Außenbau – frontale Gesamtansicht –
Längsseite
Gewölbe der Eingangsrotunde mit den
zwei ersten seitlichen Travéen des Hauptraumes
Die Schlosskirche zur Erscheinung des Herrn wird Christoph Dientzenhofer zugeschrieben. Der Bauherr Johann Josef Graf von Sternberg (gest. 1700) stammt aus einer der ältesten Adelsfamilien in den böhmischen Ländern. Sein Name und sein Wappenzeichen – der Stern von Bethlehem – spielte auch für die Gestaltung der Kirche eine bedeutende Rolle. Der zwischen 1699 und 1711 entstandene Bau ist frei stehend. Nur an der Eingangsseite ist er mit einem hohen Vierkantturm an einen Schlossflügel angeschlossen und hat daher keine Eingangsfassade. Der Bautypus ist allgemein eine Ovalrotunde, die um eine querovale Chor- und Eingangsrotunde erweitert ist. Die merkwürdige Grundrissfigur des Kirchenbaus erinnert allerdings an eine Geige, denn die Wände sind abwechselnd fließend konkav und konvex gekurvt. Dieser geigenförmige Grundriss ist in der Baukunst eine große Seltenheit. Die Kurvierung bestimmt auch das Kircheninnere. Der Hauptraum ist ein gestrecktes Oktogon mit abwechselnden konkav und konvex schwingenden Seiten. Die Wände sind an den Hauptachsen länger als die Wände an den Querachsen. Im Gewölbe setzt sich das gestreckte Bogenachteck aus acht einschwingenden Seiten zusammen, deren Stichkappen mithilfe von Rippen einen achtzackigen Stern – das Wappenzeichen der Herren von Sternberg – bilden. Die Bögen fußen auf Wandpfeilern, die vorgelegte gekehlte korintische Pilaster mit schwungvollen, weit herausragenden „Gesimsköpfen“ haben. Der freskierte Innenraum ist sehr prächtig geschmückt und mit wertvollen Altären ausgestattet. Da die Kirche in allen ihren Teilen kurviert ist, machen auch die mehrschichtigen Außenwände jede Krümmung mit. Die Gliederung des hoch aufgesockelten Baus erfolgt durch ionische Doppelpilaster. Nur an der schmalen Chorseite sind zwei Säulen angebracht, auf denen ein gesprengter Rundbogengiebel der Ädikula fußt. Einen zweiten Giebel gibt es auf der Längsseite, der eine wellenartige, unregelmäßige Form hat. Die Kirche ist das erste Exemplar der kurvierten Architektur des extremen barocken Stils bei Christoph Dientzenhofer. Sie knüpft in einer höchst originellen Weise an Werke von Guarino Guarini an. Der italienische Architekt und Theatinermönch schuf 1679 für den Theatinerorden in Prag einen Entwurf für eine Marienkirche, der zwar nie verwirklicht wurde, die Prager Barockarchitektur aber nachhaltig beeinflusst hat. Der Schlosskapelle in Smiřice folgten drei weitere longitudinale Kirchen, die jede für sich einen Höhepunkt des Barocks in Böhmen bildet: St. Niklas auf der Kleinseite in Prag, St. Margarete in Břevnov, Klosterkirche St. Klara in Eger.