136 A
Hans Steyrer mit Spazierstock
und Uhrenkette
München, um 1900 | Fotografie |
Kurt Erber, München
136 B
Spazierstock des Steyrer Hans
1892 | Stahl, Messing,
L. 95cm, Ø13cm, Gewicht 5kg |
Münchner Stadtmuseum (
PS-V
01784)
D
ie ausdrucksstarke Fotografie zeigt
den „Steyrer Hans“ (1849–1906) im
Alter von wohl gut 50 Jahren, nach dem
Ende seiner Athletenkarriere. Der mus-
kelbepackte Mann mit dem imposanten
Schnurrbart war zu dieser Zeit in Mün-
chen längst eine lebende Legende und
verstand sich auch so zu präsentieren.
Kuriose persönliche Gegenstände, darun-
ter eine angeblich 20 Kilogramm schwe-
re marmorne Schnupftabaksdose, wiesen
ihn als Kraftkerl aus: Auf der Fotografie
aus dem Besitz seines Urenkels Kurt Er-
ber sind seine massive Uhrenkette und
sein zehn Pfund schwerer Spazierstock
zu erkennen. Den Stock hatte Steyrer laut
der eingravierten Widmung „von seinem
Freund u. Spezi Sebastian MillerWeltmeis-
terschaftsringer Chicago (Amerika) 1892“
geschenkt bekommen. Freundschaftliche
Ringkämpfe gegen den ebenfalls aus
München stammenden Miller gingen für
Steyrer zweimal mit einer Niederlage und
einmal, im Oktober 1892, mit einem Un-
entschieden aus.
Schier unschlagbar war der 1849 im
Münchner Vorort Allach geborene Johann
Baptist Steyrer beim Steinheben. Diese
Kraftsportart lernte er wohl als Metzger
geselle im oberbayerischen Lenggries
kennen. Beim „Stoahebn“ ging es darum,
einen Steinquader an einem einzementier-
ten Metallring für einige Sekunden vom
Boden zu „lupfen“ − die genaue Hebe-
höhe scheint damals im Gegensatz zu heu-
te nachrangig gewesen zu sein. Der Stein
stand zwischen zwei Podesten, auf die sich
der Athlet mit je einem Fuß stellte. Er ging
in die Hocke, ergriff das Seil, an dem der
Der mit außerordentlicher Körperkraft
gesegnete Metzger und Wirt Hans Steyrer wurde
als „bayerischer Herkules“ berühmt.
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