.
Bayern-Italien -> storielle -> Konradin
Storielle

Konradin – das tragische Ende des letzten Staufers

Am Meer vor den Toren Neapels, am 29. Oktober 1268. Salziger Wind fegt über den Platz mit dem Blutgerüst. Bewaffnete halten die Menschenmenge zurück, die sich von der Stadt herandrängt. Nun geht der erst sechzehnjährige Konradin, letzter Nachfahre der großen Stauferkaiser und gebürtiger Bayer, seinen letzten Gang zum Schwert des Henkers. Seine Getreuen erleiden dieses Schicksal mit ihm. Konradins Versuch, sein ererbtes Königreich Sizilien zurückzuerobern, endet auf dem Richtblock.

     
Grabesstatue für Konradin, den letzten Staufer, Entwurf: Bertel Thorvaldsen 1833 im Auftrag des bayerischen Kronprinzen Maximilian, Thorvaldsens Museum, Kopenhagen Kurz vor seiner Hinrichtung übergibt der 16-jährige Konradin Ring und Handschuh zu treuen Händen an Heinrich von Waldburg; Kunstsammlungen der Fürsten zu Waldburg-Wolfegg, Schloss Wolfegg  
     


Konradin von Staufen wurde 1252 als Sohn König Konrads IV. und seiner Gemahlin Elisabeth von Bayern auf Burg Wolfstein bei Landshut geboren. Er wuchs unter der Vormundschaft seines Onkels, Herzog Ludwig des Strengen, in Altbayern und Schwaben auf. Väterlicherseits war Konradin der Enkel Friedrichs II. Dieser war sowohl römisch-deutscher Kaiser als auch König von Sizilien gewesen, zu dem damals auch Süditalien gehörte. Die deutsch-sizilianische Doppelherrschaft wurde vom Papst erbittert bekämpft, weil sie den Kirchenstaat wie eine Zange von Norden und Süden zu zerquetschen drohte. Seit dem Tod Kaiser Friedrichs II. im Jahr 1250 war diese Stauferherrschaft in Auflösung begriffen. 1265 übertrug der Papst als Lehensherr Siziliens dieses Land dem Franzosen Karl von Anjou.

Zwei Jahre später brach Konradin, nun fünfzehn Jahre alt und Letzter seines Geschlechts, mit einem Heer nach Süden auf, um sich sein sizilianisches Erbe zu erkämpfen. Unterstützt, wohl auch gedrängt, wurde er dabei von seinem bayerischen Onkel und von staufischen Parteigängern in Deutschland und Italien. Seine Chancen standen gut, er konnte im Juli 1268 sogar gegen den Willen des Papstes triumphal in Rom einziehen. Als er jedoch am 23. August in der Schlacht von Tagliacozzo gegen Karl von Anjou eine vernichtende Niederlage erlitt, war sein Schicksal besiegelt. Er versuchte zwar noch, mit einer Schar Begleiter übers Meer nach Sizilien zu entkommen, wurde jedoch gefangengenommen, an Karl von Anjou ausgeliefert und in Neapel eingesperrt. Vom Todesurteil im anschließenden Hochverratsprozess soll Konradin beim Schachspiel erfahren haben.

In der Landesausstellung „Bayern–Italien“ können Sie Konradins historischer Gestalt, aber auch der legendenhaften Erinnerung an ihn nachspüren.

Text: Michael Nadler