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Storielle
Casanovas Abenteuer in Augsburg und München
Sein
Ruhm als Frauenheld und Verführer ist sprichwörtlich. Weniger
bekannt ist, dass Giacomo Casanova seinen Leidenschaften auch in
Bayern gefrönt hat. Dabei waren dem Venezianer seine rastlosen
Reisen durch ganz Europa nicht unbedingt in die Wiege gelegt.
Geboren 1725 als Sohn eines Schauspielerpaares, versuchte er
sich in seiner Jugend als Jurist, Geistlicher und Seesoldat. Er
eignete sich eine beträchtliche Allgemeinbildung an und wurde zu
einem geistreichen Denker und Schriftsteller; für einen
Erwerbsberuf konnte er sich aber nicht entscheiden. Bestimmend
für sein Leben wurden zwei außergewöhnliche Fähigkeiten: Er
verstand es Frauen zu bezaubern und er konnte sich
einflussreicher Gönner versichern. Diesen hohen Herrschaften
verkaufte er sich gewandt als Magier, Diplomat, ideenreicher
Unternehmer oder unterhaltsamer Gesellschafter.
War Casanova als junger Mann in Venedig zu Hause, so führte er
ab 1756 ein Nomadenleben. Dieses begann mit seiner spektakulären
Flucht aus den berüchtigten Bleikammern, dem mit Bleiplatten
ausgekleideten Gefängnis unter dem Dach des Dogenpalastes.
Casanova war 1755 wegen Verbrechen gegen Religion und Moral von
den venezianischen Inquisitori di Stato verhaftet und verurteilt
worden. Auch später zwangen ihn riskante Liebschaften, kritische
literarische Äußerungen und Geldschulden häufig, seinen
Aufenthaltsort überstürzt zu verlassen.
Vergleichsweise glimpflich – wenngleich auch nicht ganz ohne
Kalamitäten – verlief Casanovas Reise nach Augsburg und München
im Jahr 1761. Als Gesandter in Diensten des portugiesischen
Königs reiste er nach Augsburg, wo ein Friedenskongress den
Siebenjährigen Krieg beenden sollte. Begleitet wurde er von
Cathérine Renaud, der früheren Freundin des sächsischen
Ministers Graf Brühl, mit der Casanova eine leidenschaftliche
Affäre hatte. Das Paar begab sich zunächst nach München, wo
Casanova beim Glücksspiel sein ganzes Geld verlor. Zudem steckte
er sich mit einer Geschlechtskrankheit an, sodass ihm der
Aufenthalt in München „eine Art Verdammnis“ erschien. Ohne
Cathérine reiste Casanova nach Augsburg, wo er ein Haus gemietet
hatte. Hier begab er sich in die Obhut des fürstbischöflichen
Leibarztes Algardi, dem es gelang die Krankheit auszukurieren.
Wegen der politischen Großwetterlage fand der geplante
Friedenskongress nicht statt, doch Casanova blieb noch bis Ende
1761 in Augsburg. Er trat dort als Gönner einer fast bankrotten
italienischen Theatertruppe auf - die Soubrette und die junge
Tochter des Prinzipals hatten es ihm angetan. Seine
diesbezüglichen erotischen Wünsche erfüllten sich bei einem
Gelage in einem Augsburger Gasthof, das er in seinen
Lebenserinnerungen genüsslich für die nachwelt festgehalten hat.
Und auch mit zwei schönen Augsburgerinnen, nämlich Annemirl,
seiner Köchin, und Gertrud, der Tochter seines Vermieters,
erlebte er denkwürdige Liebesabenteuer. In der Landesausstellung
können Sie überprüfen, wie gutaussehend der venezianische
Verführer wirklich war …
Text: Michael Nadler