ (Uraufführung 2010) und Texte zum Recherche-Projekt „Spurensuche Grafeneck“ (2012). Für das Staatstheater Stuttgart erarbeitete Paul Brodowsky 2011 eine Neuübersetzung des Shakespeare-Stücks „Maß für Maß“ (Regie: Christian Weise). In der Spielzeit 2012/13 war Paul Brodowsky Hausautor des Theater Freiburg. Im Februar 2014 Uraufführung seines Stücks „Intensivtäter“ am Theater Freiburg (Regie: Johanna Wehner). Für Luc Perceval und die Münchner Kammerspiele entsteht ein Theatertext über die „Wedekinds“.