Das Ansbacher Mémoire von 1796 Das Mémoire ist in französicher Sprache verfasst und beginnt mit einem allgemeinen Teil, in welchem Montgelas die gröbsten Missstände der bayerischen Verwaltung schildert. Im Mittelteil beschreibt Montgelas die Aufgaben der fünf Fachministerien mit grundsätzlichen Reformvorschlägen für die einzelnen Bereiche. Den Schluss bilden ein Entwurf für die Geschäftsordnung eines Staatsrats sowie Personal- und Besoldungsvorschläge für die höchsten Staatsämter. Als gravierendste Mängel des altbayerischen Regierungs- und Verwaltungswesens nennt Montgelas die fehlende klare Geschäftsverteilung auf der höchsten Beamtenebene, mangelnde Zusammenarbeit der Minister bei der Vorbereitung der kurfürstlichen Entscheidungen sowie ungenügend ausgebildete und bestechliche Beamte. Um den Anforderungen einer modernen Staatsverwaltung zu genügen, müssten nach seiner Ansicht intelligente und arbeitsfähige Persönlichkeiten an Stelle der bisherigen "Paradefiguren" die Ministerien leiten. Als eines der wichtigsten Probleme spricht Montgelas die unzureichende Bezahlung der Beamten und die fehlende Hinterbliebenenversorgung an, was zu einer Auswahl der Beamten nach Besitz anstatt nach Leistung und zu einem Verfall der politischen Moral geführt habe. Eine sorgfältige Ausbildung der Beamten garantiert nach Montgelas´ Darstellung eine effektive Regierungsarbeit, ihre rechtliche Sicherstellung sorgt für die Gleichförmigkeit der Verwaltung und bildet ein Gegengewicht zum Wechsel der Minister. Schließlich fordert er eine fundierte Diskussion über alle Maßnahmen der Regierung in regelmäßigen Zusammenkünften der Minister der Innenressorts und ihrer Referendäre. Das Ansbacher Mémoire von 1796 stellt ein Grundsatzprogramm für den Umbau des Kurfürstentums Bayern in ein modernes Staatswesen dar, das in seinen Detailüberlegungen die Sachkenntnis seines Verfassers zu den wichtigsten Fragen zeigt. Ohne ein solch umfassendes Reformkonzept, das den Staat und die Gesellschaft als Ganzes im Blick hatte und nicht nur Einzelprobleme berücksichtigte, wären langfristig erfolgreiche Reformen, wie sie in Bayern unter Montgelas durchgeführt wurden, nicht möglich gewesen.
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