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Ochsenkopfhumpen
Bischofsgrün (Fichtelgebirge), 1700 | entfärbtes Glas,
Emailbemalung, H. 25,5cm, Ø (Fuß) 13,5cm |
Bayerisches Nationalmuseum, München (G 244)
D
er Glashumpen diente vermutlich
als Willkommgefäß zur Begrüßung
von Gästen oder dem gemeinschaftlichen
Umtrunk. Er stammt aus dem oberfränki-
schen Fichtelgebirge, wo traditionell Bier
getrunken wird. Der Humpen zeigt eine
Darstellung des Ochsenkopfs, des zweit-
höchsten Bergs im Fichtelgebirge.Der dicht
bewaldete Berg wird von einem schlossarti-
gen Gebäude bekrönt, darunter erscheinen
der namengebende Ochsenkopf vor blauen
Steinschollen und ein an einer Kette hän-
gendes Vorhängeschloss – Symbol für die
Gold-, Edelstein- und Mineralienschätze
der Region. Auf Fruchtbarkeit und Wild-
reichtum weisen die aus demWald ragen-
den Köpfe zweier Hirsche, eines Bären und
eines Fuchses hin. Dem Bergfuß entsprin-
gen die vier Flüsse „Mein“, „Sall“, „Eger“
und „Nab“. Die Aufschrift der Rückseite
verherrlicht das Fichtelgebirge mit seinen
Bodenschätzen und seinen verkehrsrei-
chen Flüssen Main, Saale, Eger und Naab,
auf denen der Warentransport zum wirt-
schaftlichenWohlstand beitrug: „Der Fich-
telberg bin Ich genand /.In obern Fran-
cken woll=bekand /Vir Schiffreiche Wasser
auß mir komen frey /. fein Silber golt ertz
Vnd Bley, den mein laß / Ich in francken
ein, hergegen bekom/ ich da den wein,
die Sall die läufft / in Sachsen, alda ist mir
die frücht / gewachsen, die eger die läufft
inß /Böhmerland. da kömpt mir daß/Vieh
wieder zu hand / die Nab die läufft / durch
die Pfaltz [Oberpfalz] Dargegen lest si /mir
wieder dass / Saltz“.
Gläser mit Ochsenkopfdekor und Lob-
gedichten auf das Fichtelgebirge sind in
zahlreichen Exemplaren überliefert. Das
bislang älteste datierte Beispiel stammt von
1656, das jüngste von 1792.
A.S.
Lit.:
Rückert, Glassammlung, S.107f., Kat.-Nr.198,
Taf.60; Strasser, Glas, S.137f., Kat.-Nr.72
Große Humpen mit Emaildekor
gehörten im 17. Jahrhundert zu den
beliebtesten Trinkgläsern der oberen Stände.
07 Bierberühmtheiten und Bierschätze
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