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Storielle
Konradin – das tragische Ende des letzten Staufers
Am Meer vor den Toren Neapels, am 29. Oktober 1268. Salziger
Wind fegt über den Platz mit dem Blutgerüst. Bewaffnete halten
die Menschenmenge zurück, die sich von der Stadt herandrängt.
Nun geht der erst sechzehnjährige Konradin, letzter Nachfahre
der großen Stauferkaiser und gebürtiger Bayer, seinen letzten
Gang zum Schwert des Henkers. Seine Getreuen erleiden dieses
Schicksal mit ihm. Konradins Versuch, sein ererbtes Königreich
Sizilien zurückzuerobern, endet auf dem Richtblock.
Konradin von Staufen wurde 1252 als Sohn König Konrads IV. und
seiner Gemahlin Elisabeth von Bayern auf Burg Wolfstein bei
Landshut geboren. Er wuchs unter der Vormundschaft seines
Onkels, Herzog Ludwig des Strengen, in Altbayern und Schwaben
auf. Väterlicherseits war Konradin der Enkel Friedrichs II.
Dieser war sowohl römisch-deutscher Kaiser als auch König von
Sizilien gewesen, zu dem damals auch Süditalien gehörte. Die
deutsch-sizilianische Doppelherrschaft wurde vom Papst erbittert
bekämpft, weil sie den Kirchenstaat wie eine Zange von Norden
und Süden zu zerquetschen drohte. Seit dem Tod Kaiser Friedrichs
II. im Jahr 1250 war diese Stauferherrschaft in Auflösung
begriffen. 1265 übertrug der Papst als Lehensherr Siziliens
dieses Land dem Franzosen Karl von Anjou.
Zwei Jahre später brach Konradin, nun fünfzehn Jahre alt und
Letzter seines Geschlechts, mit einem Heer nach Süden auf, um
sich sein sizilianisches Erbe zu erkämpfen. Unterstützt, wohl
auch gedrängt, wurde er dabei von seinem bayerischen Onkel und
von staufischen Parteigängern in Deutschland und Italien. Seine
Chancen standen gut, er konnte im Juli 1268 sogar gegen den
Willen des Papstes triumphal in Rom einziehen. Als er jedoch am
23. August in der Schlacht von Tagliacozzo gegen Karl von Anjou
eine vernichtende Niederlage erlitt, war sein Schicksal
besiegelt. Er versuchte zwar noch, mit einer Schar Begleiter
übers Meer nach Sizilien zu entkommen, wurde jedoch
gefangengenommen, an Karl von Anjou ausgeliefert und in Neapel
eingesperrt. Vom Todesurteil im anschließenden
Hochverratsprozess soll Konradin beim Schachspiel erfahren
haben.
In der Landesausstellung „Bayern–Italien“ können Sie Konradins
historischer Gestalt, aber auch der legendenhaften Erinnerung an
ihn nachspüren.
Text: Michael Nadler