Er soll das
Kloster aufheben und allen Besitz mit dem Siegel Seiner Durchlaucht
belegt!“ Obwohl Klocker geahnt hatte, dass es so kommen würde, traf
ihn die Meldung wie ein Schlag. Eine Zeitlang starrte er dem Hausverwalter
ins Gesicht, ohne zu einer Entgegnung fähig zu sein. Schließlich wandte
er sich zu Pater Winnerl und sah ihm in die Augen. „Das trifft sich
ja seltsam günstig“, sagte er grimmig, „heute, wo ich nicht da bin!“
Der Pater wich seinen Blick aus und wurde rot. „Wenigstens rot wird
er noch“, dachte Klocker. Dann winkte er dem Kutscher, lief wortlos
zu Kutsche und sprang hinein. Er beugte sich aus dem Fenster, rief Winnerl
ein kurzes „Sie bleiben hier!“ zu, und schon ging´s im Trab den Weg
zurück, der er gerade erst gekommen war. Regungslos saß der Abt in der
Kutsche. Jetzt war es also soweit. Nun war das Ende der alten Klöster
gekommen. Hatte der Staat das Recht, all das zu beseitigen, was in tausend
Jahren entstanden war? Hatte er vielleicht sogar die Pflicht, um sein
weiteres Bestehen zu sichern? Klocker wusste es nicht. Aber niemand
konnte ihm verbieten, für sein Kloster zu kämpfen, solange er es vermochte.
Er schloss die Augen und lehnte sich zurück in die Polster. Tausend
Jahre hatten die Klöster die Geschichte des Deutschen Reiches und des
Herzogtums Bayern mitbestimmt.
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