04 Zwischen Biertisch und Kegelbahn
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Katalog
„Sie zählt die schönen
Stunden nur“ – und die Biere,
die man genossen hat.
D
ie Funktion des ungewöhnlichen Ge-
genstands erschließt sich aus der Auf-
schrift: „Sie zählt was du getrunken nur“.
Auf der in Form einer Münze gearbeiteten
„Uhr“ lässt sich die Zahl der konsumierten
Biere einstellen, indem man den an einer
Kette hängenden Miniaturmaßkrug in das
entsprechend bezifferte Loch steckt. Ob es
sich dabei um ein kleines Bier oder um
eine Maß handelt, wird nicht unterschie-
den, doch die höchstmögliche Zahl von
zwölf Bieren stellt so oder so eine beacht
liche Menge dar. Die Bieruhr erlaubte
dem Gast, den Überblick zu behalten und
nach dem Stand der Uhr seine Zeche zu be-
gleichen. Es gab sie auch mit einem Dreh-
mechanismus oder – angebracht auf dem
Deckel des Bierkrugs – zum händischen
Weiterstellen.
Bieruhren waren nicht im allgemei-
nen Gebrauch, sie scheinen vor allem von
Stammgästen verwendet worden zu sein.
Auch als Werbegeschenke erfüllten sie ih-
ren Zweck, wie die hier gezeigte Bieruhr
eines bayerischen Herstellers von Filtern
und Belüftungsanlagen für das Brauwesen.
Heute wird der Bierkonsum im Gasthaus
mit einem Strich auf dem Bierdeckel ver-
merkt oder elektronisch erfasst, Bieruhren
gerieten in Vergessenheit.
C.D.
Lit.:
Smolorz, Kulturgeschichte, S.25
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Bieruhr
München (?), um 1950 | Eisen,
1,8x 4 x10,7 cm | Minis Raritätenstadl,
DominikusWeiß, Polling
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