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Brauereigasthof Spezial
Jenseits der ausgetretenen Touristenpfade, jenseits von Regnitz und Kanal, an einer ehemaligen, historisch bedeutenden Überlandstraße befindet sich eine echte Bamberger Institution: der Brauereigasthof »Spezial«. Hier bedient man kein Klischee, hier versucht man nicht, Vorstellungen und Ansprüchen von außen zu entsprechen. Hier ist es, wie es ist – und das ist auch gut so. Im »Spezial« wird gemälzt, gebraut, gekocht, bedient, beherbergt und das seit 1536, von der heutigen Betreiberfamilie Merz immerhin schon seit 111 Jahren.
Bamberg und Bier bilden seit jeher eine nicht zu trennende Einheit, von ehemals 66 Brauereien bestehen heute noch neun, für deren Erhalt der Bamberger täglich aktiv kämpft. Unter diesen neun gehört das »Spezial« zu den beiden einzigen Brauereien, ganz der Tradition verpflichtet, die ihr eigenes Braumalz herstellen. Und das für gleich fünf Biersorten, darunter die lokale Spezialität, das Bamberger Rauchbier. Im Gegensatz zu seinem prominenteren Kollegen zeichnet es sich durch einen milderen Rauchgeschmack aus und könnte für Menschen ohne Bamberger Sozialisation das ideale Einsteiger-Rauchbier sein. Die Mälzereianlage wurde von einem experimentierfreudigen Tüftler eigens für die Brauerei entwickelt, das Malz trocknet über offenem Buchenfeuer. Der feine Rauch gibt den milden Geschmack.
Die passende Grundlage zum Bier bietet die Küche mit wechselnder Tageskarte. »Wir versuchen bodenständig zu bleiben, wir versorgen uns von den Gärtnern der Umgebung, wir versuchen überwiegend regional zu kochen, wir arbeiten mit frischen Zutaten, bei uns gibt’s keinen Salat aus der Dose und wir versuchen bei alldem den Spagat, halbwegs preisgünstig zu bleiben. Aber a Knöchla muss es im Spezial jeden Tag geben. Die wenn ausgehen und die Leut bilden sich ein, sie gehen nei’n Spezial und wolln a Knöchla und die sind aus, auweh, auweh, ... des kannst net oft bringen.« Zu empfehlen sind aber auch »sauere Lunge, Fleck, Bohnakern und Zwetschgebames«, die Übersetzung dazu erfrage man direkt bei der Kellnerin am Tisch vor Ort.
Aber Vorsicht – bitte die Hierachie einhalten! Der Stammtisch ist für Unbefugte eine no-sit-area! Dazu gehört nur, wer im Stammgastkrugregal mit eigenem »Seidla« (tönernes Halbliterbiergebinde) vertreten ist.
Was wäre eine fränkische Brauerei ohne einen Keller, ohne einen Biergarten? Der Spezialkeller liegt am anderen Ende der Stadt, auf einem der sieben Hügel und kann mit einer weiteren Spezialität, dem wohl schönsten Blick über das Weltkulturerbe aufwarten. Das »Spezial« ist mittlerweile einzigartig, weil die ganze traditionelle Vielfalt von Brauerei, Mälzerei, Gasthaus, Herberge und Keller in dieser Verbindung so komplett erhalten ist. Das »Spezial« ist eine Bamberger Institution, weil es eine Institution für Bamberger ist – Gäste herzlich willkommen.
Text: Ekkehard Arnetzl und Heidi Friedrich
Fotos: Erich Weiß und Brauereigasthof Spezial