Vor 175 Jahren, am 7. Dezember 1835, fuhr in Deutschland die
erste reguläre Eisenbahn. Die Dampflok hatte kein Geringerer
gebaut als George Stephenson aus Newcastle, der „Vater der
Dampflokomotive“. Die Lok kam aber nicht etwa in Preußen zum
Einsatz, wie man meinen könnte. Es war Bayern, das bereits im
19. Jahrhundert eine ganze Reihe von technischen Innovationen
auf den Weg brachte. Vom Nürnberger Plärrer, wo sich Tausende
Zuschauer versammelt hatten, startete der „Adler“ um 9 Uhr in
der Früh, um wohlbehalten im nahe gelegenen Fürth anzukommen.
Das Ereignis sollte sich bald schon als Initialzündung der
Industrialisierung erweisen, die sich entlang des rasch
wachsenden Schienennetzes entwickelte und die Zeit grundlegend
veränderte. Und das ist ganz wörtlich zu nehmen. Denn als
großräumig agierendes Transportunternehmen brauchte die
Eisenbahn nicht nur einheitliche Maße, Gewichte und eine
einheitliche Währung. Ein besonderes Problem war, dass es bis
1892 keine allgemeingültigen Zeitangaben in Deutschland gab. Da
immer die jeweiligen Orts- oder Landeszeiten galten, war jede
längere Zugfahrt mit ständigem Regulieren der Uhren verbunden.
Bald wurde eine einheitliche Eisenbahnzeit erforderlich, die
sich dann zur verbindlichen Standardzeit entwickelte. 1893 wurde
in Deutschland die Mitteleuropäische Zeit eingeführt, die große
Erleichterungen für alle am Verkehrs- und Wirtschaftsleben
Beteiligten mit sich brachte.
Der technische und wirtschaftliche Fortschritt bedeutete aber
auch eine große Verunsicherung vieler Menschen. Verlierer des
Strukturwandels waren zum Beispiel Fuhrunternehmer, Kutscher
oder Landwirte. Auf der anderen Seite waren gerade staatliche
Baumaßnahmen wieder ein sozialpolitisches Instrument,
Notleidenden eine Arbeitsgelegenheit und damit den
Lebensunterhalt zu sichern. Zur Vollendung des bayerischen
Hauptbahnnetzes in den 1870er Jahren kamen die Arbeiter nicht
mehr nur aus der näheren Umgebung der Baustellen oder
entfernteren Landesteilen, sondern auch aus dem Ausland, vor
allem aus Böhmen und Italien. Sie waren besonders dann
willkommen, wenn nicht genügend einheimische Arbeitskräfte zur
Verfügung standen.
Das Heft bietet viele interessante Hintergrundinformationen und
Bildmaterial, um die vielseitigen Zusammenhänge im
Schulunterricht anzusprechen. Die Aufsätze können dabei auch als
Grundlagen für Referate ausgegeben werden. Für ein Schulprojekt
bietet es sich an, die Zusammenhänge vom 19. Jahrhundert bis in
die Gegenwart fortzuführen und Schlaglichter auf die technischen
Entwicklungen und den damit verbundenen Strukturwandel zu
werfen.
Aufsätze aus Edition Bayern:
Die Entstehung der Ludwigs-Eisenbahn von Rainer Mertens
175 Jahre Eisenbahn von Emma
Mages:
Die Entwicklung des Hauptbahnnetzes 1835 bis 1880
Vizinal- und Lokalbahnen 1869 –1920/34
Eisenbahnbau und Eisenbahnbauarbeiter
Ein neuer Berufsstand: Der Eisenbahner
Die Eisenbahn und ihre Wirkungen: Alles verändert sich
Mit der Eisenbahn ins Industriezeitalter
Strukturwandel in der Landwirtschaft
Eisenbahn und Personenverkehr: Mobilität für jedermann
Mythos Eisenbahn
Krauss&comp. Lokomotiven für alle Spurweiten von Richard Winkler
Tipps für Vertiefungen und Exkursionen
Zum 175-jährigen Jubiläum finden zahlreiche Veranstaltungen an den verschiedensten Orten statt. Der Verband Deutscher Museums- und Touristikbahnen (VDMT) und seine Bahnen bieten Veranstaltungen das ganze Jubiläumsjahr über. Unter www.vdmt.de finden Sie eine Übersicht. Die bayerischen Museumsbahnen haben sich zusammengeschlossen und liefern Informationen zu den Veranstaltungen unter www.175-Jahre-Bahn-in-Bayern.de.
Im Fokus steht natürlich Nürnberg: Unter www.bahnjahr2010.nuernberg.de werden alle Veranstaltungen in Nürnberg und Fürth aufgeführt. Viel ist geplant in diesem Jubiläumsjahr: Ausstellungen und Sonderschauen, Lokschuppen-Feste und jede Menge Sonderfahrten in historischen Zügen. Dazu kommen zahlreiche Führungen und Vorträge zum Thema „175 Jahre Eisenbahn“. So wird die Geschichte der Eisenbahn lebendig und erlebbar. Eine kleine Auswahl an Veranstaltungen haben wir für Sie zusammengestellt. Ansonsten finden Sie auf den einschlägigen Webseiten mehr Informationen.
Das Bildarchiv der
Eisenbahnstiftung bietet eine Fülle historischer Fotografien zum
Thema Eisenbahn.
www.eisenbahnstiftung.de/bg
23.6.–12.12.2010 –
Museum Industriekultur Nürnberg
„Die Strecke des Adlers“
Mit dem „Adler“ kam der
Aufschwung: Die erste deutsche
Eisenbahn zog die staunenden Bürger und bald darauf rührige
Unternehmer an, die sich mit ihren Firmen entlang der Strecke
ansiedelten: Schuco, Triumph und
die Hercules-Werke etwa, AEG und Quelle. Wie sich die Landstraße
entlang der Bahnstrecke von Nürnberg nach Fürth in eine
pulsierende Verkehrsader und die Stadt zur
Industriemetropole entwickelt hat, zeigt zum Bahnjubiläum das
Museum Industriekultur. „Die Strecke des Adlers“ rollt mit
zahlreichen Ausstellungsstücken, Ansichten und modernen Medien
die Geschichte der Fürther Straße von 1835 bis in die heutige
Zeit aufund vermittelt so beispielhaft einen Eindruck von
wirtschaftlichem, sozialem und
kulturellem Wandel in der Metropolregion.
7.7.2010–27.2.2011 – DB Museum Nürnberg „Planet Eisenbahn“
Die Sonderausstellung zeigt faszinierende Exponate aus der internationalen Eisenbahngeschichte und blickt zurück auf 175 Jahre Eisenbahngeschichte – von den Anfängen bis in die Gegenwart. Spannende Themen werden dem Besucher geboten: Wann und wo entstanden die ersten Eisenbahnen in anderen Ländern. Aber auch der Frage nach den Geldgebern wird nachgegangen, der Berufstand des Eisenbahners näher beleuchtet, der Einfluss des Eisenbahnbaus auf die Gesellschaft und deren Entwicklung betrachtet und vieles mehr.
6.8.2010–31.10.2010 –
DB Museum Nürnberg
„Adler, Rocket & Co. Die ersten Lokomotiven Europas“
In dieser großen Fahrzeugschau sind Raritäten aus den Anfängen der Eisenbahn zu sehen. Aus ganz Europa stammen die Pionierlokomotiven, die hier präsentiert werden. Natürlich gehören dazu die berühmte „Rocket“ – 1829 in England gebaut – und der legendäre „Adler“, der das Eisenbahnzeitalter in Deutschland einläutete und dessen Nachbau zum Museumsbestand gehört. Eine Multimediashow bringt die Besucher zurück in die Zeit, als die ersten Lokomotiven in Europa fuhren.
21.08.2010 – Dampflokfest in Nürnberg
Beim Dampflokfest werden etwa zehn Dampflokomotiven und weitere historische Eisenbahnfahrzeuge aus ganz Deutschland von 10 bis 20 Uhr im Bahnbetriebswerk Gostenhof gezeigt. Die Lokomotiven werden ab 14 Uhr auf der Drehscheibe präsentiert.
21.08.2010 – Jubiläumsfahrt zum Dampflokfest in Nürnberg
Die Jubiläumsfahrt mit der Dampflok 41 018 führt von München über Augsburg zur Teilnahme an den Dampflok-Sternfahrten zum Dampflokfest des DB-Museums in Nürnberg-Gostenhof. Mit eingeschlossen ist der Besuch der großen Lok-Schau.
01.10.2010 – Nicolaus-Copernicus-Planetarium in Nürnberg
„Vom Adler zum Spaceshuttle – Die Welt in Bewegung“ Ab 01. Oktober (Premiere) kann man im Planetarium auf Zeitreise gehen: angefangen bei der Postkutsche über die Eisenbahn zum Auto und zur Raumstation. Eine spannende Geschichte wie sich die Welt verändert hat – und damit die Dimensionen von Entfernung und Reisen.
Schmöckel, Reinhard: Das Dampfroß
Der teilfiktive Roman handelt von der Planung und dem Bau der Eisenbahnstrecke von Bonn nach Köln zu Beginn der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts. Er schildert das Leben in der Zeit des Biedermeier und zeigt anhand unterschiedlicher Schicksale, wie radikal sich das Leben der Menschen durch die Eisenbahn veränderte.