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Andreas Graser, genannt „Schlenkerla“
Bamberg, 1880er-Jahre | Fotografie |
Brauerei Schlenkerla, Bamberg
D
as bereits im 15. Jahrhundert nach-
weisbare, 1538 als Gaststätte belegte
Haus „Zum Blauen Löwen“ im Bamberger
Sandgebiet stammt in seiner Bausubstanz
aus der Zeit um 1660. Mitte des 18. Jahr-
hunderts ging es auf die Familie Heller
über. Deren Namen trägt die dazugehörige
Brauerei mit dem überregional beliebten,
aus Rauchmalz hergestellten Bamberger
Rauchbier offiziell heute noch. Bekannter
sind Brauerei und Ausschank aber unter der
Dialektbezeichnung „Schlenkerla“.
Dieser Spitzname wurde dem Hel-
ler-Bräu Andreas Graser (1843–1905) ver-
passt. Er war nach seinem Vater Konrad
der zweite Eigentümer aus der Familie
Graser, deren Nachkommen die Braue-
rei bis heute führen, und übernahm den
Betrieb im Jahr 1875. In einer Zeit der
steigenden Umsätze und harten Konkur-
renz im Brauwesen erwarb Andreas Graser
1896 ein Grundstück mit Felsenkeller am
Oberen Stephansberg, um dort Bier zu la-
gern und im Sommer auszuschenken. Die
Fläche wurde später durch Zukäufe erwei-
tert, 1936 beziehungsweise 1971 wurden
die Produktionsanlagen der Brauerei vom
Stammhaus dorthin verlagert.
Ob Andreas Graser tatsächlich beim
Abladen von Fässern die Rösser durchgin-
gen, er vom Bierfuhrwerk überrollt wur-
de und danach humpelte oder ob er aus
anderen Gründen beim Gehen „mit seina
Orm a wengla gschlenkert hot“, also mit-
hilfe der Arme das Gleichgewicht gehal-
ten hat, lässt sich nicht mehr nachweisen.
Auf jeden Fall war derber Witz im Spiel,
wie auch der Rest des überlieferten ober-
fränkischen Zweizeilers offenbart: „Drum
homs’n Schlenkerla getauft aus Übermut
und Spott.“
Viel gescherzt wurde sicher auch im
„Ventilator-Eck“ des Wirtshauses, dessen
humorvolles Stammtischbuch
(B)
sich er-
halten hat. Es verzeichnet denkwürdige
Ereignisse bei denTreffen des Stammtisches,
Der Name der traditionsreichen Bamberger
Gasthausbrauerei „Schlenkerla“ geht auf
den Spitznamen des Wirts Andreas Graser zurück.
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