Erster
Italienurlaub mit 13 Jahren
Seine
erste Reise nach Italien kam Siegfried Bachter 1950 wie
ein Abenteuer vor. Augsburg lag noch in Trümmern, an
Urlaub war für die meisten Menschen überhaupt nicht zu
denken – noch dazu im damals so fernen Süden. Bachters
Großmutter stammte aus Italien, in den großen
Sommerferien besuchte er mit ihr seine Verwandten im
Trentino. Doch einfach in den Zug setzen und losfahren,
funktionierte nicht. „Damals musste man sich ein
italienisches Visum besorgen und für Österreich ein
Durchreisevisum“, erinnert sich Bachter. An jeder Grenze
gab es ein bis zwei Stunden Aufenthalt, bis sie
„durchgefilzt“ waren. Mit seinen Verwandten, die für den
ganzen Urlaub bürgen mussten, ging Bachter fast jeden
Tag aufs Feld – und lernte so Italienisch. Bachters
Lateinkenntnisse aus dem Schulunterricht halfen ihm
dabei sehr. Als Höhepunkt der Reise ging es für einen
Tagesauflug nach Venedig. Bis heute bewahrt Siegfried
Bachter den dort erworbenen Markuslöwen als
Briefbeschwerer auf. |
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Ein
Urlaubsparadies mit durchgelegenen Betten
Dieser
kunstvoll gedrehten Chiantiflasche konnten Marianne und
Xaver Brandmair einfach nicht widerstehen. Auf ihrer
ersten Italienreise im Jahr 1959 erwarben sie das Stück
voller Stolz in Salo am Gardasee. Ein Auto besaßen sie
zu dieser Zeit noch nicht; sie waren mit dem Zug bis
nach Kufstein und weiter mit dem Bus nach Salo gefahren.
Da das Geld knapp war, durfte es für das junge Ehepaar
nur eine ganz einfache Pension sein. Bis heute sehen sie
das Zimmer noch vor sich: „Alles war uralt, der Schrank
ging nicht zu, das Bett war durchgelegen, Toilette und
Waschgelegenheit befanden sich auf dem Gang.“ Und
trotzdem war es ein wunderbarer Urlaub. „Es war ein
überwältigendes Gefühl“, schwärmt Marianne Brandmair:
„Endlich Urlaub, so was kannten wir bis dahin ja gar
nicht!“ |
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Ein Badetag
am Gardasee
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Als Erhard und Erna Rittweg
1960 heirateten, fehlte ihnen für eine
Hochzeitsreise schlicht das Geld. Erst zwei
Jahre später konnte sich das Ehepaar die Reise
leisten. Das Ziel ihrer Träume: das Südufer des
Gardasees. Die sonnenüberflutete Promenade von
Desenzano steht Erna Rittweg noch heute vor
Augen: „Das war unser allererster gemeinsamer
Urlaub. Zwei Wochen nur wir zwei. Und dann
dieser wunderbare Ort. Es war einfach toll!“
Unterwegs waren die Rittwegs mit dem Zug bis zum
Brenner und dann im Bus – mit italienischen
Fahrern. „Das war mörderisch“, erinnert sich
Erhard Rittweg. „Wie die in die Kurven gerast
sind ...“ Doch kaum war das Reiseziel erreicht,
war auch Erhard Rittweg begeistert vom Flair des
Südens. Um sich abzukühlen, sprang er in
Desenzano kurzerhand ins Wasser und schwamm
hinüber nach Sirmione – immerhin fünf Kilometer!
Zweieinhalb Stunden ohne Unterbrechung! Seine
Frau begleitete ihn im Paddelboot. Abends beim
Münchner Bier wurden die Erlebnisse mit anderen
Hotelgästen ausgetauscht. Über den „Schwimmtag“
schüttelten alle den Kopf: „So ein Aufwand, und
das im Urlaub! Wo bleibt denn da die Erholung?“
Für die Rittwegs war es jedoch ein
unvergessliches Erlebnis. Als Souvenir brachten
sie diesen Bastesel aus Sirmione mit. Die beiden
Fläschchen Vino Santo sollen erst bei der
Goldenen Hochzeit getrunken werden ...
Hoffentlich sind sie noch genießbar! |
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Gondel mit
zweifachem Erinnerungswert
Ihre
erste Italienreise führte Katharina Zerrle und ihren
Mann nach Venedig: „Das war 1952, wir waren damals ein
Jahr verheiratet.“ Die viertägige Reise mit dem Bus. Kam
Katharina Zerrle wie ein Traum vor: „Es war doch für uns
schon fast ein Wunder, über die Grenze zu kommen!“
Entsprechend fröhlich war die Stimmung: „Wir haben im
Bus die ganze Zeit gesungen.“ Wenn sie sich heute die
Urlaubsfotos anschaut, wundert sie sich, wie wenig
Menschen darauf zu sehen sind: „Am Markusplatz waren
fast nur Tauben, am Lido hatten wir alle Freiheit, die
wir uns wünschen konnten.“ In aller Ruhe konnten sie
Land und Leute kennenlernen. Ungewohnt waren die langen
Nudeln: „Wie sollten wir die essen, da hatten wir ja gar
keine Ahnung ...“ Als romantischen Höhepunkt hatten sich
die Zerrles eine Gondelfahrt vorgenommen. Doch dem stand
ausgerechnet Herrn Zerrles Höflichkeit im Weg: Während
sie eine der ersten an Bord war, gab er den Kavalier mit
besten Manieren und ließ alle anderen Fahrgäste vor -
bis die Gondel voll war und die Eheleute getrennt
voneinander fahren mussten. Katharina Zerrle hätte
heulen können vor Enttäuschung. Als Trost und zur
Erinnerung schenkte ihr Mann ihr diese Gondel aus
Metall. Erst Jahre später entdeckte Katharina Zerrle
einen weiteren Erinnerungsschatz: Ihr Vater hatte
unbemerkt in der der Gondel einen kleinen Zettel mit
guten Wünschen „für ein glückliches Leben“ deponiert.
„Als ich ihn entdeckte, war er leider schon gestorben,
sodass ich mich nie dafür bedanken konnte.“ |
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Hitzefahrt
und Dauerregen
Der
Bus, der Eva Streit, ihren Verlobten und ihre Eltern im
Sommer 1966 von Augsburg nach Senigallia brachte, war
heiß und stickig. Eine Klimaanlage gab es nicht. 15
Stunden dauerte die Fahrt, angehalten wurde nur einmal
kurz in Venedig. Und kaum waren sie am Ziel angekommen,
begann es zu regnen: „Es war fürchterlich. Es regnete
uferlos!“, erinnert sich Eva Streit. Und dennoch hat sie
den Urlaub in bester Erinnerung. „Aufgrund des
schlechten Wetters haben wir uns sehr viel angeschaut,
viele Ausflüge in die Umgebung gemacht und die
malerische Steilküste besucht.“ Damit sie wenigstens
etwas Sommer mit nach Hause bringen konnte, kaufte sie
dieses Bild mit der Ansicht eines sonnigen Fischerdorfs. |
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Zu viert in
einem Hotelzimmer
Als
16-jähriges Mädchen fuhr Eva Streit 1962 mit ihren
Eltern und ihrer Cousine zum ersten Mal nach Italien.
Das Ziel war Jesolo, wo sie zu viert für eine Woche in
einem einfachen Hotelzimmer wohnten. „Das war damals
ganz selbstverständlich und der größte Luxus, den wir
uns leisten konnten.“ Als Höhepunkt der Reise ging es
für einen Tag nach Venedig. Dort erstand Eva Streit
diesen Kerzenhalter. Er erinnert sie bis heute an die
Gondelfahrt, die im Sightseeing-Programm nicht fehlen
durfte. |
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Stille
Schönheit
Diesen
tönernen Frauenkopf aus Rom erhielt Eva Streit als
Urlaubsmitbringsel von ihrer Cousine. Obwohl Eva Streit
noch schönere Stücke dieser Art hat, bewahrt sie ihn
gerne auf: „Er ist so typisch für die späten 50er Jahre,
und für diese Zeit habe ich einfach ein Faible.“ Ihre
Eltern waren vertrieben worden und mussten nach dem
Krieg von vorn anfangen. „Für mich als Kind und
Heranwachsende war das trotzdem eine tolle Zeit, voller
Aufbruch und Energie. Daran erinnere ich mich gerne.“
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Die Ewige
Stadt auf dem Geldbeutel
Rudolf
Görner hatte sich bei seinem ersten Italien-Urlaub 1955
einiges vorgenommen. 13 Tage ging es im Bus quer durchs
Land. Über Venedig und Florenz führte die Pauschalreise
bis nach Rom. In der Ewigen Stadt begab er sich auf
Entdeckungsreise,besuchte das Colosseum, das Forum
Romanum und den Vatikan. „Das Beste daran war, dass es
den Tourismus, wie wir ihn von heute kennen, noch gar
nicht gab. Damals hat man das Land noch ganz natürlich
erleben können.“ Ein besonderes Erlebnis war der Besuch
des Petersdoms in Rom. Zur Erinnerung kaufte sich Rudolf
Görner diesen Geldbeutel, den er heute noch verwendet,
wenn er auf Reisen geht. |
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Erinnerung
an den Canale Grande
Auf
der Rückfahrt von Rom machte Rudolf Görners Reisegruppe
1955 Station in Venedig. Das Hotel lag direkt am Canale
Grande. „Es war einmalig“, schwärmt der
Italienliebhaber, „der Ausblick über die herrliche
Stadt, die Gondeln, das Wasser ...“ Als Souvenir brachte
er diese Karaffe aus Murano-Glas mit nach Hause. |
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Eine
Espressotasse aus Venedig
Eine
Woche Gardasee. Schönstes Septemberwetter und
kristallklares, warmes Wasser, das zum Baden einlud.
Gertrud Görner hat ihren ersten Italienurlaub von 1957
in bester Erinnerung. Höhepunkt der Reise war der
Tagesausflug nach Venedig mit dem Bus. Von dort stammt
auch diese Espresso-Sammeltasse. Sie erhielt einen
Ehrenplatz im heimischen Wohnzimmer und sie wird auch
nicht benutzt, sondern sorgsam als Sammelstück bewahrt. |
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Eine Radtour
voller Abenteuer
Mit
dem Rad über die Alpen nach Italien: Edwin Spiß traute
sich diese (Tor-)Tour mit einem Freund 1953 zu. Von
Augsburg ging es für die 17-jährigen über den
Reschenpass nach Verona und weiter bis Venedig. Um im
starken Gegenwind Richtung Füssen schneller
voranzukommen, hängten sich die beiden Radler an einen
Lkw an. Der Freund verlor das Gleichgewicht und landete
im Straßengraben. Gleich am ersten Tag ein
Erste-Hilfe-Einsatz, um die Schürfwunden verarzten – ein
schlechterer Start war fast nicht denkbar! Und dennoch
ließen sich die beiden nicht entmutigen und hielten die
nächsten drei Wochen tapfer durch. „Der Drang nach
Süden, die Reize eines fremden Landes zogen uns immer
weiter“, erinnert sich Erwin Spiß heute. Jeden
Nachmittag schlugen sie ihr Zelt an einer anderen Stelle
auf. Da es noch keine Campingplätze gab, suchten sie in
freier Natur nach geeigneten Plätzen – vorzugsweise
dort, wo es Wasser gab. Zwischen Bozen und Meran dann
der nächste Schock: Sie hatten ihr Zelt in unmittelbarer
Nähe eines Steinbruchs aufgeschlagen. Als sie sich
gerade von der Etappe ausruhten, wurden sie von einer
mächtigen Detonation aus dem Schlummer gerissen. Vor den
herabstürzenden Gesteinsbrocken fanden sie hinter dicken
Baumstämmen Schutz. Glücklicherweise passierte ihnen
nichts, auch Zelt und Fahrräder wurden nicht getroffen.
Da das Zelt keinen Boden hatte, konnten sie es nur bei
gutem Wetter benutzen. Als es in den Dolomiten einen
Wolkenbruch gab, suchten sie in einem Heustadel Schutz.
„Da waren aber schon fünf Italiener, die den gleichen
Plan hatten. Wir stellten uns radebrechend vor, die
Italiener öffneten sofort eine Flasche Rotwein, und grad
schön hatten wir’s!“ Endlich in Venedig angekommen,
schauten sie sich in der fremden Stadt begeistert um.
Kontakt zu Einheimischen, eventuell sogar zu
italienischen Mädchen, hatten sie nicht. „Die
Sprachbarrieren waren doch zu groß, und da wir ständig
unterwegs waren, blieb auch wenig Zeit.“ Heimkehren
wollte Edwin Spiß jedoch nur mit einem Souvenir. In
Venedig erwarb er diese Vase aus feinstem Murano-Glas.
Im unteren Teil sind Gondeln und Möwen als hauchdünne
Silberauflagen aufgebracht. Die Vase war für seine
Mutter gedacht. Glücklicherweise überstand das
zerbrechliche Gut die Rückfahrt unversehrt – die
sorgfältige Verpackung mit Holzwolle und Papier machte
sich bezahlt. |
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Verlorene
Idylle
Dieser
Aschenbecher fängt das malerische Positano der frühen
1960er-Jahre ein. Heute ist von der saftig grünen
Landschaft nur noch wenig geblieben. Große Hotelanlagen
fressen sich die Hänge der Steilküste hinauf. Am Strand
stehen die Sonnenschirme in Reih und Glied. Die Idylle
des verschlafenen Fischerdorfes ist längst passé. |
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Die
Rialtobrücke am Handgelenk und ein quakender Freund fürs
Leben
Dieses
Blecharmband mit den typischen Ansichten Venedigs
erhielt Edeltraud Mayer als Erinnerung an ihren ersten
Italienurlaub. Gemeinsam mit ihren Eltern, ihrer
Schwester und ihrem Onkel fuhr sie 1957 in den
Osterferien zum Campen an den Lido di Jesolo. Als
Achtjähriger kam ihr die Reise wie ein Abenteuer vor.
Von München aus ging es mit dem Auto zunächst zum
Gardasee und am nächsten Tag weiter bis zum Ziel. „Das
war ein alter, brauner Mercedes, und da wir volles
Gepäck und das Zelt dabei hatten, mussten wir uns auf
der Rückbank eng zusammenquetschen. Am Zirler Berg
kochte dann der Kühler. Wir mussten aussteigen und
Wasser holen“, erinnert sich Edeltraud Mayer. Die
Unannehmlichkeiten sollten aber noch weiter gehen: „Wir
hatten das Zelt nur geborgt und konnten es nicht richtig
verschließen. Nachts wurde es viel zu kalt und wir waren
darauf gar nicht vorbereitet.“ Aufgewogen wurde die
Kälte jedoch vom grandiosen Eindruck Venedigs. „Wir
fuhren mit dem Schiff hinüber, und von Weitem sahen wir
schon die schiefen Kirchtürme und dann diesen
gigantischen Dogenpalast mit den Vergoldungen. Das war
faszinierend!“ Am nachhaltigsten beeindruckte sie jedoch
etwas anderes: „Als meine Schwester und ich Gras für ein
Osternest sammelten, entdeckten wir auch einen kleinen
Laubfrosch. Der musste natürlich mit zurück nach
München!“ 13 lange Jahre sollte er es bei den Mayers
aushalten ... |
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Sehnsucht
nach lauen Abenden am Meer
Diese
Fischerfigur wurde in den 1960er-Jahren in Palermo
gekauft. 112.500 Lire, also 250 D-Mark kostete das Stück
damals. Die Kleidung ist typisch für Capri. „Er ist
einfach wunderbar gestaltet, wirklich ein kleines
Kunstwerk“, schwärmt Eva Detzel, zu deren Sammlung die
Figur gehört. Sie erinnert sich gern an Italien: „Der
Sommer, die lauen Abende am Meer, die malerischen
Fischerdörfer...“ Doch am meisten geschätzt hat sie die
elegante italienische Mode: „Ich habe mir jedes Mal neue
Schuhe mitgebracht, das war Pflicht.“ |
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Ein Speicher
voller Souvenirs
Dieses
Seidentuch wurde in den 1970er-Jahren in Rom erworben.
Es zeigt die typischen Sehenswürdigkeiten der „Ewigen
Stadt“: den Petersdom, das Colosseum, die Fontana di
Trevi. Persönliche Erinnerungen verbindet Eva Detzel
nicht mit dem Stück. Nachbarn haben es ihr angeboten:
„Die hätten es weggeworfen, und ich bin bekannt dafür,
dass ich das Alte und Schöne aufbewahre und sammle.“ Im
Lauf der Zeit hat Eva Detzel so ihren halben Speicher
gefüllt. „Es ist ein richtiger Fundus geworden und die
Theaterschulgruppe nutzt ihn dazu, um Requisiten für
ihre Aufführungen zu finden.“ |
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Versagende
Bremsen am Großglockner
Diese
Miniflasche Chiantiwein brachte Bernhard Haberstock 1954
als Souvenir für seine spätere Frau aus Italien mit nach
Hause. Mit dem Rad war er ganz allein von Augsburg nach
Venedig gefahren. Das Rad, Baujahr 1935, hatte er mit
einer Dreigang-Nabenschaltung eigenhändig modernisiert.
Auch das Zelt, das er mit auf die Reise nahm, war Marke
Eigenbau. „Etwas anderes konnte ich mir gar nicht
leisten“, sagt Bernhard Haberstock. Ganze zwei D-Mark
hatte er für die drei Wochen pro Tag zur Verfügung.
Körperlich war die Tour für den 17-Jährigen anstrengend,
aber machbar: „Ich fuhr damals alles mit dem Fahrrad,
das ging gar nicht anders.“ 80 bis 100 Kilometer legte
er pro Etappe zurück. Und auf der Rückreise sollte er
sein rot-weißes Wunder erleben: Den Anstieg zum
Großglockner hinauf schob er schwitzend das schwer
bepackte Rad. Oben freute er sich dann auf die Abfahrt.
Doch die Bremsen liefen heiß, und so ging es in
Schussfahrt steil bergab. „Zum Glück war unten gerade
die rot-weiße Pass-Schranke offen, weil ein Auto
durchfuhr. Da bin ich durchgesaust wie der Blitz!“ Erst
danach wurde das Terrain flacher, und Bernhard
Haberstock brachte das Rad keuchend aber glücklich zum
Stehen ... |
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Keine
kultur, keine Flirts, nur Strand
Diese
Basttasche bewahrte Christine Holl-Enzler vor der
Mülltonne. „Als meine Tante starb, wäre es das
Einfachste gewesen, die ganzen Sachen, die sie über die
Jahre aufgehoben hatte, wegzuwerfen. Es waren aber so
schöne Stücke dabei, dass ich sie einfach behalten
musste.“ Onkel und Tante waren seit den 1950er-Jahren
oft nach Italien gefahren und hatten viele Souvenirs mit
heimgebracht. Für Christine Holl-Enzler, die als Kind
nur ein einziges Mal im Urlaub war, stand fest: „Nach
dem Abi fahre ich auch endlich einmal nach Italien!“
1987 schuftete sie deshalb mehrere Wochen auf einer
Erdbeerplantage. Gemeinsam mit einer Freundin ging es
dann per Pauschalreise über die Alpen. „Irgendwo ganz
unten am Stiefelende waren wir, aber es war eine einzige
Enttäuschung!“ Zwei Wochen lang lagen sie nur am Strand,
keine Kultur, keine Abwechslung. „Und für heiße
Urlaubsflirts“, sagt Christine Holl-Enzler, „war ich zu
anspruchsvoll.“ |
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Urlaubssouvenir für den Faschingsball
Diese
Sonnenbrille erbte Christine Holl-Enzler von ihrer
Tante. Bis heute hebt sie Brille und Etui auf. Benutzt
wird sie höchstens einmal im Fasching. „Dann gehe ich
als schicke Dame der 50er Jahre.“ |
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Mit dem
Amphicar durch Venedig
Venedig
gehörte seit den 1950er-Jahren zu den beliebtesten
Reisezielen der Deutschen. Auch dort wollten viele nicht
auf das Auto als ihr liebstes Fortbewegungsmittel
verzichten. Hanns Trippel erfand die Lösung: das
„Amphicar“. Mit einem 38 PS-starken Vierzylinder-Motor
schaffte das Fahrzeug immerhin zwölf km/h im Wasser und
120 auf der Straße. Im August 1963 präsentierte die
Münchner Revue das kleine Wunder seinen Lesern als
Sensation: „Das ‚spritzige’ Erlebnis, von der Straße
direkt in den Fluß zu fahren ... soll jetzt Allgemeingut
werden.“ Mit verwunderlich wirkendem Pathos huldigt der
Reporter dem Ingenieur Trippel, „der schon für die
großdeutsche Wehrmacht eine automobilistische Zukunft
auf dem Wasser vorbereitete“. Tatsächlich baute Trippel
auf Erfahrungen auf, die er im militärischen Bereich
gesammelt hatte. Ab 1941 hatte er in großem Maßstab
Panzerspähwagen als Amphibienfahrzeuge für den
Kriegseinsatz der Wehrmacht produziert. Die Erwartungen,
dass das Amphicar „bald auch auf deutschen Flüssen und
Seen“ zu sehen sei, erfüllten sich jedoch nicht. Bereits
1965 wurde die Produktion bei Quandt in Berlin und
Lübeck eingestellt. Technische Unzulänglichkeiten und
Verschleiß waren einfach zu hoch. Für Sammler stieg
damit der Reiz. 200 Exemplare soll es heute noch geben. |
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Eine
Liebesbeziehung zwischen Bikinis und Papagalli
„Als
er den Arm um meine Hüften legen wollte, haute ich ihm
eine runter. Als auch das nichts nützte, rief ich laut
nach der Polizei!“ Das Erlebnis der 19-jährigen
Adria-Urlauberin Ursula aus Ludwigshafen war kein
Einzelfall. Für den italienischen
Fremdenverkehrsminister waren die Schuldigen schnell
gefunden: Es waren die „Papagalli“ – jene Italiener
also, die junge deutsche Frauen am Strand oder abends
beim Tanz „belästigten“. Mit Gefängnisstrafen wollte er
1964 die unsittlichen Annäherungsversuche ahnden. Doch
der Artikel zeigt die Wirkungslosigkeit dieser Drohung:
Zu viel nackte Haut zeigten die deutschen Urlaubsgrazien
in ihren Bikinis und zu reizvoll war für sie selbst der
Gelegenheitsflirt. „Franco“ verrät der Neuen
Illustrierten sein „Papagallo“-Rezept: „Ich gehe immer
auf Nummer Sicher. Ich laufe vor einem Mädchen her und
schau sie an. Wenn sie zurückschaut oder lächelt, dann
gehe ich hin und grüße sie in ihrer Landessprache. Das
wirkt immer.“ Der Aktionismus des Verkehrsministers
indes hatte gute Gründe: 1964 ging die Zahl der
deutschen Italien-Buchungen im Vergleich zum Vorjahr um
20 Prozent zurück. Doch waren es wirklich die
„Papagalli“, die die Deutschen aus ihrem Urlaubsparadies
vertrieben? Als wahre Gründe für den Rückzug der
Urlauber nennt der Bericht „Preise, Lärm und Essen“. Um
Geld zu sparen, wird den Feriengästen zur
Selbstversorgung geraten. Doch Obacht: „Bier ist
schlecht und teuer.“ Im Restaurant dagegen besonders zu
empfehlen: Fischsuppe – vorausgesetzt, man stört sich
nicht an dem darin enthaltenen „Meeresungeziefer“. Und
die Moral von der Geschicht? Trau fremden
Verkehrsministern nicht ... oder mit anderen Worten:
„Italien ist ein Paradies mit kleinen Fehlern. Aber
immer noch ein Paradies.“ |
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Gondola
classica
Als
klassisches Venedig-Souvenir brachte Sieglinde Hafner
diese Gondel in den 60er Jahren als Souvenir von einem
Italien-Urlaub mit. Gemeinsam mit ihrem Mann zeltete sie
in Iesolo und fuhr von dort aus hinüber in die
Lagunenstadt. Besonders gut erinnert sie sich noch an
das Wetter: „Es hat immer wieder geregnet, und das Zelt,
das wir von meinen Eltern geborgt hatten, war nicht
dicht. Wir mussten überall Töpfe aufstellen, die das
Wasser auffingen, und ich saß mit aufgespanntem
Regenschirm im Zelt...“ Ebenfalls gewöhnungsbedürftig
war das Essen: „Wir haben uns öfters selbst etwas
gekocht auf dem Campingplatz. Nur die Ravioli, die es
dort zu kaufen gab, waren fürchterlich!“ Doch Sieglinde
Hafner hat auch positive Erinnerungen an Italien: „Das
Meer, die Sonne, die Wärme und die leichte Lebensart der
Italiener haben mich besonders beeindruckt.“ |
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Vase aus
Ravenna
Diese
Vase erwarb Sieglinde Hafner Ende der 1960er-Jahre als
Erinnerungsstück in Ravenna. Sie hatte in Jesolo
gezeltet und war für einen Tag nach Ravenna gefahren. |
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Glaskunst
aus Murano
Dieses
Körbchen aus Murano-Glas erhielt Sieglinde Hafner in den
1960er-Jahren von ihrer Schwiegermutter geschenkt. Die
Schwiegereltern fuhren in den in den 1950e- und
60er-Jahren jedes Jahr für einige Wochen nach Gatteo
Mare an die Adria. |
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