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04 Zwischen Biertisch und Kegelbahn

181

Katalog

052

Auch die Wirtshäuser bedienten sich

der Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommenen

Postkarten als Werbemittel.

D

er Postkartenautomat stammt aus

einem Wirtshaus auf dem Tauben-

berg bei Warngau, einem um 1900 belieb-

ten Ausflugsziel im bayerischen Alpenvor-

land. Das „Gasthaus am Taubenberg“ war

in Besitz der Stadt München, die seit den

1880er-JahrenTrinkwasser aus dem Mang-

falltal bezog und zur Sicherung derVersor-

gung einen Großteil der Fläche des Tauben-

bergs aufkaufte. Zwischen 1897 und 1920

betriebThereseWittmann ausWarngau das

in einem Blockbau untergebrachte Aus-

flugslokal.

Um die Jahrhundertwende nutzten

vieleWirtshäuser die wenige Jahrzehnte zu-

vor eingeführten, hochmodernen Ansichts-

karten als Werbemittel. Die mit typischen

Bildmotiven wie Innen- und Außenansich-

ten des Lokals, nahe gelegenen Sehenswür-

digkeiten oder Landschaften bedruckten

Karten wurden von den Sommerfrischlern

und Ausflüglern als Andenken oder zum

Versenden an die Daheimgebliebenen gern

gekauft. Laut Familienüberlieferung konn-

te Therese Wittmann allein vom Verkaufs-

erlös der Postkarten die Pacht an die Stadt

München bestreiten.

Warenautomaten wurden in Deutsch-

land erstmals Ende der 1880er-Jahre aufge-

stellt. ImTrend der Zeit liegend, verbreite-

ten sie sich rasant. Bald schon gab es eine

große Bandbreite technisch ausgeklügelter

„automatischer“Verkäufer, die an Bahnhö-

fen, in Wirtshäusern und anderen öffentli-

chen Orten zum Einsatz kamen.

J. Bo.

Lit.:

Hornbostel/Jockel,Automatenwelten;

Kemp/Gierlinger, Münzautomaten

052

Postkartenautomat

Warngau (Lkr. Miesbach), um 1900 |

Automat: Metall, teils gefasst, Glas,

75x41x20cm; Postkarten: Papier, bedruckt |

Freilichtmuseum Glentleiten des

Bezirks Oberbayern, Großweil (1985/2412)