Eröffnung
der Bayerischen Landesausstellung
Rede Dr. Richard Loibl, Direktor Haus der Bayerischen Geschichte
Eröffnung der Bayerischen Landesausstellung
BAYERN UND ITALIEN
Augsburg, Rathaus
Donnerstag, den 20. Mai 2010
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Seehofer,
sehr geehrter Herr Staatsminister Dr. Heubisch,
sehr geehrter Herr Botschafter Valensise,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Gribl,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Iacob,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
es könnte genau heute vor 390 Jahren gewesen sein, als das Portal
aufgerichtet wurde, das Sie vor einer knappen Stunde durchschritten
haben. Es ist das Portal zu einem Haus der Macht, zur Augsburger
Pracht, Symbiose italienischer Klarheit und deutscher
Monumentalität, ein Meisterwerk europäischer Architektur.
Das Portal zum Augsburger Rathaus hat etwas Janusköpfiges: Es ist
erwachsen aus dem großen Jahrhundert des „Goldenen Augsburgs“, der
„reichsten Stadt der Welt“ (Papst Pius II.), als Augsburg der
wichtigste Finanzplatz der Christenheit und bedeutendstes
Handelszentrum Mitteleuropas war, Zentrale der Weltkonzerne der
Fugger und Welser, Schlagader des Transfers zwischen Nord und Süd,
Bayern und Italien.
„Hätt’ ich Venedigs Macht,
Und Augsburgs Pracht,
Nürnberger Witz,
Straßburger Geschütz
und Ulmer Geld,
So wär’ ich der Reichste der Welt.“
Zugleich führt das Portal des Augsburger Rathauses aber aus dieser
Blütezeit hinaus. Als Mathias Kager die Fresken in diesem Raum
vollendete, herrschte bereits sechs Jahre Krieg; sechs von dreißig.
Dem Krieg war eine Eiszeit vorausgegangen, in der die Toleranz
erstarb. Die Fugger kamen der kaiserlichen Sonne zu nahe, ihr
Finanzimperium verbrannte. Und dann gab es noch einen Entdecker:
Vasco da Gama. Er fand den Seeweg nach Ostindien um das Kap der
Guten Hoffnung. Venedig verlor das Handelsmonopol auf die
Kostbarkeiten aus dem Orient: Edelsteine, Geschmeide, Öl, Gewürze,
Seide, Baumwolle. Auf den Alpenstraßen wurde es ruhig; in Augsburg
ebenso.
Und die Weisheit? Triumphierte sie wie hier im Goldenen Saal in den
Malereien der Decke? Per me reges regnant, durch mich regieren die
Könige – und bewirken: Civitates conduntur, die Gründung von
Städten, Hostes arcentur, die Abwehr der Feinde. Die Tugenden
erblühen: Justitia - Gerechtigkeit, Fortitudo - Tapferkeit, Pax -
Friedfertigkeit, Clementia - Mildtätigkeit, Victoria -
Siegfertigkeit, Abundantia – Überfluss. Der Staat mehrt (= vermehrt)
sich unter einer weisen Regierung: Die Bevölkerung wächst, die
Bürger sind fleißig, die Jugend gelehrig (Ovalbilder). - So hatten
es sich die Augsburger abgeschaut, vor allem in den Sälen des
Dogenpalastes zu Venedig.
Die Realität sah anders aus. Als Kager diese Fresken malte, stand
schon halb Deutschland in Flammen. Am schlimmsten traf es Bayern,
dessen scheinbar großer Kurfürst Weltmachtpolitik auf den blutigen
Rücken seiner Untertanen trieb. Eine von allen guten Geistern
verlassene Politik machte das kaputt, worauf der Wohlstand Bayerns
und der Reichtum der süddeutschen Reichsstädte beruht hatte: die
Funktion als Handelsdrehscheibe zwischen Nord und Süd, als
Vermittler italienischer Kunstfertigkeit und mediterranen Luxus
gegen deutsche Wert- und Feinarbeit.
Als dieses Welthandelssystem mit bayerisch-schwäbischem Herz
implodierte, brachte es mit den letzten Pulsschlägen großartige
Kunstwerke von Weltrang hervor: 1620 das Augsburger Rathaus als
Meisterwerk reichsstädtisch-protestantischer
Renaissance-Architektur; und dann als barocken Import aus dem Rom
Berninis den Salzburger Dom (1614-28) von Santino Solari und die
Münchner Theatinerkirche von Agostino Barelli (1663-1675) als
Leuchttürme der Gegenreformation. Die Theatinerkirche ging zurück
auf die Initiative der bayerischen Kurfürstin Henriette Adelaide,
einer gebürtigen Savoyerin, die den in seinem spanischen Zeremoniell
erstarrten Münchener Hof mitsamt der trägen bayerischen
Ministerialbürokratie gehörig durcheinander wirbelte.
Den obersten Rechnungsprüfer, der den kostspieligen „Weiberhaushalt“
in seinem Bericht scharf kritisierte, ließ sie kurzerhand absetzen.
Und über die bayerischen Bauleute soll sie gesagt haben: „più idioti
nell’edificare“ – beim Bauen würden sie sich eher dämlich anstellen.
- Se non e vero, e bene trovato – wenn die Geschichte nicht wahr
ist, ist sie jedenfalls gut erfunden.
Freilich – das Herz der Bayern hat Henriettes Theatinerkirche nicht
berührt. Sie war monumental und blieb unterkühlt. Der Himmel der
Bayern entstand nicht im provinziellen München, sondern wieder an
einer internationalen Handelsstraße, die Venedig mit Salzburg und
Bayern mit Böhmen verband.
In Passau schufen seit 1662 Carlo Lurago, Giovanni Battista Carlone
und Carpoforo Tencalla auf Initiative des aus Böhmen stammenden
Fürstbischofs Graf Wenzeslaus von Thun ein großartiges barockes
Meisterwerk. Im Zusammenspiel seiner großen Freskenfelder mit den
reichen Stuckaturen wurde es zum Ausgangspunkt des bayerischen
Barock.
In Bayern, Schwaben, Franken und Österreich wurde er zum Kunststil
katholischer Volksfrömmigkeit und süddeutscher Lebensfreude
schlechthin, das Aufbruchsignal in die neue Zeit nach dem großen
Krieg. Seine Ursprünge hatte der Barock in Italien, seine Vollendung
fand er in Bayern durch die Gebrüder Asam und Zimmermann, Johann
Michael Fischer und Ignaz Günther.
Sie sehen, liebe Festgäste, beim Thema BAYERN – ITALIEN ist man
schnell in der Welt. Es ist ein Thema mit europäischer Ausstrahlung,
überraschenden Perspektiven, dramatischen Umbrüchen. Wie wird daraus
eine kompakte Landesausstellung? Durch die Verbindung von
italienischem Temperament, schwäbischem Geschäftssinn und
bayerischer Kreativität.
Am Anfang stand auch ein wenig Chaos. Und das kam so: Sowohl
Augsburg als auch Füssen hatten sich unabhängig voneinander und
zeitversetzt um eine Landesausstellung beworben. Einige Jahre
vergingen über die Vorgespräche und Planungen.
Die Stadt Füssen hat ihre Bewerbung getreu ihres Stadtwappens, das
drei Füße zeigt, auf drei Beine, sprich drei Bürgermeister gestellt.
Dr. Paul Wengert hatte die Idee, Christian Gangl holte die Zusage
und Paul Iacob wird die Füssener Präsentation heute Abend mit einem
bayerisch-italienischen Fest eröffnen.
Kaum war Paul Wengert dann in Augsburg Oberbürgermeister, zog er die
nächste Landesausstellung an Land. Beide Zusagen erteilte unser
damaliger Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel, der auch an der
rettenden Idee beteiligt war.
Bei beiden Projekten ergaben sich nämlich einige Herausforderungen.
Bewältigt wurden sie durch die Idee, 2010 Füssen und Augsburg mit
dem Thema Bayern–Italien zusammenzuschließen. Meinem Vorgänger Claus
Grimm und unseren Partnern vor Ort (Thomas Riedmiller, Eva Leipprand
und Peter Grab) gelang, worum man im Bezirk Schwaben seit
Jahrzehnten ringt, nämlich die partnerschaftliche Verbindung
Schwabens mit dem Allgäu.
Eine Hausaufgabe haben die Kollegen freilich mir überlassen: das
Problem mit dem lieben Geld. Zwei Ausstellungen in einem Jahr,
daraus folgt normalerweise die Bereitstellung von zwei
Ausstellungsetats. Als ich daraufhin meine Haushälter im Ministerium
ansprach, erntete ich nur alte bayerische Weisheiten wie die von dem
Nackten, dem man in die Hosentasche zu greifen versucht.
Als ich vorschlug, analog zu der von der Kurfürstin Henriette
Adelaide praktizierten Methode vorzugehen – Sie erinnern sich an den
abgesetzten Rechnungsprüfer –, zeigte sich Herr Staatsminister wenig
begeistert. Woher war nun Hilfe zu erwarten? - Natürlich aus
Italien.
Die UniCredit-Group mit der HypoVereinsbank engagierte sich bei
unserem Projekt in herausragender Weise, wofür ich mich an dieser
Stelle sehr herzlich bedanken darf, (insbesondere bei den Herren Dr.
Paul Siebertz, Dr. Jörg Allgäuer und Frau Michaela Kobert.)
Noch einen Schritt weiter kamen wir durch die neue Form der
Zusammenarbeit mit den Kunstsammlungen und Museen der Stadt
Augsburg, die den zweiten Teil der Ausstellung „Künstlich auf Welsch
und Deutsch“ selbst konzipierten. Die Finanzierung schulterten sie
gemeinsam mit dem HdBG. Für diese außergewöhnliche Kooperation
schulde ich Herrn Kollegen Dr. Christof Trepesch meinen ganz
persönlichen Dank.
Er machte damit den Weg frei für den dritten Standort der
Ausstellung unter dem Titel „Sehnsucht, Strand und Dolce Vita“ im
neuen Textil- und Industriemuseum (kurz tim) in Augsburg. Das tim
finanzierte die Ausstellungstechnik der Landesausstellung mit, die
es später weiter verwenden kann.
Diese zahlreichen Synergien ermöglichen 2010 ein Projekt der
Superlative in Bayerisch-Schwaben. Noch nie hat der Freistaat Bayern
soviel in eine Landesausstellung investiert. Dafür gilt der Dank
Ihnen, Herr Ministerpräsident Seehofer und Herr Staatsminister Dr.
Heubisch und ganz besonders dem Bayerischen Landtag, der die Arbeit
des Hauses der Bayerischen Geschichte seit Jahrzehnten fördert und
unterstützt.
Damit war die Basis geschaffen für unseren historischen Spaziergang
durch 2000 Jahre „bayerisch-italienische“ Beziehungsgeschichte. Sie
ist so ungemein reich an spannenden Episoden und interessanten
Persönlichkeiten, dass wir eben diese in den Mittelpunkt stellen:
die Menschen, die Geschichte machten oder mitmachten (und das
durchaus auch im bayerischen Sinn von erduldeten). Dabei werden Sie,
meine Damen und Herren, auf viel Unerwartetes stoßen:
- auf den Sänger und Kastraten Filippo Balatri, der 1715 am Münchner
Kurfürstenhof Triumphe feierte,
- den Augsburger Eustachius Hartmann, der 1573 wegen wiederholten
Ehebruchs und Bigamie zu fünf Jahren Ruderdienst auf einer
venezianischen Galeere verurteilt wurde
- und den italienischen Kapuzinerpater Markus von Aviano, der in
seinen Sandalen durch halb Europa lief und sie 1681 als Geschenk im
bayerischen Türkheim zurückließ. Das hart geprüfte Schuhwerk ist ab
heute in Füssen zu besichtigen.
Hier beginnt unsere Erzählung mit der Präsentation „Kaiser, Kult und
Casanova“ im altehrwürdigen Benediktinerkloster St. Mang. Als
Auftakt erwartet sie der römische Legionär Septimius Impetratus, der
seinen 20jährigen Militärdienst in Regensburg ableistete und zum
Tubabläser aufstieg – ein gutes Amt, weil es von schweren
Arbeitseinsätzen absentierte.
In einer einmaligen fast lebensechten Rekonstruktion können Sie,
meine Damen und Herren, erleben, wie Septimius in schwerer
Kampfausrüstung ausgesehen haben könnte. Vielleicht hat er auch die
„Exzellente Makrelensauce des Marcus Valerius Maxumus“ gekostet. So
lautet die Werbeinschrift auf einer fast 2000 Jahre alten Amphore,
deren Oberteil in der Ausstellung zu sehen ist. Unsere Besucher
können testen, wie so etwas geschmeckt hat.
Über Jahrhunderte blieb der Handel die wesentliche Basis in der
Beziehungsgeschichte Bayern – Italien. Einer der für diesen
Austausch sorgte, war der aus Füssen stammende und später in Venedig
residierende Goldschmied Hans Jakob König, der für Kaiser Rudolf II.
arbeitete. In dessen berühmter Kunstsammlung überlieferte sich das
Porträt Königs, von keinem geringeren geschaffen als Paolo Caliari
genannt Veronese, in Füssen als eines der Spitzenexponate zu sehen.
Das Glanzstück der Füssener Präsentation musste freilich nicht erst
dorthin transportiert werden, es befindet sich vor Ort: der berühmte
Kaisersaal, freskiert vom Kemptener Stiftshofmaler Franz Georg
Hermann. Seine Ausbildung hatte Hermann mit Studienaufenthalten in
Venedig und Rom abgeschlossen.
Von Füssen aus geht die Reise nach Augsburg. In der Ausstellung
„Künstlich auf Welsch und Deutsch“ im Maximilianmuseum haben die
Kollegen der Städtischen Kunstsammlungen Augsburg eine herausragende
Schau zum Kunstaustausch zwischen Bayern und Italien um 1500
zusammengestellt. Im Zentrum steht die Reichsstadt Augsburg, die
eine großartige Blüte erreichte.
In diesem umtriebigen und finanzstarken Kreativzentrum fanden
Humanismus und Renaissance einen fruchtbaren Boden, vermittelt von
Konrad Peutinger, dem gelehrten Berater Kaiser Maximilians I., und
dem Maler und Grafiker Hans Burgkmair dem Älteren.
Der Blick auf die Werke des Augsburger Meisters Hans Holbein des
Älteren zeigen im Detail, wie sich das moderne Welsche mit dem
bewährten Deutschen kombinierte, wie sich aus dem zurückhaltenden
zunächst formalen Übernehmen neuer Elemente ein virtuoses und freies
Anwenden gestaltete.
Die versammelten Meisterwerke von Amberger über Dürer bis Seld
zeigen aber nicht nur den Prozess der Transformation, sie gewähren
über die Kunstgeschichte hinaus phantastische Einblicke in die
Kultur einer Epoche des Umbruchs.
((Entsprechend bilden der Reformator Kurfürst Friedrich von Sachsen
und der Gegenreformator Kaiser Karl V. den Höhepunkt der Schau in
der Gegenüberstellung der Porträts Tizians (ca. 1488-1576) und Lucas
Cranachs des Älteren. Dass es gelungen ist, diese Meisterwerke nach
Augsburg zu holen, dafür gilt den Kollegen der Augsburger
Kunstsammlungen um Christoph Trepesch und Shahab Sangestan Respekt
und Anerkennung.))
Über diese Schau hinaus haben wir in Augsburg noch einen weiteren
Höhepunkt anzubieten: die Präsentation „Sehnsucht, Strand und Dolce
Vita“ im neuen tim. Sie schließt direkt an die Füssener Ausstellung
an und beginnt im 19. Jahrhundert, als sich Bayern durch die neuen
fränkischen Länder, die langsam anlaufende Industrialisierung und
schließlich die Gründung des Deutschen Reiches zunehmend nach Norden
orientierte.
In der Ausstellung im tim, die wieder das Haus der Bayerischen
Geschichte gestaltet hat, haben wir die schwierigen Kapitel der
gemeinsamen bayerisch-italienischen Geschichte nicht ausgeklammert:
Jenseits der Sehnsucht werden die fürchterlichen Dolomitenschlachten
des Ersten Weltkrieges genauso thematisiert wie die engen
Verbindungen zwischen Hitler-Deutschland und Mussolini-Italien und
die schrecklichen Folgen des Nationalismus.
Im Vordergrund steht freilich die Sehnsucht nach Schönheit
(Leidenschaften eines Königs), nach einem besseren Leben
(Arbeitsmigration), nach Sonne und Erholung (Tourismus). Einen
fürstlichen Empfang in der Ausstellung wird Ihnen der bayerische
König Ludwig I. bereiten, der von 63 Lebensjahren in 25 Aufenthalten
insgesamt sechseinhalb Jahre in Italien verbrachte.
Seine Italienbegeisterung teilte er mit vielen Bayern und Deutschen.
In den Zeiten des Wirtschaftswunders setzte ein wahrer Run in
Richtung Süden ein. Dafür nutzten viele zunächst das Fahrrad. Das
Münchner Studentenwerk schrieb 1949 15 Fahrrad-Italien-Visa aus.
Innerhalb eines Monats gingen dann sage und schreibe 1100
Bewerbungen ein.
Mitbringsel von solchen Fahrradtouren war – man kann es kaum glauben
– u. a. Murano-Glas. Und selbst eine Chianti-Flasche blieb bei der
Schussfahrt mit glühenden Bremsen den Großglockner abwärts
unversehrt, aber nur weil die rot-weiße Pass-Schranke gerade offen
stand. Diese Souvenirs mit den anhängenden Geschichten haben wir im
Vorfeld der Landesausstellung eifrig gesammelt. Den vielen
Bürgerinnen und Bürgern, die uns dabei tatkräftig unterstützten,
sage ich herzlichen Dank!
Bald ging es dann schon ohne Visa nach Italien und die Fahrräder
wurden ersetzt von Vesparollern, Goggos und BMW-Isettas. Zum
Leidwesen der Italiener wurde wild gezeltet und am Gardasee jeder
Meter Platz ausgenutzt. Mancherorts ging es zu wie heute in Nähe der
Theresienwiese während des Oktoberfestes.
In der Ausstellung können Sie die wilden 50ties nachvollziehen:
- Lassen Sie sich wie am Strand von Viareggio vor der großen
Venus-Muschel fotografieren,
- hören Sie die berühmten Italien-Schlager wie die zwei kleinen
Italiener, die von Napoli träumen (folgt auch gleich im Anschluss),
- fiebern Sie mit Stuck senior in den legendären Autorennen der Alfa
Romeo gegen die Silberpfeile
- und bejubeln Sie die Tore Gerd Müllers im WM-Halbfinale
Deutschland-Italien 1970 in Mexiko.
Auch den Geschmack des Südens können Sie testen – denn bis in die
50er Jahre kamen fast 80 Prozent der Obst- und Gemüseimporte aus
Italien. Und schließlich geht es auch um die Sprache. Die korrekte
Aussprache von Lamborghini oder Latte machiato wird Ihnen heutzutage
kaum mehr Schwierigkeiten bereiten. Die italienische Sprache hat das
Bayerische aber schon viel früher bereichert:
das Gspusi kommt von sposa (Verlobte),
das Graffl von comprare (kaufen),
die Nockerl von gnocci (Knödel)
und der Zamperl von Zampa (Pfote).
Vom strawanzenden Hallodri und Gstanzl singenden Sparifankerl ganz
zu schweigen. Wie ist eine Gesellschaft doch arm, die diesen
Sprachenschatz einfach wegwirft.
In unserer Landesausstellung haben wir die alten bayerischen Schätze
dagegen ausgegraben und deutlich gemacht, wie viel wir Italien
verdanken. Wir haben uns alle Mühe gegeben, dieses wirklich
herausragende Thema nicht nur lehrreich und spannend, sondern
sinnlich und spielerisch zu präsentieren. Mit großem Stolz kann ich
Ihnen heute das Ergebnis präsentieren.
Sie erlauben deshalb, liebe Festgäste, dass ich am Ende meinen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Haus der Bayerischen Geschichte
für Ihr großes Engagement meinen persönlichen Dank ausspreche, allen
voran meinem Stellvertreter Dr. Rainhard Riepertinger, der das
anspruchsvolle Projekt mit gewaltigem Organisationsaufwand souverän
und ideenreich steuerte,
sowie seinen Mitarbeitern Dr. Michael Nadler und Ralf Skoruppa.
Herausheben darf ich Prof. Dr. Ludwig Eiber, der seine Laufbahn im
HdBG mit „Bayern-Italien“ beendet und mit einer Isetta in den
Italienurlaub fährt.
Allen, die sich weiter eingebracht haben, Eva Brockhoff für den
schönen Katalog, Clemens Menter, Wolfgang Reinicke, Andrea Rüth,
Isabel Leicht und Susanne Scholl sowie allen Kolleginnen und
Kollegen von den Kunstsammlungen und Museen der Stadt Augsburg, dem
Füssener Stadtmuseum, dem tim in Augsburg, in den Stadtverwaltungen,
Stadtwerken und Tourismusämtern danke ich herzlich.
Sie alle können stolz sein auf die hervorragende Arbeit, die Sie
geleistet haben, auf eine rundum gelungene große bayerische
Landesausstellung!
((Herr Beck von der Regio hat es dabei sogar geschafft, dass die
Stadt Augsburg nicht nur im italienischen Fahnenmeer, sondern auch
im bayerischen Weiß-Blau erstrahlt, dass ich das einmal erleben
darf, hätte ich nie gedacht.))
Schließlich danke ich den Medien, die die Landesausstellung bereits
seit Monaten intensiv begleiten und last but not least Ihnen liebe
Festgäste. Wenn Ihnen unsere Landesausstellung gefällt (und davon
gehen wir aus), erzählen Sie es weiter, denn die beste Werbung ist
die Mundpropaganda.
Wir hoffen auf viele Besucherinnen und Besucher in Füssen und
Augsburg, die sich freuen an spannenden Geschichten und wundervollen
Exponaten aus einer wechselvollen Liebesgeschichte im Herzen
Europas.
Vielen Dank!
Dr. Richard Loibl, Direktor des
Hauses der Bayerischen Geschichte (links), und Prof. Dr. Ludwig
Eiber, Kurator der Ausstellung im tim, mit der
Isetta-„Rennsemmel“ (Foto: Beier)