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Krug
Bajuwarisch, 6. Jahrhundert |
Mittelgrober, leicht grafithaltiger Ton, handgeformt,
H.15,7cm, Ø17,4cm | Gäubodenmuseum Straubing
(Gräberfeld Bajuwarenstraße, Grab 632,12)
D
er Krug aus der Bajuwarenstraße im
Neubaugebiet Stadtäcker in Strau-
bing stammt aus einem zwischen 1980 und
1983 dokumentierten bedeutenden Grä-
berfeld, das in die Zeit von der zweiten
Hälfte des 5. bis zum frühen 7. Jahrhun-
dert n. Chr. gehört. Das Henkelgefäß war
im Grab eines älteren Mannes beigege-
ben. Da es in seiner Form einem Maßkrug
ähnelt, wurde es während der Grabung
spontan als „Urmaßkrug“ angesprochen.
Obwohl der Krug nur drei Quartel, also
zwischen 700 und 880 Kubikzentimeter
fasst, hat sich diese Bezeichnung gehalten.
Ob es sich bei diesen Gefäßen wirklich
um Bierkrüge gehandelt hat und ob je-
mals daraus Bier getrunken wurde, lässt
sich nicht sagen.
Handgearbeitete Kümpfe – einfache,
runde Gefäße mit Henkeln, die im Ver-
hältnis Durchmesser zu Höhe relativ nied-
rig sind – treten häufig in Böhmen oder
Bayern wie in Weiding und Altenerding
auf. Mit Ausguss versehene, handgemach-
te Henkelkrüge sind vereinzelt aus den
frühmittelalterlichen Befunden Ostbay-
erns bekannt, so aus Barbing-Irlmauth und
Pfakofen im Landkreis Regensburg. Als
Henkelkrug ohne Ausguss stellt der Krug
aus der Bajuwarenstraße bis heute ein Uni-
kat dar. So mag er auch archäologisch als
Trinkgeschirr unserer Vorfahren zu inter-
pretieren sein.
G.M.
Lit.:
Geisler, Gräberfeld, S.227 mitTaf.223; Schnabel,
Gräberfeld, S.54
Dieser fast 1500 Jahre alte Krug
wurde halb im Spaß als „Urmaßkrug“ bezeichnet –
allerdings fasst er keine ganze Maß.
07 Bierberühmtheiten und Bierschätze
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