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Apostelhumpen
Creußen, 2. Hälfte 17. Jahrhundert | Steinzeug,
Emailfarben, Zinnmontierung, H. 19,5cm, Ø20cm |
Bayerischer Brauerbund e.V., München (74)
D
ie ersten Trinkgefäße aus Creußener
Herstellung lassen sich für das frü-
he 17. Jahrhundert nachweisen. Der dafür
benötigte roteTon kam aus örtlichen Gru-
ben. Daraus drehten die Töpfer, auch Haf-
ner genannt, auf derTöpferscheibe Flaschen,
Kannen und Krüge. Auf die oft als Humpen
bezeichneten gedrungenen,massigen Hen-
kelkrüge wurden mit Hohlformen, den so
genannten Modeln, reliefartige figürliche
Darstellungen aufgeprägt. Das beliebtes-
te Bildthema für diese Auflagen waren in
Creußen die Zwölf Apostel. Beim Brennen
über offenem Föhrenholzfeuer wurde der
Ton gesintert, das heißt zu wasserundurch-
lässigem Steinzeug verbacken und zusätzlich
mit einer widerstandsfähigen Salzglasur ver-
sehen: In den Ofen eingestreutes Salz ver-
dampfte und schlug sich als Mineral auf der
Keramik nieder. Mitte des 17. Jahrhunderts
kam die prächtige Bemalung mit Email-
farben auf, die durch einen zweiten Brand
fixiert wurde.
Der nach oben leicht kegelförmig zu-
laufende Humpen weist einen Standring aus
Zinn und eine Zinndeckelmontierung auf.
Am Fuß des Gefäßes läuft eineWellenranke
mit drei Früchten in jedem Feld um. Die-
ses Dekor legt nahe, dass der Humpen, der
keine Datierung oder Meistermarke trägt,
in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
entstanden ist. In der Mittelzone befinden
sich die farbigenAuflagen der Zwölf Apos-
tel, voneinander getrennt durch gemalte
Maiglöckchen und blau-weiße Punktroset-
ten. In einem oberhalb verlaufenden weißen
Schriftband sind die Apostel namentlich ge-
kennzeichnet.Das Mittelrund auf der Krug-
vorderseite zeigt ein doppeltes Lilienwap-
pen mit Helmzier, darüber die Buchstaben
„
G.V.M.B.V.G.A.
“Wappen und Buchstaben
lassen sich nicht zuordnen, kommen aber
auch auf anderen Creußener Humpen vor.
Solche Krüge wurden häufig für Adelige
und angesehene Bürger mit derenWappen
personalisiert. Als gute Kunden Creußens
sind seine Landesherren, die Markgrafen
von Brandenburg-Bayreuth, und deren
böhmische Verwandte überliefert.Vielleicht
war der Humpen einer Person oder Familie
aus diesem Umkreis gewidmet.
M.N.
Lit.:
Horschik, Creußener Steinzeug; Klinge, Creußener
Steinzeug, S.12–22; Kröll, Creußener Steinzeug, S.15–24,
110–147
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Im oberfränkischen Creußen
wurden die beliebten Zwölf-Apostel-Humpen
für Bier und Wein hergestellt.
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