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C
oletta Möritz (1860–1953),in der Nähe
von Pöttmes (Lkr. Aichach-Fried-
berg) als uneheliches Kind einer Kleinbau-
erntochter geboren, zog mit ihrer Mutter
nach München und stand mit 16 Jahren
als „Biermadl“, also Hilfskellnerin, beim
Sternecker-Bräu imTal ein. Dort verkehr-
ten auch Mitglieder der Künstlergesellschaft
„Allotria“, unter ihnen Friedrich August
Kaulbach (1850–1920), dem das attraktive
Biermädchen auffiel. 1878 bat er Coletta
Möritz, ihm für eine Skizze Modell zu ste-
hen.
Auf der Grundlage dieses Motivs soll-
te Coletta als „Schützenli(e)sl“ weithin –
und bis heute – zur Werbe-Ikone werden.
Im Juli 1881 fand auf der MünchnerThere
sienwiese das
VII
.Deutsche Bundesschießen
statt. Mit der Ausgestaltung dieses Groß
ereignisses der Schützenvereine beauftragte
das Festkomitee einheimische Künstler.Die
Idee zur „Schützenliesl“ stammte wohl von
dem Maler Rudolf Seitz (1842–1910), der
zusammen mit demArchitekten Gabriel von
Seidl (1848–1913) den Festplatz entwarf.Die
Gebäude − hauptsächlich eine große Fest-
halle und dieWirtschaften zum „Goldenen
Hirschen“, zum „Blinden Schützen“, zum
„Wilden Jäger“ und zur „Schützenlisl“ −
waren in einem historistischen Stilgemisch
mit Anklängen an mittelalterliche Kirchen
und Burgen ausgeführt. Mit der Dekoration
des markanten Turms der „Schützenlisl“,
für den eine entsprechende Frauengestalt
vorgesehen war, wurde Kaulbach beauf
tragt. Er schuf dafür ein gut fünfeinhalb
Meter hohes Kolossalgemälde der schö-
nen Coletta, die ihrerseits in der von der
Münchner-Kindl-Brauerei betriebenen,
134
Die „Schützenliesl“ zählt zu den
bekanntesten Symbolfiguren
bayerischer Wirtshaus- und Festkultur.
07 Bierberühmtheiten und Bierschätze
297
Katalog
134 A
Erinnerungsscheibe an das
VII. Deutsche Bundesschießen mit
Darstellung der „Schützenliesl“
Landshut, 1881 | Öl/Holz, Ø89cm |
Königlich Privilegierte Feuerschützen-
gesellschaft 1425 Landshut e.V.