Direkt zur Haupt Navigation springen.
Direkt zum
Inhalt springen
Souvenirjäger - Herzog Maximilian Philipp von Bayern
Mein Kollege spricht geradezu fließend Italienisch. Das ist gut
für uns, weil er für uns sämtliche Briefwechsel mit Italien
erledigen kann. Und das ist kein kleiner Posten in der
Vorbereitung einer Landesausstellung zum Thema „Bayern-Italien.“
Sehr nett war auch, dass er von einer Dienstreise frisch
vermahlenen Espresso aus einer italienischen Bar mitbrachte. Ein
geschmackvolles Mitbringsel. Eine daraufhin durchgeführte kleine
Umfrage unter den der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
Hauses der Bayerischen Geschichte ergab, dass man sich aus
Italien unter anderem Presnitz aus Triest (ein Kuchen),
Bergamotte-Seife aus Kalabrien, Heiligenbildchen aus dem
Vatikan, Blumentöpfe von der Insel Ischia, einen Trüffelhobel
aus Udine und natürlich Wein, Olivenöl, Muscheln und Sand,
Nudeln und Salami mitgebracht hat. Ob diese Souvenirs die
Jahrhunderte überdauern werden?
Herzog Maximilian Philipp von Bayern (hier ein Kupferstich aus
dem Münchner Stadtmuseum, Sign. M I/384) hatte sich von seiner
Italienreise 1665/66 auch etwas mitgebracht: ein Leichentuch.
Ungefähr vier Meter lang und einen Meter breit. Aus Turin. Nein,
nicht das Original, sondern eine Kopie, ein „willkommenes
Geschenk“ seines Schwippschwagers Carl Emanuel von
Savoyen-Piemont. Dieser hatte zudem angeordnet, dass die Kopie
im Beisein des bayerischen Herzogs mit dem originalen Grabtuch
berührt wurde. Max Philipp brachte also nicht irgendetwas mit
von seinem Aufenthalt in Turin mit, sondern eine Kostbarkeit:
eine veritable Berührungsreliquie, die er 1677 der Pfarrkirche
seiner Herrschaft Türkheim vermachte, damit sie dort
immerwährend verehrt werden könnte. Ein außergewöhnliches und
nördlich der Alpen auch äußerst seltenes Mitbringsel.
Text: Ralf Skoruppa