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bier in bayern
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Traggestell für Maßkrüge
Um 1900 | Eisendraht, gebogen,
33x25x25cm | Handwerksmuseum
Deggendorf (H 2557)
D
as aus Eisendraht gebogene Tragge-
stell stammt aus der Deggendorfer
Wagnerei Nirschl. Die Wagnerei im Öst-
lichen Stadtgraben 27 wurde von 1866 bis
1960 in zwei Generationen betrieben. Das
Traggestell für drei Maßkrüge war laut Aus-
kunft der letzten Besitzer täglich im Einsatz,
wenn der Lehrling damit in eine der zahl-
reichen Gassenschänken gehen und dort
frisch gezapftes Bier für die Brotzeit holen
musste. Bier wurde, bevor sich Bierflaschen
durchsetzten, üblicherweise im Krug aus
demWirtshaus geholt. Im Hausgang oder
an einem kleinen Fenster zur Straßenseite
hin – daraus leitet sich der Name Gassen-
schänke ab – konnte man sein Bier bestel-
len, ohne die Gaststube betreten zu müssen.
Der Straßenverkauf von offenem Bier war
noch bis in die 1960er-Jahre üblich, wurde
aber zunehmend durch das Flaschenbier
verdrängt, das Brauereien nun frei Haus
an Privatkunden lieferten, sodass dieWirte
ihre Vorrangstellung als „Bierquelle“ ver-
loren. DerVerkauf von Bier anTankstellen,
in Getränkemärkten und im Supermarkt
bereitete dem Bierverkauf über die Gasse
dann endgültig ein Ende.
U. S.
Lit.:
Heckhorn/Wiehr, München und sein Bier
„Bier to go again“: Bis weit in das
20. Jahrhundert holte man vielerorts
sein Bier im Krug beimWirt.
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