Öl auf
Holz, 90 x 80 - Inv.-Nr. L. 256 (Leihgabe
des Residenzmuseums München)
Inschrift am Pfeiler links: MDXXXVII
/ AETATIS SVA XXIII (1537. Ihres
Alters 23)
Die als Gegenst�cke
charakterisierten Bildnisse zeigen
Hieronymus Seiler und seine Frau
Felicitas Welser in Halbfigur vor
einem neutralen Hintergrund, der nur
jeweils durch die Verschattungen des
Wandpfeilers am inneren Bildrand
unterbrochen wird. Beide
Dargestellte suchen den Blick des
Betrachters.
Der vollb�rtige Hieronymus Seiler,
der nach rechts gewandt ist, ist mit
einer dunkelbraunen Schaube mit
schwarzem Besatz und einem schwarzen
Wams bekleidet. Auf seinem Kopf
sitzt ein schwarzes Barett. Nur die
Manschetten und der Kragen des
wei�en Hemdes heben sich von der
dunklen Kleidung ab. Seine rechte
Hand fasst den Dolch. Der einzige
von dem Augsburger Handelsherrn
getragene Ring sitzt am Zeigefinger
der linken Hand.
Seine ihm nach links zugewandte
Ehefrau tr�gt ein braunes, mit
schwarzem Besatz garniertes
Seidenkleid. Das reich gefÖltete,
hochgeschlossene wei�e Hemd mit
dem ger�schten Kragenrand zieren
goldene Borten. Den damaligen
Gepflogenheiten entsprechend bedeckt
ein Barett nebst perlenbesetzter
Goldhaube das blonde Haar der
Augsburgerin. Von ihren beiden
Ketten fÖllt besonders die lange,
geflochtene Goldkette ins Auge. In
der ringgeschmückten linken Hand
hÖlt die Porträtierte ein
wei�es, spitzenbesetztes Tuch, die
Finger der ebenfalls mit Ringen
versehenen rechten Hand spielen mit
dem goldenen Ketteng�rtel.
Die beiden repräsentativen
Porträts zeichnen sich durch einen
genau beobachtenden Realismus und
die malerische FÖlle des
weitgehend auf bunte Farbigkeit
verzichtenden Kolorits aus. Anlass
für den Bildnisauftrag war wohl
die im Jahr zuvor erfolgte
Gründung einer eigenen
Handelsgesellschaft durch Hieronymus
Seiler.
Literatur:
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
(Hg.): Alte Pinakothek München.
Erl�uterungen zu den ausgestellten
Gemälden, 3. Aufl., München
1999, S. 43.
Welt im Umbruch. Augsburg zwischen
Renaissance und Barock, Bd. 2,
Augsburg 1980 (Ausstellungskatalog),
Kat.-Nr. 453 und 454.
Person:
Felicitas Seiler, geborene Welser
* 1513
† 1569
Tochter von Bartholomäus (V.)
Welser, Augsburger Handelsherr, und
Felicitas Grander; seit 1533
verheiratet mit Hieronymus Seiler
(Sailer, Sayler).
Felicitas Seiler stammte als
geborene Welser aus einem der
wichtigsten Patrizier- und
Kaufmannsgeschlechter, das seit dem
13. Jahrhundert in Augsburg
nachweisbar ist. Ihr Mann Hieronymus
Seiler war Faktor in der
Welser-Gesellschaft.
Christoph Amberger, der fast
ausschließlich als Porträtist
tätig war, gilt als der letzte
große Maler der Augsburger
Renaissance. Bedeutende
Persönlichkeiten des 16.
Jahrhunderts ließen sich von ihm
im Bildnis festhalten. Amberger
verstand es in seinen Gemälden den
venezianischen Kolorismus mit der
altdeutschen Malerei zu
verschmelzen.