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Storielle

Casanovas Abenteuer in Augsburg und München

Der sprichwörtliche Verführer Giacomo Casanova aus Venedig, Collezione Bignami, Genua (Foto Andrea Sorgoli)Sein Ruhm als Frauenheld und Verführer ist sprichwörtlich. Weniger bekannt ist, dass Giacomo Casanova seinen Leidenschaften auch in Bayern gefrönt hat. Dabei waren dem Venezianer seine rastlosen Reisen durch ganz Europa nicht unbedingt in die Wiege gelegt.

Geboren 1725 als Sohn eines Schauspielerpaares, versuchte er sich in seiner Jugend als Jurist, Geistlicher und Seesoldat. Er eignete sich eine beträchtliche Allgemeinbildung an und wurde zu einem geistreichen Denker und Schriftsteller; für einen Erwerbsberuf konnte er sich aber nicht entscheiden. Bestimmend für sein Leben wurden zwei außergewöhnliche Fähigkeiten: Er verstand es Frauen zu bezaubern und er konnte sich einflussreicher Gönner versichern. Diesen hohen Herrschaften verkaufte er sich gewandt als Magier, Diplomat, ideenreicher Unternehmer oder unterhaltsamer Gesellschafter.

War Casanova als junger Mann in Venedig zu Hause, so führte er ab 1756 ein Nomadenleben. Dieses begann mit seiner spektakulären Flucht aus den berüchtigten Bleikammern, dem mit Bleiplatten ausgekleideten Gefängnis unter dem Dach des Dogenpalastes. Casanova war 1755 wegen Verbrechen gegen Religion und Moral von den venezianischen Inquisitori di Stato verhaftet und verurteilt worden. Auch später zwangen ihn riskante Liebschaften, kritische literarische Äußerungen und Geldschulden häufig, seinen Aufenthaltsort überstürzt zu verlassen.

Vergleichsweise glimpflich – wenngleich auch nicht ganz ohne Kalamitäten – verlief Casanovas Reise nach Augsburg und München im Jahr 1761. Als Gesandter in Diensten des portugiesischen Königs reiste er nach Augsburg, wo ein Friedenskongress den Siebenjährigen Krieg beenden sollte. Begleitet wurde er von Cathérine Renaud, der früheren Freundin des sächsischen Ministers Graf Brühl, mit der Casanova eine leidenschaftliche Affäre hatte. Das Paar begab sich zunächst nach München, wo Casanova beim Glücksspiel sein ganzes Geld verlor. Zudem steckte er sich mit einer Geschlechtskrankheit an, sodass ihm der Aufenthalt in München „eine Art Verdammnis“ erschien. Ohne Cathérine reiste Casanova nach Augsburg, wo er ein Haus gemietet hatte. Hier begab er sich in die Obhut des fürstbischöflichen Leibarztes Algardi, dem es gelang die Krankheit auszukurieren. Wegen der politischen Großwetterlage fand der geplante Friedenskongress nicht statt, doch Casanova blieb noch bis Ende 1761 in Augsburg. Er trat dort als Gönner einer fast bankrotten italienischen Theatertruppe auf - die Soubrette und die junge Tochter des Prinzipals hatten es ihm angetan. Seine diesbezüglichen erotischen Wünsche erfüllten sich bei einem Gelage in einem Augsburger Gasthof, das er in seinen Lebenserinnerungen genüsslich für die nachwelt festgehalten hat. Und auch mit zwei schönen Augsburgerinnen, nämlich Annemirl, seiner Köchin, und Gertrud, der Tochter seines Vermieters, erlebte er denkwürdige Liebesabenteuer. In der Landesausstellung können Sie überprüfen, wie gutaussehend der venezianische Verführer wirklich war …

Text: Michael Nadler