der wichtigste Bestandteil unseres mönchischen Lebens. Deshalb versammeln wir uns bis zu sechsmal am Tag zum gemeinsamen Gebet. Und jeder, der irgendwie die Möglichkeit dazu hat, muss daran teilnehmen. Folglich dauert der Tag eines Mönchs oft von vier Uhr in der Früh bis spät in die Nacht hinein."
"Aber selbst Ihr Tag", bemerkte Ockel ironisch, "hat nur 24 Stunden; alles, was Sie uns aufgezählt haben, lässt sich beim besten Willen nicht darin unterbringen. Sie sollten ruhig zugeben, dass das eigentliche Mönchsleben durch Ihre zahlreichen Aktivitäten ziemlich in den Hintergrund gerückt ist."
Jochen schwieg. Von Ockel hatte schon recht. Längst nicht immer war es allen Mönchen möglich, das gemeinsame Gebet wahrzunehmen, ja, viele Mitbrüder beschwerten sich sogar, dass ihnen das häufige Chorgebet lästig sei und sie in ihren Forschungen oder sonstigen Tätigkeiten behindere. Aber konnte er diesen Männern begreiflich machen, dass in den aufgeklärten Zeiten auch ein Konvent nicht mehr wie Im Mittelalter leben konnte? Jedenfalls hatte er wenig Lust, darüber zu disputieren, denn das war ein heikler Punkt.
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Stattdessen meinte er nur: "Wir sollten vielleicht mit unserem Rundgang fortfahren, sonst halte ich die Herren gar zu lange auf. Im Konventgebäude befinden sich die Winterresidenz des Hochwürdigsten Herrn Abts und der Kapitelsaal, in dem sich die Mönche bei allen wichtigen Angelegenheiten versammeln. Ferner sind hier Küche und Vorratskammern sowie das Refektorium, der Speisesaal, untergebracht".
"Ah, der Speisesaal", warf der Sekretär ein, der seine Zurechtweisung schon wieder vergessen hatte. "Man erzählt sich ja mancherlei über die Benediktbeurer Küche ... sie soll wahrhaft eines Fürsten würdig sein ..."
"Das ist sie in der Tat", entgegnete Jocher eisig, "denn unser Koch versteht sein Handwerk. Dennoch ist sie einfach, und wir kennen kaum solche exotischen Genüsse, wie man sie in München liebt. Ich weiß überdies nicht, Herr Secretarius, ob sie an unseren Speisegewohnheiten sehr viel Freude hätten, denn wir pflegen während des Essens zu schweigen!"
Der Sekretär wurde rot und sagte nichts mehr, indes Jocher fortfuhr: "Im oberen Stock des Konventbaus befinden sich noch die Räume des Priorats, Amtsräume und unsre Zellen.
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Früher hatten alle Brüder nur einen gemeinsamen Schlafsaal, das Dormitorium, heute verfügt jeder über einen eigenen, kleinen Raum." "Das bringt mich auf etwas, Hochwürdiger Pater", unterbrach Ockel.
"Haben Sie und ihre Mitbrüder auch persönliches Eigentum? Geld? Schmuck? Möbel etc.?"
"Ich verstehe", sagte Jocher mit dem Ausdruck größter Verachtung in der Stimme, "Sie wollen auch das noch der Staatskasse einverleiben."
"Nein, durchaus nicht", widersprach Ockel, und zum ersten Mal war ihm seine Verärgerung anzumerken, "vielmehr sind solche Gegenstände ausdrücklich von der Beschlagnahme ausgenommen. Also haben Sie die Güte, meine Frage zu beantworten!"
"Wie Ihnen sicher bekannt ist", erklärte Pater Waldram daraufhin, "ist Nonnen und Mönchen eigentlich jeder persönliche Besitz verboten. Doch auch hier sind die Regeln nicht mehr ganz so streng. Der eine oder andere von uns mag sich etwas erspart haben, aus kleinen Geschenken der Familie zum Beispiel. Auch hat sich mancher einige Möbel oder Andenken von zu Hause mitgebracht. Reichtümer werden Sie freilich nicht finden. Wenn Sie mir jetzt in die Klosterkirche folgen wollen?"
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