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Ich werde mich
höheren Orts über Sie beschweren!" "Tun Sie das immerhin! Raub bleibt
dennoch Raub!" Tatsächlich beschwerte sich Ockel bei seiner vorgesetzten
Behörde in München über Klocker; daraufhin wurde Klocker im April kurzerhand
abgesetzt, noch bevor das Kloster endgültig aufgehoben war. Nun war
er nur noch ungebetener Gast im eigenen Haus ... Wie ungebeten, das
merkte er, als er sich im Juli zum letzten Male auflehnte. Ockel hatte
ihm nämlich mitgeteilt, dass der Kurfürst nunmehr die Benediktbeurer
Mönchsgemeinschaft aufgelöst habe. "Sie müssen sich entscheiden", hatte
der Kommissär erklärt, "ob Sie Mönch bleiben oder aus dem Orden austreten
wollen. Im ersteren Falle haben Sie sich in ein anderes Kloster zu verfügen,
das Seine Druchlaucht Ihnen zuweisen wird." Selbstverständlich hatte sich Klocker empört widersetzt: "In diesem Kloster habe ich meine ewigen Gelübte abgelegt. Nach der Regel des heiligen Benedikt bin ich lebenslänglich an diesen Ort gebunden. Ich werde also zum ersten Mönch bleiben und zum zweiten das Kloster nicht verlassen. Punktum!" Aber natürlich kam er damit nicht durch. Ockel drohte damit, ihn und ein paar Mitbrüder, die sich ebenso halsstarrig zeigten, durch Soldaten gewaltsam aus dem Kloster werfen zu lassen;
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aus München
kam gar die Ankündigung, man werde ihn ins Gefängnis stecken, wenn er
nicht gehorchen wolle. Da blieb nur eines: nachgeben. Am 31. Oktober
1803 verließ der kämpferische Abt Benediktbeuern für immer. Währenddessen
war die Aufhebung des Klosters zügig vorangegangen. Bis Ende März wurde
alles, was sich im Kloster befand, aufgelistet und geschätzt. Möbel,
Kutschen, Pferde, Getreidevorräte und andere Mobilien wurden versteigert.
Im April kam ein Fachmann, der Handschriften und Bücher nach ihrem Wert
sortierte. Alles Wertvolle brachte man, zusammen mit Gemälden, Kupferstichen,
Münzen und wissenschaftlichen Instrumenten, nach München. Die alte Pfarrkirche
wurde abgerissen, die öffentlichen Gottesdienste fanden nun in der Abteikirche
statt. Das Klosterland, das bisher von Bauern gegen Abgaben bewirtschaftet
worden war, fiel an den Staat, ohne dass sich für die Pächter etwas
änderte. Mönche und Klosterbedienstete erhielten Pensionen, sofern sie
nicht eine andere Beschäftigung fanden. Dann wurden die Gebäude, Äcker
und Wiesen zum Verkauf angeboten. Aber wer wollte sie schon haben? Überall
im Land konnte man Klosterbesitz erwerben. Der war zwar spottbillig,
aber für die ländlichen Bevölkerung immer noch zu teuer. Doch was sollte
zum Beispiel ein reicher Münchener mit einem Kloster anfangen?
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Schließlich
kaufte ein Industrieller die Klostergebäude und richtete dort seinen
Betrieb ein. Im alten Benediktinerkloster wurde nun Glas hergestellt.
Abt Klocker zog sich verbittert und enttäuscht nach München zurück.
Zwar versüßte ihm der Staat seinen Vorzeitigen Ruhestand mit einer stattlichen
Pension, aber was wog das schon gegen das Gefühl, einen solchen Kampf
verloren zu haben - den Kampf um sein Kloster, den er, so glaubte er
fest, für Gott geführt hatte? Karl Klocker hatte keine rechte Freude
mehr am Leben. Im Juni 1805 erkrankte er schwer und starb bald darauf. Ägidius Jais machte Karriere als Hochschulprofessor und brachte es bis zum Rektor der Universität Salzburg. Innozenz Ladurner starb als Pensionär in Benediktbeuern, wo er zu Miete wohnen bleiben durfte, ebenso wie Waldram Jocher. Der jüngste Mönch, Aloys Buchner, war erst Pfarrer, dann Professor und schließlich Domkapitular in Passau. Und Benno Winnerl? Dem erging es recht gut. Nach Beginn der Säkularisation hatte er sich schnell vom treuen Diener des Klosters zum treuen Diener des Staates gewandelt und bei der Aufhebung kräftig mitgeholfen. Zum Dank dafür wurde er noch 1803 zum Pfarrer der Gemeinde Benediktbeuern ernannt; 1815 erhielt er die gutbezahlte Stelle des Stadtpfarrers von Wasserburg. Das war das Ende Benediktbeuerns.
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Er wird sich
wohl nicht nach dem Klosterleben zurückgesehnt haben. Das Ende? Niemand
hätte damals geglaubt, dass es dort jemals wieder ein Kloster geben
würde. Aber mehr als ein Jahrhundert später kaufte ein anderer Orden
die Gebäude. Seitdem herrscht in Benediktbeuern wieder reges klösterliches
Leben. Und eine Säkularisation brauchen die Patres nicht mehr zu fürchten!
Sicherlich war das ein schändliches Treiben in St. Veit. Aber warum
führen Sie nicht all jene Klöster an, in denen tadellose Zustände herrschen?
Warum nicht Benediktbeuern, Andechs, Herrenchiemsee, Oberaltaich, Tegernsee
und wie sie sonst noch heißen? Wie können Sie es wagen, den unglücklichen
Weinberger zu nennen, den einzigen Fall, den einzigen, sage ich, wo
jemand den Anforderungen des Klosterlebens nicht gewachsen war? Warum
nennen sie nicht die Tausenden von Brüdern, die ihr ganzes Leben lang
Gott treu und fromm gedient haben? Ich will Ihnen sagen, warum Sie so
und nicht anders reden: Sie wollen Unrecht zu Recht machen, Sie wollen
Ihren lästerlichen Maßnahmen gegen Gottes Klöster das Mäntelchen der
moralischen Rechtfertigung umhängen. Das und nichts anderes ist Ihre
wahre Absicht!" Schwer atmend ging Klocker auf seinen Platz zurück.
Doch auch um Ockels kühle Gelassenheit war es nun geschehen. mit diesem
zornigen Abt war wirklich nicht zu reden!
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"Ich sehe, Sie
wollen sich nicht überzeugen lassen, Hochwürdiger Herr", rief er erbost.
"Schon immer hat es einsichtige Geistliche gegeben, die eine Kirche
ohne Macht und Reichtum forderten. Sie gehören leider nicht zu diesen
Einsichtigen. Sie gehören zu den Kirchenmännern, denen Macht mehr bedeutet
als Gott!" Klocker war sprachlos. War dieser Kommissär so bösartig,
oder hatte er ihn so mißverstanden? Er, Klocker, hatte jedenfalls keine
Kraft mehr zu disputieren. Er, Klocker, streckte die Waffen. Er erhob
sich mühsam, wie unter einer schweren Last, aus seinem Sessel und sagte
leise: "Tun Sie, was Sie für Ihre Pflicht halten. Und möge Gott Seiner
Durchlaucht und Ihnen verzeihen!" Ockel entgegnete kühl: "Möge er auch
Ihnen verzeihen, Herr Abt. Sie bitten, mir die Bücher vorzulegen; im
Namen Seiner Durchlaucht, des Allergnädigsten Herrn Kurfürsten, beginne
ich nunmehr, die Auflösung der Abtei Benediktbeuern zu vollziehen."
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