04 Zwischen Biertisch und Kegelbahn
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Katalog
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Das Wirtshaus – ein Ort
des Genusses, des Gesprächs, des Vergnügens
und der Geselligkeit.
D
ie Wirte in Freising waren – unge-
wöhnlich für dieses Gewerbe – in
einer Zunft beziehungsweise zunftähn-
lichen Vereinigung zusammengeschlos-
sen. Dies bezeugen neben der Lade
eine Fahne von 1826 mit der bezie-
hungsreichen Darstellung der Hoch-
zeit zu Kana (Stadtmuseum Freising –
Sammlung des Historischen Vereins) und
vor allem schriftliche Dokumente: ein
Einschreibbuch (1765–1867) sowie ein
Gedenk- und ein Rechnungsbuch, beide
aus dem 19. Jahrhundert (Bibliothek des
Historischen Vereins Freising).
Die Zunftlade enthielt gewöhnlich die
Kasse, das Petschaft und wichtige Schrift-
stücke der Zunft. Sie hatte hohe symbo-
lische Bedeutung für die Vereinigung und
war unverzichtbarer Bestandteil bei den
Versammlungen der Zunftmitglieder.
DieVorderseite der hier gezeigten Lade
ziert eine Einlegearbeit aus ausgeschnitte-
nem und graviertem Zinnblech, das in an-
schaulicher Weise auf den Berufsstand der
Wirte anspielt, indem sie eine Vielzahl an
Themen anspricht, die mit demWirtshaus-
besuch verbunden sind. Dargestellt ist ein
Wirtshaustisch mit Bierkrug, Spielkarten,
Würfel, Pfeife,Brett,Radi,Messer, Salzstreu-
er undWeckerl.Zum Bier darf demnach die
Brotzeit mit frisch geschnittenem, gesal-
zenem Rettich und Brot nicht fehlen. Zum
Wirtshausbesuch gehören ebenso die Pfeife
und das Kartenspiel. Unter demTisch döst
ein Hund. Eine Anschreibetafel (vgl. Kat.-
Nr. 063) vervollständigt die von Akanthus-
ranken dekorativ gerahmte Szene.
U.G.
Lit.:
Götz, Zunftaltertümer, S. 128 –130; Heinemann,
Entwicklung; Mayer-Pfannholz,Aus dem Historischen
Museum Freising, S.26–29
056
Lade der Freisinger Wirte mit der Darstellung eines Wirtshaustisches
Freising, 2. Hälfte 18. Jahrhundert | Eiche, Einlagen in Laubholz
und Zinnblech, Eisenbeschläge, 31,5x43x28,5cm |
Stadtmuseum Freising – Sammlung des HistorischenVereins (3209)