Außenbau von Nordwesten – Gesamtansicht


Innenraum – Architekturdetail – Pilasterkapitelle der Kompositordnung


Außenbau von Nordosten – Gesamtansicht


Innenraum – gesamte Frontalansicht zum Hauptaltar


Innenraum – seitliche Wandjoche mit Seitenaltären


Innenraum – Architekturdetail – Gebälkzone mit Pilasterkapitellen der Kompositordnung


Innenraum – schräger Blick zur Langhauswand mit Hauptaltar

Prag-Břevnov, Benediktinerklosterkirche St. Margarete

Das Benediktinerkloster in Prag-Břevnov wurde 993 von Herzog Boleslav II. und dem später heilig gesprochenen Adalbert gegründet und ist damit die älteste mönchische Institution in Böhmen. Nachdem die Hussiten das Kloster 1420 weitgehend zerstört haben, wurde Břevnov erst wieder ab 1668 erneuert, als sich das Land allmählich von den Folgen des Dreißigjährigen Kriegs erholt hatte. Die heutige Gestalt der barocken Klosteranlage entstand 1708–1745 nach Plänen von Christoph Dientzenhofer und seinem Sohn Kilian Ignaz, der seit 1716 in Břevnov tätig war. Der Baukomplex hat einen sehr repräsentativen Charakter und wirkt eher wie eine herrschaftliche Residenz, vor allem der Prälaturflügel mit dem prächtigen Maria-Theresia-Saal, in dem sich das berühmte Deckenfresko mit dem Pfauenwunder von Cosmas Damian Asam befindet. Der architektonisch und künstlerisch bedeutendste Bau ist allerdings die Klosterkirche St. Margarete, die Christoph Dientzenhofer 1708–1721 erbaute. Sie zählt zu der Gruppe der Bauwerke des so genannten „Radikalbarocks“. So werden in der böhmischen Kunstlandschaft Kirchen einer Architekturströmung bezeichnet, deren baukünstlerische Komponenten „dynamisch“ und „perspektivisch“ bis an die äußersten Möglichkeiten der barocken Auffassung entwickelt wurden. Diese Kirchen haben einen komplizierten, kurvig verlaufenden Grundriss. Die einzelnen Grundriss-, Raum- und Konstruktionseinheiten, oft in Form einer querovalen Rotunde, gehen ineinander über, überdecken und durchdringen sich zum Teil und verlassen damit das klassische Prinzip der klaren Folge der Raumteile. Alle Bauteile sind organisch sehr eng zusammengewachsen. Typisch sind die stark plastisch modellierten, bewegten und wellenden Baumassen, die auf den ersten Blick für den Betrachter oft schwer „lesbar“ sind. Diese „verwirrende“ Raum- oder Fassadenstruktur stützt sich jedoch auf ein ausgeklügeltes architektonisches System in Form von Pilaster- und Säulenordnung, die dem Auge helfen, die einzelnen Raumteile und Raumschalen „abzutasten“ und zu erkennen. So ist es auch in der Klosterkirche in Břevnov. Ihr longitudinaler Wandpfeilersaal wurde aus einer Abfolge von einander durchdringenden querovalen Rotunden konstruiert. Zusätzlich sind die Saalseiten durch längsovale Rotunden in den Abseiten zwischen den Wandpfeilern erweitert. Die markanten Wandpfeiler haben an den schräg zulaufenden Mauerspitzen jeweils zwei vorgelegte ionische Pilaster, deren Stirnseiten nicht parallel senkrecht zur Wand stehen, sondern diagonal gestellt sind, sodass dazwischen ein schmaler abgerundeter Wandabschnitt entstanden ist. An den Seiten des gekerbten Wandpfeilers sind noch so genannte Knickpilaster angebracht. Die Wandpfeiler fallen besonders durch ihre „Pfeilerköpfe“ – stark profilierte Gesimse – auf, die in den Raum hinausragen. Die querovalen Rotunden als Konstruktionshilfe, die nie vollständig zu sehen sind, sind immer nur „abschnittweise“ in der Architektur festgehalten worden. So lassen sich die Rotunden an den Krümmungen der Wände, an den gekehlten Pilastern mit ihrem weit vorkragenden Gesims und auf dem Gewölbe verfolgen. Dieses besteht aus einer Reihe sich abwechselnder Segel- und Linsengewölbeabschnitten, die mittels gekrümmter Gurte abgetrennt werden. Außen ist der hoch aufgesockelte Bau genauso kurviert. Da die Längsseite der Kirche parallel zur Straße liegt, hat sie dort ihre eigentliche „Hauptfassade“ und nicht im Westen. Auf dieser Fassade ist der Mittelrisalit von jeweils einem Wandabschnitt mit einer Kurvierung und ionischen Dreiviertelsäulen eingefasst. Diese befinden sich genau an der gleichen Stelle, an der sich innen eine Ovalrotunde in die Umfassungsmauer „durchdrückt“. Der Chor hat einen stark durchfensterten halbrunden Abschluss. Mit dem barocken Umbau der Anlage bekam das älteste Männerkloster in Böhmen einen der Bedeutung angemessenen, würdigen Rahmen und der kurvierte „Radikalbarock“ präsentiert sich hier in einer prächtigen Ausführung.

Impressum
Datenschutz
Kontakt