Erinnerungen an die Heimat
Ein Koffer
aus Sardinien
Mit
diesem Koffer reiste Paolo Falloni 1964 von Sardinien
nach Deutschland. Der Koffer enthielt das Wichtigste,
was ihm seine Mutter für die erste Zeit in der Fremde
mitgegeben hatte: eine Caffetiera, eine Kaffeekanne,
zwei Tassen, sardische Gnocchi, eine Hose und zwei
Hemden. Freunde hatten ihn überredet, in Bayern sein
Glück zu versuchen. Er dachte, er würde maximal drei bis
vier Wochen bleiben. Als Gastarbeiter fand er einen Job
bei der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei
Augsburg (SWA). Schnell fasste Paolo Falloni Fuß und
identifizierte sich immer stärker mit seiner neuen
Heimat. 1969 gründete er den Fussballclub AC Torres
Augsburg. Zunächst spielte er dort mit italienischen
Kollegen aus der Textilfabrik. Mit der Zeit kamen auch
Spieler anderer Nationen dazu. „Wir waren richtig
international“, sagt Paolo Falloni. Und am Rande eines
Fußballspiels lernte er „eine schöne Frau“ kennen. Am
Anfang haben sie sich nur mit Händen und Füßen
verständigt. Doch rasch wurde es immer besser. Sie
heirateten und bekamen drei Kinder. „Es kann gar keinen
besseren Grund geben, um da zu bleiben!“ |
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Kaffee statt
Bier
Vor
Paolo Fallonis Abreise nach Deutschland legte ihm seine
Mutter besonders die Espressokanne ans Herz: „Du wirst
sehen, die brauchst Du, in Deutschland trinken alle nur
Bier, da kannst Du Dir Deinen eigenen Kaffee kochen!“,
erinnert er sich. |
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„Spezialgeschirr“ für den Espresso
Aus
diesen Tassen trank Paolo Falloni 1964 seinen ersten
Espresso in Deutschland. Kanne und Tassen stammen aus
seiner Heimat Sardinien und sind aus Ton und Kork
gefertigt. |
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Ein zäher
Kampf für die Liebe
Dieser
Aschenbecher begleitete Nicola Antonio Gabriele 1957
nach Deutschland. Der gelernte Schuster kam als
Gastarbeiter nach Bayern. Zunächst fing er in der
Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld als Landarbeiter
an. Dort hielt er es jedoch nur wenige Tage aus. Er zog
weiter nach Bobingen, wo er als Knecht auf einem
Bauernhof Arbeit fand. Den Entschluss, aus dem sonnigen
Süden ins kühle Schwaben zu ziehen, sollte Toni, wie ihn
bald jeder am Ort nannte, nicht bereuen. Er lernte auf
dem Bauernhof seine spätere Frau kennen. Zunächst
stellten sich die Schwiegereltern quer – eine Verbindung
mit einem Italiener wollten sie für ihre Tochter nicht
in Betracht ziehen. Doch Toni blieb hartnäckig und nahm
die Schwiegereltern schließlich so für sich ein, dass
sie nicht nur der Hochzeit zustimmten, sondern bis zu
ihrem Tod auf engstem Raum in einer Wohnung mit Tochter,
Schwiegersohn und Enkelin lebten. |
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Erster
Italiener im Betriebsrat
Im
Jahr 1960 nahm Toni Gabriele bei dem Bobinger
Textilunternehmen Trevira eine Arbeit an. Er war einer
der ersten Italiener, die es in den Betriebsrat
schafften. Während der Sommermonate ging es jedes Jahr
für vier Wochen nach Mafalda, Tonis zwischen Pescara und
Foggia gelegenem italienischen Heimatort. Die 1057
Kilometer legte die Familie von Anfang an im Auto
zurück. „Es war immer ein deutsches Auto, von den
italienischen hielt er nicht viel“, erinnert sich
Tochter Renata Rupprich an ihren Vater. Von einem dieser
Urlaube brachten sie diesen Plattenspieler mit. Wenn
italienische Schlager liefen, schwelgte Toni in
Erinnerungen an seine erste Heimat. |
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