Historische Wirtshäuser -> Der Maierbräu
Der Maierbräu in Altomünster
Im nordwestlichen Landkreis Dachau, zwischen München, Augsburg und Ingolstadt gelegen, erhebt sich der markante Turm der Klosterkirche St. Alto (1763 – 73 von Johann Michael Fischer und Balthasar Trischberger) über Altomünster und die umliegenden Hügel. Die Geschichte Altomünsters ist geprägt von der des Klosters, gegründet durch den Eremiten St. Alto († um 760) und wiederbelebt im 11. Jahrhundert durch die Welfen. Der Konvent beherbergte Mönche, später Nonnen des Benediktinerordens, ab 1497 als sog. Doppelkloster Mönche und Nonnen des Birgittenordens. In der Säkularisation wurde der Orden aufgelöst, seit 1841 bewohnen wieder Birgittinnen die Konventsgebäude. In enger Verbindung zum Kloster entwickelte sich der Markt. Die stattlichen Walmdachgebäude um den Marktplatz sind Zeugen der Bedeutung Altomünsters und des Ansehens seiner Bürger, die im 14. Jahrhundert Stadtbürgerrechte, Siegel und Marktgerechtigkeit verliehen bekamen.
Mit der Klosterbrauerei, seit 1496 mit herzoglicher Braugerechtigkeit, begann das Brauwesen in Altomünster. Neben ihr etablierten sich drei bürgerliche Braustätten: der Kapplerbräu, der Hinter- bzw. Niedermayerbräu und der Müllerbräu. Der heutige Maierbräu war spätestens seit dem 17. Jahrhundert Brauerei – nach dem Gründer „Müllerbrauerei“ benannt und noch im 19. Jahrhundert so bezeichnet. 1886 kaufte der Alberzeller Gastwirt Franz Xaver Maier diesen Betrieb samt Gasthof und zugehöriger Landwirtschaft. Seine Erben konnten durch die Belieferung von Gaststätten im Umland, durch den Zukauf des Niedermayerbräu und durch umfassende bauliche Erweiterungen das Geschäft, nun „Maierbräu“ genannt, stark vergrößern. Die Brauerei befindet sich noch immer in Familienbesitz, mittlerweile in der vierten bzw. fünften Generation.
Der Gasthof Maierbräu steht an prominenter Stelle im Ort. Der stattliche zweigeschossige Satteldachbau aus dem Jahr 1838 bildet mit seiner breiten Traufseite die westliche Begrenzung des zum Kloster hin ansteigenden Marktplatzes.
Betritt man den historischen Gasthof, liegt zur Rechten der Eingang zur großen Gaststube, dem „Bräustüberl“, etwas versetzt dahinter die Tür zu einem Nebenraum mit Holzvertäfelung, der räumlich vom Bräustüberl zum westlich liegenden Saal vermittelt. Im Obergeschoss sind die Gästezimmer des Brauereigasthofs untergebracht.
Die große Gaststube präsentiert sich in der Gestalt des Jahres 1931. In diesem Jahr wurde der Gasthof von L. Scheidner aus Emmering (Lkr. Fürstenfeldbruck) umgebaut (Signatur in gemalter Kartusche). Die umlaufenden Wände erhielten bis zur Höhe der Fensteroberkante eine kassettierte Vertäfelung in hellem naturbelassenem, mittlerweile durch eine Firnis-Pigmentlasur der 1970er Jahre nachgedunkeltem Laubholz. Der oben erwähnte Nebenraum ist durch eine hölzerne Wand in gleicher Kassetten- Gestaltung abgetrennt. Als Durchgang fungiert eine Schiebetür. Den Wandstreifen zwischen Vertäfelung und Plafond versah der Olchinger Kunstmaler Karl Sonner mit Schilderungen des bäuerlich-ländlichen Jahresablaufs, die in Farben auf Kalk- Kasein-Basis aufgebracht sind. Die Darstellungen sind auf der Trennwand als Tafelmalereien in Öl auf Holz fortgeführt. Die Tische und die profilierten Stühle und Bänke der Gaststube stammen ebenfalls aus den 1930er Jahren.
Das historische Ambiente der Gaststube im Maierbräu erinnert an eine Zeit, in der Wirtshaus und Kirche Mittelpunkte dörflichen Lebens waren, eine Zeit und ein Milieu, die den Schriftsteller Ludwig Thoma intensiv beschäftigten. Thoma war Altomünster eng verbunden. Hier traf er sich zum gemeinsamen Jagen mit dem Künstler Ignatius Taschner. Auch wenn er und Taschner oft beim Kapplerbräu ihr Bier tranken, sie kannten wohl beide auch den Maierbräu unten am Marktplatz.
Stefan Pongratz