Öl auf
Holz, 150 x 120 - Inv.-Nr. WAF 231 (Gm 165)
Dürermonogramm (wohl nicht
original) auf der unteren Ecke des
Leichentuchs
Die weit in den Vordergrund
ger�ckte großformatige
Figurengruppe der Trauernden, die
sich um den überproportional
großen, auf einem wei�en
Leichentuch am Boden liegenden
Leichnam Christi versammelt hat,
beansprucht den Gro�teil der
Bildfl�che. In der Ferne ist links
unter dem verd�sterten Himmel der
Golgatha-H�gel mit den beiden
Sch�chern am Kreuz zu sehen.
Rechts im Hintergrund ist in einem
Flusstal die Stadt Jerusalem vor
einem Gebirgspanorama dargestellt.
In der unteren Bildzone kniet in
stark verkleinertem Ma�stab die
Stifterfamilie Holzschuher, die zum
Nürnberger Patriziat gehörte.
Traditionsgem�� sind die
Stifterfiguren dabei nach
männlichen und weiblichen
Familienmitgliedern getrennt
aufgereiht. Auf der linken Seite
befindet sich Karl III. Holzschuher
mit den neun Sühnen, ihm
gegenüber seine Ehefrau Gertraud
Gruber mit den drei T�chtern.
Holzschuher und seine Sühne tragen
schwarze Schauben, die bei einigen
von ihnen mit braunem Pelz
verbr�mt sind. Der Vater und die
Sühne in der vorderen Reihe halten
ihre Barette in den Händen, die
übrigen haben, soweit dies zu
sehen ist, ihre Hände zum Gebet
gefaltet. Gertraud Gruber ist in die
patrizische Kirchgangstracht
gekleidet. Zum schwarzen, wei�
ausgeschlagenen Kirchenmantel
tr�gt sie die volumin�se wei�e
Kirchenhaube, den “Sturz”. über
die gefalteten Hände ist ein
Rosenkranz gelegt. Während eine
Tochter als Nonne dargestellt ist,
sind deren j�ngere Schwestern in
schwarzen Kleidern und mit
aufgesteckten Z�pfen
wiedergegeben. Die Wappenschilde an
der unteren Bildkante zeigen heute
nicht mehr die Wappen der Stifter,
die zu einem unbekannten Zeitpunkt
getilgt wurden, sondern
Phantasiewappen.
Bei der Tafel handelt es sich um ein
Epitaph, ein Gedächtnisbild für
Verstorbene. In dem Thema der
Beweinung Christi d.Ä.kt sich auf
sinnfÖllige Weise Totenklage und
Abschiednehmen aus. Die Komposition
schließt sich weitgehend an
Dürers Beweinungsepitaph für den
Nürnberger Goldschmied Albrecht
Glim (Bayerische
Staatsgemäldesammlungen Inv.-Nr.
704) an. Das Holzschuher-Epitaph ist
dem Œuvre Dürers zugeschrieben,
wobei allerdings fraglich ist,
inwieweit der Künstler diese
Bildtafel in allen Teilen selbst
ausgeführt hat. Da das Gemälde
nicht datiert ist und auch das Alter
der Dargestellten nicht recht in
übereinstimmung zu bringen ist,
ist der genaue Anlass für die
Bestellung und der Auftraggeber
nicht auszumachen. Unklarheit
herrscht auch über den
ursprünglichen Bestimmungsort der
Holzschuher’schen Beweinung,
n�mlich ob sie für St. Sebald,
die Holzschuher’sche Kapelle auf dem
Johanniskirchhof oder die
Barf��erkirche in Nürnberg
vorgesehen war. Nach 1580 gelangte
sie in die St. Sebalduskirche, wo
sich seit dem Verkauf des Originals
an die Familie Preller 1620 eine
Kopie befindet. Aus der
Preller’schen Sammlung kam die
Originaltafel 1816 in die Sammlung
Boisser�e, mit der sie 1827 von
König Ludwig I. von Bayern
angekauft wurde.
In Privatbesitz gibt es eine Kopie
der Tafel ohne Stifterfiguren, die
vermutlich aus der Zeit um 1600
stammt. In einer handschriftlichen
Familiengeschichte der Holzschuher
von 1724 befindet sich eine
vereinfachende Miniaturkopie in
Aquarell (Nürnberg, Germanisches
Nationalmuseum).
Literatur:
Anzelewsky, Fedja: Albrecht Dürer.
Das malerische Werk, 2. Aufl.,
Berlin 1991, S. 160ff., Kat.-Nr. 55.
Germanisches Nationalmuseum
Nürnberg (Hg.): Die Gemälde des
16. Jahrhunderts, bearb. von Kurt
L�cher unter Mitarbeit von Carola
Gries, Stuttgart 1997, S. 192-197.
Goldberg, Gisela/Heimberg,
Bruno/Schawe, Martin: Albrecht
Dürer. Die Gemälde der Alten
Pinakothek, München 1998, S.
288-313.
Person:
Familie Holzschuher, Nürnberger
Patrizier
* -
† -
Das Patriziergeschlecht der
Holzschuher ist seit dem Anfang des
13. Jahrhunderts in Nürnberg
urkundlich nachweisbar. Die hier
abgebildeten Stifterfiguren zeigen
Karl (III.) Holzschuher mit seiner
Frau Gertraud Gruber und ihre
zwölf Kinder, von denen allerdings
nur neun archivalisch zu belegen
sind.
Maler:
Albrecht Dürer
* 21. Mai 1471 in Nürnberg
† 6. April 1528 in Nürnberg
Der Maler, Grafiker und
Kunsttheoretiker Albrecht Dürer,
dessen Nachruhm und Wirkung auf
seine Zeitgenossen kaum hoch genug
einzuschützen sind, hinterließ
das vielseitigste Werk der deutschen
Kunst. Als einer der ersten Maler
nördlich der Alpen setzte er sich
mit der Kunst der italienischen
Renaissance auseinander, deren
Errungenschaften er vor allem durch
seine Kupferstiche und Holzschnitte
weitervermittelte. In seinem Werk
finden viele Bestrebungen seiner
Zeit nachhaltigen Ausdruck.