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Plastinat eines stark vergrößerten
menschlichen Herzens
München, 2003 | 19x18x11cm, Organgewicht 1030g |
Institut für Pathologie, Klinikum Schwabing, München
(Organplastinat Nr.161/03)
D
as „Münchner Bierherz“, eine mas-
sive Vergrößerung des menschlichen
Herzens, wurde nach den Erkenntnissen
der Pathologie im 19. Jahrhundert auf über-
mäßigen Alkoholkonsum, hohe Kohlen-
hydrat- und übermäßige Flüssigkeitszufuhr
zurückgeführt.Otto von Bollinger (1834 bis
1906), von 1880 bis zu seinemTod Vorstand
des Pathologischen Instituts der Universi-
tät München, beschrieb dieses Phänomen
als „idiopathische Herzhypertrophie und
Dilatation“ (
IHHD
). Derartige Vergröße-
rungen von Herzen fanden sich laut den
Obduktionsberichten aus den letzten Jahr-
zehnten des 19. Jahrhunderts überwiegend
bei Beschäftigten aus dem Brauwesen, wo
solche Gesundheitsschädigungen aufgrund
des hohen Bierkonsums besonders häufig
waren. Angaben über einen jahrelangen
täglichen Bierverbrauch von bis zu 15 Li-
tern waren keine Seltenheit. Dazu trugen
vermutlich auch die großzügigen Rationen
an Haustrunk bei, mit denen Brauereien
ihre Arbeiter teilweise entlohnten.Wenn-
gleich die Herzerkrankung unter der griffi-
gen Bezeichnung „Bierherz“ bekannt wur-
de, ist ihre Entstehung aus medizinischer
Sicht vielschichtiger.
Unter anderem schädigen eine Ver-
minderung der Kalziumbildung sowie Ab-
bauprodukte des Alkohols den Herzmuskel.
Bei der voll ausgebildeten Krankheit sind
charakteristischerweise alle Herzkammern
und -vorhöfe verdickt und erweitert.Nicht
selten wird dabei das kritische Herzgewicht
von 500 Gramm weit überschritten,womit
die Leistungsfähigkeit des verdickten Herz-
muskels abnimmt.
A.R.
Lit.:
Bauer/Bollinger, Herzvergrösserung; Bollinger,
Häufigkeit; Meister, Münchner Bierherz
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Das „Münchner Bierherz“ galt
als Erkrankung, die man einem extrem hohen
Bierkonsum von bis zu 15 Litern täglich zuschrieb.
05 Von Viechrausch und Bierherz
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