Wirtschaftswunder
Mit Blick auf die enormen
sozialen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen
waren die meisten Zeitgenossen 1945 davon überzeugt, dass es
Jahrzehnte dauern würde, um die Folgen des Krieges vollständig
zu bewältigen. Umso spektakulärer musste der rasche ökonomische
Aufschwung des Landes in den frühen fünfziger Jahren empfunden
werden. Dieses „Wirtschaftswunder“ erlebten viele Menschen in
ihrem eigenen Leben in Form eines bescheidenen Wohlstands und
sozialer Sicherheit.
Bayern erlebte in den fünfziger und sechziger Jahren einen
nachhaltigen wirtschaftlichen Modernisierungsschub, der aus dem
Agrarland der Vorkriegszeit einen wichtigen Wirtschaftsstandort
machte. Den Grundstein für den wirtschaftlichen Erfolg Bayerns
in der zweiten Jahrhunderthälfte bildeten verschiedene
florierende Wirtschaftszweige, darunter schon früh der
Dienstleistungssektor.
Diese Entwicklung war allerdings um 1950 noch nicht abzusehen –
damals galt Bayern, das lediglich einige industrielle Inseln
hatte und in „Zonenrandlage“ fernab der Kohlenreviere lag, als
Problemfall. Die erfolgreiche Strukturpolitik der CSU- und
SPD-geführten bayerischen Staatsregierungen, eine passende
Weltwirtschaftslage und der Fleiß und Aufbruchsgeist der
Menschen bewirkten jedoch einen raschen Anschluss an den
Aufschwung.
Ein weiterer Faktor für die rasante wirtschaftliche Entwicklung
war die Offenheit gegenüber moderner Technologie. Nicht zufällig
stand der erste Kernreaktor Deutschlands in Bayern. Ab 1957 bot
das „Atom-Ei“ in Garching bei München den Forschern der
Technischen Universität die Möglichkeit, den Anschluss an die
internationale Wissenschaft und Technik zu finden.
Die fünfziger Jahre waren die Zeit der Motorisierung der
Landwirtschaft. Traktoren wurden Voraussetzung für
rentables Arbeiten.
(Bild: Haus der Bayerischen Geschichte) |
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Atomkraft galt als Energie der Zukunft: Das „Atom-Ei“
entstand 1957 im damals noch dörflichen Garching bei
München.
(Foto: DLG-Mitteilungen)
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