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Im Jahr 1020 besuchte Papst Benedikt VIII. den von ihm gekrönten Kaiser Heinrich II. in Bamberg. Er war der Einladung Heinrichs gefolgt, weil er dessen Unterstützung in Rom und in Süditalien benötigte. Im Jahr 1012 hatte sich Benedikt mit seiner Wahl zum Papst gegen den Kandidaten der Crescentier durchsetzen können. In der Zwischenzeit hatte diese römische Patrizierfamilie ihren Einfluss wieder ausgedehnt und bedrängte den Papst zunehmend. Außerdem bedrohten die Sarazenen das Patrimonium Petri, und in Süditalien brachten die byzantinischen Expansionsversuche zahlreiche Konflikte mit sich. Indem Kaiser und Papst beim Zusammentreffen ihre Eintracht nach außen demonstrierten, wollten sie vor allem für den byzantinischen Kaiser Basileios II. ein warnendes Zeichen setzen. Durch die wechselseitig ausgestellten Bestätigungsurkunden für das Bistum Bamberg und den römischen Kirchenbesitz ("Heinricianum") versicherten man sich auch der gegenseitigen Gunst und Unterstützung.
Der Papstbesuchs war vermutlich auf den Ostertermin gelegt worden, weil so eine festliche Ausgestaltung möglich wurde und der Klerus des noch jungen Bistums seine Fähigkeit zur komplexen liturgischen Gestaltung einer besonderen Feier unter Beweis stellen konnte. Der Ablauf ist uns in vielen Einzelheiten durch eine Quelle überliefert. Über deren Verfasser Bebo weiß man nur sehr wenig, innere und äußere Quellenkritik haben jedoch zu der Vermutung geführt, dass er aus dem Umfeld des Mainzer Erzbischofs kam und Diakon war. Von den Büchern, die Bebo für Heinrich II. schrieb, sind zwei in Bamberg als Autograph erhalten geblieben. Der hier interessierende Codex enthält eine vermutlich von Bebo selbst stammende Bearbeitung des Hieronymus-Kommentars zum Buch Jesaja. Vorab steht neben einem Prolog und einem Lobgedicht auf Heinrich II. ein ausführlicher Widmungsbrief, der die Schilderung des Papstbesuchs enthält. Offenkundig war Bebo Augenzeuge des Geschehens. Schritt für Schritt beschreibt er das Zeremoniell.
Allem Anschein nach gestaltete man den Papstbesuch als erweiterte Gründonnerstagsliturgie. Damit verlief dieses Zusammentreffen gänzlich anders als die Papst-Kaiser-Treffen in karolingischer Zeit. Die Päpste, die damals ins Frankenreich kamen, suchten die Anerkennung durch den Kaiser; diese wurde durch verschiedene zeichenhafte Handlungen ausgedrückt: Einholung durch einen Verwandten des Kaisers über mehrere Tagesreisen, Fußfall oder Fußkuss durch den Kaiser und seinen Hof, Marschall- und Stratordienst (d.h. das Führen seines Pferdes am Zügel und das demonstrative Halten des päpstlichen Steigbügels). Rund zweihundert Jahre nach dem letzten Papstbesuch nördlich der Alpen benötigte Benedikt VIII. offenbar kein Zeichen der demonstrativen Anerkennung, und so verzichtete man auf einen offiziellen Empfang des Papstes durch den Kaiser.
Stattdessen ehrte der Papst die Bistumsgründung des Kaisers, indem er an drei Altären seine Gebete verrichtete und so den Rang der von Heinrich dorthin verbrachten Reliquien hervorhob. Der Papstbesuch fand am Sonntag nach Ostern einen zweiten Höhepunkt, als Benedikt die Stiftskirche St. Stephan in Gegenwart von angeblich vierzig, sicher aber zwanzig Bischöfen weihte. Der Achtung vor der Leistung, wie sie der Ausbau der Bamberger Sakrallandschaft in nur zwei Jahrzehnten bedeutete, verlieh der Papst zusätzlich Ausdruck, indem er auch noch die Thomaskapelle in der Bamberger Pfalz konsekrierte. Bebos Auffassung war es, dass diese Auszeichnung Bambergs durch den Papst, dass "eine derart göttliche, derart von Gottesfurcht erfüllte Feier ... nicht der Vergessenheit anheim fallen" dürfe.
(Tania Brüsch, Klaus van Eickels)
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