Gesamtansicht – Längsseite mit Eingangstor zum Friedhof


Presbyterium – frontaler Ausschnitt – architektonische Umrahmung von der Scheinarchitektur des Hauptaltars


frontale Gesamtansicht zum Presbyterium, Seitenaltären und einschwingenden Seitenwänden mit Glockenfenstern

Počaply bei Theresienstadt, St.-Adalbert-Kirche

Das Dorf mit der Kirche des hl. Adalbert in Počaply bei Theresienstadt gehörte seit dem Mittelalter dem Benediktinerkloster in Prag-Břevnov. Die Benediktiner haben auch Kilian Ignaz Dientzenhofer beauftragt, den Kirchenneubau 1724 bis 1727 auszuführen. Die kleine Kirche ist ein typisches Dientzenhofer-Beispiel fúr die Kombination eines Zentralbaus mit einer longitudinalen Erweiterung. Die Grundfigur bildet ein gestrecktes Oktogon mit vier längeren einschwingenden Seiten an den Hauptachsen und vier nur leicht nach innen gekrümmten Pilastertravéen an den Querachsen. Da über den Travéen jeweils ein Rundfenster mit einer Blendarkade eingelassen ist, kann man den Raum auch als Acht-Arkaden-Raum bezeichnen. Chor und Eingangsraum bilden jeweils eine querovale Rotunde. Ihre Öffnungsarkaden haben einen bogenförmigen Grundriss und greifen als Bogenarkaden in den Hauptraum hinein. Die zwei anderen Wände an der horizontalen Hauptachse weisen jeweils eine Blendarkade über dem großen Glockenfenster auf, das ebenfalls eine Bogenarkade darstellt. Die schmäleren Oktogonseiten der Querachsen haben im unteren Bereich jeweils eine Pilastertravée mit einer Kalottennische für Seitenaltäre und über dem Gesims ein Rundfenster durchbrochen. Das verkröpfte Gebälk der Pilastertravéen mit einem kräftig modellierten Gesims ragt unter der Bogenarkade der Chor- und Eingangsrotunde mit ihren spitz zulaufenden Kanten weit hinaus. Sie bildet damit ein schönes Ziermotiv.
Der Innenraum ist mit einer Flachkuppel gewölbt und nur weiß gestrichen. So kann die kurvierte Durchbildung der Architektur umso mehr zur Geltung kommen. Allein der Hintergrund des Hauptaltars von M. Tollinger mit einem Gemälde des hl. Adalbert von F. Liechtenreiter wurde mit der Scheinarchitektur eines üppigen Altars in einer Apside von F. Kutschera 1788 ausgestattet. Der vorzügliche Bau dieser Dorfkirche ist systematisch kurviert, selbst die Außenwände machen jede Kurve mit. Nur der alte Vierkantturm des Vorgängerbaus im Westen wurde von der Kurvierung nicht erfasst. Diese Dorfkirche war für die spätere St.-Johannes-von-Nepomuk-Kirche auf dem Felsen in Prag vorbildlich, die zu den bekanntesten Kirchen von Kilian Ignaz Dientzenhofer zählt. Seine Bauidee wurde offensichtlich auch über die Grenzen hinaus geschätzt, denn sie hat einen ziemlich genauen Nachfolgerbau in Bayern gefunden, wo die Pfarrkirche in Berbling bei Bad Aibling (1751–1756) von Abraham Miellauer als Maurermeister ausgeführt wurde.

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