04 Zwischen Biertisch und Kegelbahn
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Katalog
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Auch die Wirtshäuser bedienten sich
der Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommenen
Postkarten als Werbemittel.
D
er Postkartenautomat stammt aus
einem Wirtshaus auf dem Tauben-
berg bei Warngau, einem um 1900 belieb-
ten Ausflugsziel im bayerischen Alpenvor-
land. Das „Gasthaus am Taubenberg“ war
in Besitz der Stadt München, die seit den
1880er-JahrenTrinkwasser aus dem Mang-
falltal bezog und zur Sicherung derVersor-
gung einen Großteil der Fläche des Tauben-
bergs aufkaufte. Zwischen 1897 und 1920
betriebThereseWittmann ausWarngau das
in einem Blockbau untergebrachte Aus-
flugslokal.
Um die Jahrhundertwende nutzten
vieleWirtshäuser die wenige Jahrzehnte zu-
vor eingeführten, hochmodernen Ansichts-
karten als Werbemittel. Die mit typischen
Bildmotiven wie Innen- und Außenansich-
ten des Lokals, nahe gelegenen Sehenswür-
digkeiten oder Landschaften bedruckten
Karten wurden von den Sommerfrischlern
und Ausflüglern als Andenken oder zum
Versenden an die Daheimgebliebenen gern
gekauft. Laut Familienüberlieferung konn-
te Therese Wittmann allein vom Verkaufs-
erlös der Postkarten die Pacht an die Stadt
München bestreiten.
Warenautomaten wurden in Deutsch-
land erstmals Ende der 1880er-Jahre aufge-
stellt. ImTrend der Zeit liegend, verbreite-
ten sie sich rasant. Bald schon gab es eine
große Bandbreite technisch ausgeklügelter
„automatischer“Verkäufer, die an Bahnhö-
fen, in Wirtshäusern und anderen öffentli-
chen Orten zum Einsatz kamen.
J. Bo.
Lit.:
Hornbostel/Jockel,Automatenwelten;
Kemp/Gierlinger, Münzautomaten
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Postkartenautomat
Warngau (Lkr. Miesbach), um 1900 |
Automat: Metall, teils gefasst, Glas,
75x41x20cm; Postkarten: Papier, bedruckt |
Freilichtmuseum Glentleiten des
Bezirks Oberbayern, Großweil (1985/2412)