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bier in bayern
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„Gasthof zur Post des Josef Jakob“ in Schaufling
Schaufling (Lkr. Deggendorf), um 1901/04 | Fotografie von Maximilian Maier
oder Josef Richtsfeld | Bildarchiv Freilichtmuseum Finsterau (P002737)
D
ie von dem Schauflinger Pfarrer, Bo-
taniker und Lichtbildner Maximilian
Maier (1862–1901), vielleicht auch von dem
in Schaufling tätigen Lehrer Josef Richts-
feld (1898–1909) angefertigte Fotografie ist
frühestens 1901 aufgenommen worden. In
diesem Jahr wurde dem Gastwirt Josef Ja-
kob die Konzession für die neu gegründe-
te Postagentur verliehen.Vor dem Gasthaus
macht die zweispännige Postkutsche Halt,
die zweimal täglich verkehrte, ab 1914 fuhr
ein Postauto. Neben der Kutsche steht der
örtliche Postbote Karl Schmid.
Der Gasthof wurde von Josef Jakob 1895
neu erbaut. Das Haus ist gemauert, die
Putzgliederung der Fassade und die gro-
ßen Fenster sind zeitgemäß. An der Traufe
ist zu erkennen, dass das Dach mit Falz-
ziegeln eingedeckt ist – zu einer Zeit, als in
den Dörfern des BayerischenWaldes noch
viele Bauten mit Schar- oder Legschindeln
gedeckt waren. Das aus Granit gehauene
Gewände der Haustüre zeigt am Sturz die
Hausnummer 34½. EineTafel neben derTür
weist die Postagentur aus (vgl.Kat.-Nr. 054).
Josef Jakob wirtschaftete erfolgreich bis zu
seinemTod im Jahr 1930.Danach wurde das
Anwesen mehrfach verkauft, 1997 wurde
die Gastwirtschaft aufgegeben.
M.O.
Quelle:
Freilichtmuseum Finsterau,Az. F4.2.3
Lit.:
Janik, Geschichte, S.26, 28, 45; Ortmeier,Wieder-
entdeckt; freundliche Hinweise von Andreas Schröck
Häufig sind Wirtshäuser nach ihrer
Funktion benannt. Im „Gasthof zur Post“
wurden die Pferde gewechselt,
während die Reisenden Einkehr und
kurze Rast halten konnten.
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