Das
Brustbild ohne Hände zeigt den
nach links gewandten Augsburger
Gro�kaufmann und Bankier Jakob II.
Fugger, genannt der Reiche, vor
einem hellblauen Hintergrund. Der
Dargestellte tr�gt unter einer
schwarzen Schaube mit breitem
braunen Pelzkragen ein schwarzes
Wams und ein wei�es Hemd. Seinen
Kopf bedeckt eine venezianische
Goldhaube, die den Haaransatz an
Stirn und Schl�fe frei l�sst.
Während die Identifikation des
Dargestellten mit Jakob Fugger heute
nicht mehr in Frage gestellt wird,
herrschen über die Zuschreibung
des Gemäldes an Albrecht Dürer
weiterhin Zweifel. Allgemein wird
die Ansicht vertreten, dass Dürer
wohl 1518 auf dem Augsburger
Reichstag die Kohlezeichnung nach
dem lebenden Modell (Berlin, SMPK
Staatliche Museen zu Berlin -
Preussischer Kulturbesitz,
Kupferstichkabinett) anfertigte, auf
die das Leinwandbild aus dem Besitz
der Bayerischen
Staatsgemäldesammlungen
zurückgehe. Dieses
“T�chleinportr�t” Dürers habe
wohl als “modello” gedient, das dem
Auftraggeber vor der Ausf�hrung
des eigentlichen Gemäldes
präsentiert wurde. Die sodann von
Dürer geschaffene endgültige
Ausf�hrung auf Holz sei heute
verschollen, aber in zwei Kopien von
unbekannten Malern (Berlin, SMPK
Staatliche Museen zu Berlin -
Preussischer Kulturbesitz,
Gemäldegalerie und süddeutscher
Privatbesitz) überliefert, die
gegenüber dem “T�chlein”
gemeinsam wesentliche �nderungen
in der Kleidung zeigen. Schw�chen
in der Ausf�hrung des
Leinwandbildes - in der Physiognomie
und in der Gestaltung des Pelzes -
aber auch die praktischen
Bedingungen des Kopiervorgangs
sprechen dagegen dafür, dass es
sich bei diesem Bild um eine weitere
Kopie des Fugger-Porträts handelt,
die vielleicht in der
Dürer-Werkstatt entstanden ist.
Die Erw�hnung eines von Dürer
gemalten männlichen Brustbildes im
Nachtrag des 1641/42 aufgestellten
Münchner Kammergalerie-Inventars
kann wohl als frühester Nachweis
des Fugger-Porträts in den
Münchner Sammlungen gelten.
Eindeutig l�sst es sich allerdings
erst 1760 in der Kurfürstlichen
Galerie nachweisen. Damals wurde
auch der Hintergrund des Bildnisses
von dem kurfürstlichen Hofmaler
Balthasar Augustin Albrecht
dunkelgr�n übermalt. Die
übermalung ist 1928/29 wieder
entfernt worden.
Literatur:
Anzelewsky, Fedja: Albrecht Dürer.
Das malerische Werk, 2. Aufl, Berlin
1991, S. 254ff., Kat.-Nr. 143.
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
(Hg.): Staatsgalerie Augsburg.
St�dtische Kunstsammlungen, Bd. 1:
Altdeutsche Gemälde, bearb. von
Gisela Goldberg, Christian Altgraf
Salm und Gisela Scheffler, 3. Aufl.,
München 1988, S. 58-62.
Germanisches Nationalmuseum (Hg.):
1471 Albrecht Dürer 1971,
Nürnberg 1971
(Ausstellungskatalog), S. 292,
Kat.-Nr. 541.
Goldberg, Gisela/Heimberg,
Bruno/Schawe, Martin: Albrecht
Dürer. Die Gemälde der Alten
Pinakothek, München 1998, S.
462-477.
Kirmeier, Josef/Jahn,
Wolfgang/Brockhoff, Evamaria: “...
wider Laster und S�nde”. Augsburgs
Weg in die Reformation, Köln 1997
(Ausstellungskatalog)
(Ver�ffentlichungen zur
Bayerischen Geschichte und Kultur
33/97), S. 105ff., Kat.-Nr. 22 a-c.
Person:
Jakob Fugger der Reiche
* 6. 3. 1459 in Augsburg
† 30. 12. 1525 in Augsburg,
Grabstätte in St. Anna, Augsburg
Sohn von Jakob Fugger dem Älteren
und Barbara B�singer; seit 1498
verheiratet mit Sibylle Arzt; die
Ehe blieb kinderlos.
Jakob Fugger gilt als der
bedeutendste Vertreter des
Fr�hkapitalismus nördlich der
Alpen. Er schuf mit seinem Bruder
Georg die Weltstellung und das
Vermögen des Hauses Fugger, vor
allem indem sie die Habsburger durch
ständige Kredite in ihre
Abhängigkeit bringen konnten. In
der Montanindustrie hatte Jakob
schon bald eine Monopolstellung
erreicht. Mit der Stiftung der
„Fuggerei“ in Augsburg schuf er die
erste Sozialsiedlung Europas.
Maler:
Albrecht Dürer
* 21. Mai 1471 in Nürnberg
† 6. April 1528 in Nürnberg
Der Maler, Grafiker und
Kunsttheoretiker Albrecht Dürer,
dessen Nachruhm und Wirkung auf
seine Zeitgenossen kaum hoch genug
einzuschützen sind, hinterließ
das vielseitigste Werk der deutschen
Kunst. Als einer der ersten Maler
nördlich der Alpen setzte er sich
mit der Kunst der italienischen
Renaissance auseinander, deren
Errungenschaften er vor allem durch
seine Kupferstiche und Holzschnitte
weitervermittelte. In seinem Werk
finden viele Bestrebungen seiner
Zeit nachhaltigen Ausdruck.