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Gasthof zum Roten Ochsen in Falkenberg
Zwischen den Ausläufern von Böhmerwald und Fichtelgebirge liegt in einer Talsenke
beiderseits der hier noch jungen Waldnaab der kleine Marktflecken Falkenberg.
Als beherrschender Blickfang des ehemals zum Waldsassener Stiftland
gehörenden Ortes thront auf einem steil zum Fluss abfallendem Granitfels
die 1154 erstmals erwähnte und in ihrem heutigen Bestand auf das frühe
15. Jahrhundert zurückgehende Burg Falkenberg. Das Zentrum bildet der
unregelmäßige Marktplatz, auf den von drei Seiten herführende Landstraßen
einmünden.
Die südöstliche dieser Straßen, jene nach Schönficht, war ehemals Teil der sog. Regensburger sächsischen Straße, einer wichtigen Handelsverbindung zwischen der Oberpfalz und Böhmen. Hier steht, am Rande des Ortes bereits jenseits des kleinen Netzbachs, in auffälliger Hanglage die aus mehreren Gebäuden bestehende Hofanlage des „Roten Ochsen“. Das Gasthaus selbst, ein zweigeschossiger, breiter Walmdachbau, liegt direkt an der Straße, die als Hauptfassade gestaltete Eingangsseite ist jedoch zum Hof hin ausgerichtet. An der Straßenseite weist ein kunstvoll verzierter, schmiedeeiserner Ausleger, an dem ein roter Ochse hängt, auf die Bestimmung des seit 1492 als Gastwirtschaft betriebenen Hauses hin.
Der „Rote Ochse“ vermittelt durch sein vorkragendes Fachwerk-Obergeschoss einen geradezu burgartigen Eindruck, der durch die markante Hanglage entscheidend unterstützt wird. Während sein äußeres Erscheinungsbild wohl überwiegend auf das 18. Jahrhundert zurückgeht, verweist ein im Eingangsbereich vermauerter Stein mit der Jahreszahl 1660 auf einen älteren Kern im Inneren.
Vom urtümlichen, malerisch unregelmäßig gewölbten Fletz führt eine einfache Holztüre in die geräumige, niedrige Gaststube, deren Atmosphäre einer längst verloren geglaubten Zeit den Eintretenden in ungläubiges Staunen versetzt. Eine rötlich-braune, mächtige Bohlendecke liegt auf einem einzelnen, massiven Balken, auf dem die Zimmerer wohl noch des 17. Jahrhunderts ihre Handwerkszeichen hinterlassen haben; einfache, in den Stamm gehauene Nägel dienen zum Aufhängen der Hüte. Glanzstück der Ausstattung ist zweifellos der in hellen Farbtönen gehaltene Kachelofen; den mit Zitaten aus der Architektursprache auf das Qualitätvollste verzierten Barockofen ließ 1724 der damalige Wirt Anton Mayr einbauen, der an der damals vielbefahrenen Handelsstraße ein lukratives Vorspannrecht für die vor dem Haus vorbeiführende Steigung besaß (eine Kachel mit den Initialen A M, dazwischen die Darstellung eines Ochsenfuhrwerks, erinnert daran).
Die restliche Ausstattung entstammt überwiegend der Zwischenkriegszeit: eine halbhohe, umlaufende Holzvertäfelung mit Sitzbank, Tische, die man Anfang der 1930er Jahre von einem örtlichen Schreiner anfertigen ließ, sowie die gleichzeitigen Stühle, die aus der renommierten Nürnberger Stuhlfabrikation Propst stammen. Eine besondere Note gewinnt die Ausstattung durch zwei bemerkenswerte Wandschränke aus dunklem Massivholz: In wuchtiger Neugotik gehalten, standen sie ursprünglich im Direktorenzimmer der 1927 durch die Hutschenreuther AG übernommenen Porzellanfabrik Tirschenreuth und kamen ebenfalls in den 1930er Jahren hierher.
Das restliche Mobiliar des Direktorenzimmers, darunter eine hohe Standuhr sowie zweifach ausziehbare Tische mit ausklappbaren Extra-Beinen, wurde im damals neu eingerichteten Nebenzimmer aufgestellt. Die beiden Bogenfelder dieses gewölbten und ebenfalls vertäfelten Nebenraums (der ursprünglich zum Wohnbereich gehörte) verzierte im Jahr 1938 der Pfreimder Malermeister Anton Betz mit zwei großformatigen Ansichten der Burg Falkenberg.
Mit dem „Roten Ochsen“ in Falkenberg hat sich dank des Beharrungsvermögens seines derzeitigen Wirts, der gerade in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg den jeweiligen Zeitgeist vorüberziehen und sich selbst von den Modernisierungsaufforderungen örtlicher Vereine nicht beirren ließ, eine der charaktervollsten Gaststuben nicht nur der Oberpfalz erhalten. als willkommene Kulisse.
Karl Gattinger