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Ludwig III.
und Wilhelm II.: Bayer und Preuße
Die preußische Kugel von 1866 in seinem Bein hat König Ludwig
III. von Bayern angeblich nie vergessen. Die Verletzung durch Preußen
kann als Symbol dienen für die politische Haltung eines Teils der
Wittelsbacher, der Familie des späteren Prinzregenten Luitpold. Sie
stand in Opposition zur Politik König Ludwigs II. - bis hin zum zeitweiligen
Hofverbot.
Prinz Ludwig (1845-1921), der älteste Sohn des Prinzregenten, war
katholisch-konservativ und großdeutsch eingestellt. Der Krieg von
1866 galt ihm als Schritt nicht zur Einigung, sondern zur "Zerreissung"
Deutschlands. Demonstrativ heiratete er 1868 eine österreichische
Prinzessin und kandidierte 1871 bei der Reichstagswahl für die Patrioten.
Bei der Reichsgründung 1870 sah der Prinz Bayern in einer politischen
Zwickmühle: Entweder nahm Bayern die preußische Hegemonie hin
und duldete die Indienstnahme für rein preußische Interessen,
oder es blieb dem Reich fern und nahm mit dem Ausscheiden aus dem Zollverein
schwere ökonomische Nachteile in Kauf.
Gegen innere Neigung entschied er sich für das Reich, an dem er als
Prinzregent (1912/13) und König (1913-1918) unwandelbar festhielt.
Dies brachte ihn im Weltkrieg in den Ruf des Preußenfreundes. Die
Wittelsbacher stürzten 1918 als erste deutsche Dynastie. Zwischen
dem bayerischen Thronfolger und Kaiser Wilhelm II. kam es mehrfach zu
Zusammenstößen. Bezeichnend für den latenten Konflikt
zwischen föderativer Reichsverfassung und unitarischen Bestrebungen
der Reichsspitze war der "Moskauer Vorfall" von 1896, bei dem
Prinz Ludwig gegen die Unterstellung protestierte, er gehöre zum
Gefolge des kaiserlichen Vertreters: Die deutschen Fürsten seien
"nicht Vasallen, sondern Verbündete des Deutschen Kaisers".
Ludwig mußte sich daraufhin beim Kaiser entschuldigen. "Die
beiden hohen Herren paßten nicht zueinander, sie stießen sich
immer wieder ab. Der Kaiser verletzte den Prinzen durch sein oft nicht
rücksichtsvolles und immer burschikoses Wesen und der Prinz langweilte
den Kaiser durch eine gewisse Schwerfälligkeit und Gründlichkeit
und den ihm eigenen Mangel an Humor."
(Hugo Graf Lerchenfeld-Köfering, 1880-1918 bayerischer Gesandter
in Berlin)
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