Verwaltungsreformen unter Max III. Joseph und Karl Theodor Um das Neue, ja vielleicht sogar Revolutionäre der Reformen Montgelas richtig einschätzen zu können, muß man die Politik der Kurfürsten Max III. Joseph (1745-1777) und Karl Theodor (1777-1799) verfolgen. Auch sie versuchten bereits eine Modernisierung der Verwaltung, um so die Macht zu bündeln und eine effiziente Regierung zu schaffen. Modernisierung bedeutet in diesem Zusammenhang und in dieser Zeit immer Verstaatlichung, Vereinheitlichung, Zentralisierung, also eine Abkehr von den vielen verschiedenen Inhabern von Herrschaft und Macht, wie sie teilweise der Adel oder auch die Kirchen und Klöster, die Städte und Gemeinden besaßen. Diese Versuche, einen fürstlich-aufgeklärten Absolutismus aufzurichten, verliefen jedoch zumeist wieder im Sande oder scheiterten an den Widerständen derer, deren Macht beschnitten werden sollte. So begann bereits Max III. Joseph mit einer Verwaltungsreform, die zu einer Vereinfachung der Behördenstrukturen und einer Vereinheitlichung der Richtlinien der Verwaltung führte. An der Spitze stand der Kurfürst, dem die Geheime Konferenz mit ihren verschiedenen Fachressorts untergeordnet war. Wie später Montgelas, so setzte auch Max III. Joseph mit seinen Reformen bei den Zentralbehörden an. Allerdings gelang ihm keine umfassende Erneuerung.
Nachdem bereits Max III.
Joseph den Jesuitenorden aufgehoben hatte, säkularisierte auch Karl
Theodor durchaus mit dem Einverständnis der Kurie bis 1784 insgesamt
fünf Klöster. Die zunächst geplante Aufhebung aller Bettelorden
führte er allerdings nicht durch; dies blieb seinem Nachfolger Max
IV. Joseph und dessen Minister Montgelas vorbehalten. Kurfürst Karl Theodor ist bis heute eine sehr umstrittene Figur in der bayerischen Geschichte, deren Leistungen oftmals neben den Errungenschaften seines Nachfolgers Max IV. Joseph und dessen Minister Montgelas in den Hintergrund geraten. Verantwortlich dafür ist einmal, daß sich Karl Theodor durch seine Pläne, Bayern gegen die österreichischen Niederlande einzutauschen, ein Projekt, das übrigens bereits 80 Jahre vorher Kurfürst Max II. Emanuel ins Auge gefaßt hatte, in Bayern äußerst unbeliebt machte. Zum anderen wandte er sich in den späteren Jahren wieder einer sehr viel stärker konservativ geprägten Politik zu, die auch eine Rückkehr zur Günstlingswirtschaft beinhaltete. Beides führte zu einem politisch motivierten Zusammenspiel zwischen den bayerischen Landständen und dem damals noch pfalz-zweibrückischen Herzog Max Joseph, da das bayerisch-österreichische Tauschprojekt unter allen Umständen verhindert werden sollte. Aus dieser Politik Karl Theodors entstand aber auch ein starkes ständisches Selbstbewußtsein und eine bewußte Unterscheidung von Fürst und Staat, die unter Montgelas zu einer Trennung zwischen der Person des Fürsten und dem Staat führte. Es entwickelte sich ein eigener bayerischer Patriotismus, den Montgelas gezielt auszuweiten suchte, um ein Zusammenwachsen und eine Identifikation der verschiedenen neubayerischen Territorien mit Kurpfalz-Bayern zu erreichen. Obwohl Montgelas vernichtende Kritik am System Karl Theodors übte, konnte er also auf frühere Reformversuche aufbauen und setzte in manchen Bereichen einmal Angefangenes fort. Seine große Leistung war jedoch, daß er ein durchstrukturiertes Programm entworfen hat, auf dessen Basis er seine Vorschläge tatsächlich dauerhaft durchsetzen konnte. |
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