Gewerbe und Handwerk I
In Franken und Schwaben bestand seit dem Mittelalter ein hoch
entwickeltes, arbeitsteiliges Gewerbe. Altbayern war dagegen
überwiegend agrarisch strukturiert. Zu den typischen Erzeugnissen
gehörten Spielzeug, Holz- und Schnitzarbeiten, gewebte und bedruckte
Tuche, Glas, Porzellan sowie hochwertige Gold- und
Silberschmiedearbeiten aus den gewerblichen Zentren Augsburg und
Nürnberg.
Die Herstellung der Waren erfolgte überwiegend im zünftisch
organisierten Handwerk bzw. in Heimarbeit. Die Zünfte waren mit
strengen Regeln ausgestattete Zusammenschlüsse der Handwerker eines
Gewerbes, die Preise, Absatz und Ausbildung festsetzten. Erst im 19.
Jahrhundert erfolgte die Aufhebung der Zünfte zugunsten der
Gewerbefreiheit.
Heimarbeit bot im Flächenstaat Bayern oft die einzige zusätzliche
Verdienstmöglichkeit in entlegenen Gegenden. So wurden in
Oberammergau Schnitzwaren in Heimarbeit hergestellt und von
Kraxenträgern in ganz Europa vertrieben. 1851 nahm die Firma "Georg
Lang's seelige Erben aus Oberammergau" mit einem großen Sortiment an
Schnitzarbeiten an der ersten Weltausstellung in London teil.