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bier in bayern
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Bierfilzl
Um 1900 | Haarfilz, 1,1x11,8x12cm |
Germanisches Nationalmuseum,
Nürnberg (BA 3335)
D
ie auch als Bierdeckel bezeichneten
Untersetzer für die Bierkrüge wurden
ursprünglich aus Haarfilz hergestellt – da-
raus leitet sich auch die in Bayern übliche
Bezeichnung „Bierfilzl“ ab. Sie dienen dazu,
den herunterlaufenden Bierschaum und
das Kondenswasser des Krugs aufzusaugen,
können aber auch, besonders im Freien,
als Deckel verwendet werden, um das Bier
vor herabfallendem Laub, durstigenWespen
oder Ähnlichem zu schützen.
Heute werden Bierdeckel aus saugfä-
higer Pappe verwendet, die in der Regel
zugleich als Werbeträger für die Brauereien
dienen. Sie werden kostengünstig produ-
ziert und haben zudem denVorteil, dass sie
hygienischer und stärker saugfähig sind als
jene aus Filz, die nach Gebrauch getrock-
net werden mussten. ImWirtshausalltag be-
währte sich der Bierdeckel aus Pappe auch
bei der Abrechnung. Hier wird die Anzahl
der getrunkenen Biere mit einer Strich-
liste vermerkt. Nicht zuletzt aber ist der
Bierdeckel ein Sammlerobjekt, seit in den
1890er-Jahren eine Dresdner Firma erst-
mals Bierdeckel aus Pappe herstellte. Die
ursprünglich von Hand hergestellten Ex-
emplare waren etwa 5 Millimeter dick und
unbedruckt. 1903 begann inWeisenbach im
Schwarzwald dann die Massenproduktion.
Von hier stammen heute etwa zwei Drittel
der 300 000 verschiedenen Bierdeckel, die
weltweit in allen denkbaren Gestaltungen
produziert werden.
C.D.
Lit.:
Krafft, Jagdmotive; Leiss, Bierstreik, S.24;
Wulf,Veronika:Alles auf Pappe, in: Süddeutsche Zeitung,
Nr.199 vom 31.8.2015, S.20
So praktisch wie unscheinbar – der Bierdeckel,
der die Tischplatte schützt und
der Kontrolle des Bierkonsums dient.
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