Bairisch



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Othlohs Gebet
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Der bairische Dialekt ist für die Region zwischen Regensburg und Salzburg, Augsburg und Passau überliefert. Religiöse Zeugnisse des Bairischen sind Otlohs Gebet, die "Jüngere bairische Beichte", das "Petruslied", eine Übersetzung des Psalms 138, die "Wessobrunner Predigt" und Ezzos "Cantilena de miraculis Christi". Der "Merigarto", ein Reisebericht, ist die einzige Quelle mit weltlicher Thematik.



Otlohs Gebet (Original)



Otlohs Gebet (Übersetzung)

Trohtin almahtiger, tu der pist einiger trost unta euuigiu heila aller dero, di in dih gloubant iouh in dih gidingant, tu inluihta min herza, daz ih dina guoti unta dina gnada megi anadenchin unta mina sunta iouh mina ubila, unta die megi so chlagen vora dir, also ih des bidurfi.

Leski, trohtin, allaz daz in mir, daz der leidiga uiant inni mir zunta uppigas unta unrehtes odo unsubras, unta zunta mih ze den giriden des euuigin libes, daz ih den also megi minnan unta mih dara nah hungiro unta dursti, also ih des bidurfi.
Dara nah macha mih also fron unta kreftigin in alle dinemo dionosti, daz ih alla die arbeita megi lidan, die ih in deser werolti sculi lidan durh dina era unta durch dinan namon iouh durh mina durfti odo durh îomannes durfti.
Trohtin, du gib mir chraft iouh du chunst dara zua.

Dara nah gib mir soliha gloubi, solihan gidingan zi dinero guoti, also ih des bidurfi, unta soliha minna, soliha vorhtun unta diemuot unta gihorsama iouh gidult soliha, so ih dir alamahtigemo sculi irbieton iouh allen den menniscon, mitten ih wonan.
Dara nah bito ih, daz du mir gebest soliha subricheit, minan gidanchan iouh minemo lihnamon, slaffentemo odo wachentemo, daz ih wirdiglihen unta amphanglihen zi dinemo altari untazi allen dinemo dionosti megi gen.
Dara nah bito ih, daz du mir gilazzast aller dero tuginde teil, ana die noh ih noh nieman dir lichit: ze erist durh dina heiliga burt unta durh dina martra unta durh daz heiliga cruce, in demo du alle die werolt lostost, unta durh dina erstantununga unta durh dina uffart iouh durh di gnada unta trost des heiligun geistes.
Mit demo trosti mih unta starchi mih wider alle uara, uuider alle spensti des leidigin uiantes.

[...]
Dara nah bito ich umba alla die toton, die hîa bruderscaft habant, iouh umba alla die, dero alamuosan wir îo imphiangin.
Dara nah bito ih umba alla die, umbi die ioman muoz bitin dina gnada, daz si muozzen gniozzen alla mines lebannes unta des, daz ih bin hie superstes hafter iro.
Zi lezzist piuiliho ih mih selben unta alla mina arbeita, allen minen flîz in dina gnada umbi daz, da ih selbo nimegi odo nichunna odo niuuella mih bidenchan durch mina brodi unta durhmina unruocha odo durch mina tumpheit, tu mih bidenchast, also du maht unta chanst unta also din gûita unta din uuistuom ist.
In manus tuas, domine, commendo spiritum et corpus meum.

Allmächtiger Herr, der du bist einziger Trost und ewiges Heil all derer, die an dich glauben und auch auf dich vertrauen, erleuchte du mein Herz, damit ich deiner Güte und deiner Gnade gedenke und auch meiner Sünden und auch meiner Untaten und sie so vor dir beklagen kann, wie ich dessen bedarf.

Lösche, Herr, alles das in mir aus, was der böse Feind in mir entfacht hat, Eitles und Unrechtes oder Unreines, und entflamme mich zu den Begierden des ewigen Lebens, damit ich dieses so lieben kann und mich nach ihm hungert und dürstet, wie ich dessen bedarf.
Danach mache mich so freudig und stark in all deinem Dienst, dass ich all die Lasten ertragen kann, die ich auf dieser Welt ertragen muss wegen deiner Gnade und wegen deines Namens und auch wegen meiner Bedürftigkeit oder wegen der Bedürftigkeit irgend eines anderen.
Herr, gib du mir Kraft und auch die Fähigkeit dazu.

Danach gib mir solchen Glauben, solches Vertrauen in deine Güte, wie ich dessen bedarf, und solche Liebe, solche Furcht und Demut und Gehorsam und solche Duldsamkeit, wie ich es dir Allmächtigem und auch allen Menschen, unter denen ich lebe, entbieten soll.
Danach bitte ich, dass du mir solche Reinheit geben mögest, meinen Gedanken und auch meinem Körper, wenn ich schlafe oder wenn ich wach bin, damit ich würdig und wohlgefällig zu deinem Altar und zu all deinem Dienst gehen kann.
Danach bitte ich, dass du mich der Tugend teilhaben lässt, ohne die weder ich noch irgend jemand dir gefällt: Zuerst wegen deiner heiligen Geburt und wegen deiner Leiden und wegen des heiligen Kreuzes, durch das du die ganze Welt erlöst hast, und wegen deiner Auferstehung und wegen deiner Himmelfahrt, auch wegen der Gnade und des Trostes des heiligen Geistes.
Durch diesen tröste mich und stärke mich gegen alle Versuchungen, gegen alle Verlockungen des bösen Feindes.

[...]
Danach bitte ich für all die Toten, die hier zur Gemeinschaft der Brüder gehören, und auch um all die, deren Almosen wir je empfangen haben.
Danach bitte ich für all die, für die jemand deine Gnade erbitten muss, damit sie alle durch mein ganzes Leben Vorteil haben sollen und dadurch, dass ich hier ein nach ihnen Lebender bin.
Zuletzt befehle ich mich selbst und all meine Mühe, all meinen Eifer in deine Gnade, damit dann, wenn ich selbst nicht für mich zu sorgen vermag oder nicht kann oder nicht will, wegen meiner Gebrechlichkeit und meiner Gedankenlosigkeit oder wegen meiner Dummheit, du für mich sorgst, wie du es vermagst und kannst und wie es deiner Güte und deiner Weisheit entspricht.
In deine Hände, Herr, übergebe ich meinen Geist und Körper.

Edition:
Elias von Steinmeyer (Hrsg.), Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler, Berlin – Zürich 21963, S. 182-189.