Mitteltafel:
Öl auf Holz, 155 x 126 - Inv.-Nr. 706
Linker Flügel: Öl auf Holz, 157 x 61 -
Inv.-Nr. 701
Rechter Flügel: Öl auf Holz, 157 x 61 -
Inv.-Nr. 702
Linker Flügel, Innenseite: Hl.
Georg (Bildnis des Stephan
Paumgartner)
Rechter Flügel, Innenseite: Hl.
Eustachius (Bildnis des Lukas
Paumgartner)
Inschrift auf dem Holzpfosten in der
Mitte der unteren BildhÖlfte:
Monogramm AD
Der Paumgartner-Altar, dessen
eindeutig bekannte Teile nur aus der
Mitteltafel und dem beweglichen
Flügelpaar in der Alten Pinakothek
in München bestehen, entspricht in
formaler Hinsicht den Kriterien des
traditionellen Flügelaltars. Bei
ge�ffneten Flügeln zeigt sich
die nach den Gesetzen der
Zentralperspektive konstruierte
Komposition der Geburt Christi im
Mittelbild, die von den beiden
gro�figurigen Heiligen auf den
Flügeln eingerahmt wird.
In den beiden unteren Bildecken der
Mitteltafel sind in stark
verkleinertem Ma�stab die
Angehörigen der Stifterfamilie
Paumgartner mit ihren zugehörigen
Wappen dargestellt. Links kniet
Martin Paumgartner mit seinen
Sühnen Lukas und Stephan, die
jeweils durch das Paumgartnerwappen
gekennzeichnet sind. Der alte
b�rtige Mann, der sich ihnen am
Bildrand mit dem L�wenwappen
anschließt, d�rfte wohl Hans
Sch�nbach sein, der zweite Ehemann
der Witwe Martin Paumgartners. Alle
vier Männer sind in dunkle
Schauben gehÖllt, von denen drei
mit Pelz verbr�mt sind. Die beiden
Sühne Paumgartners tragen Hauben.
In der rechten unteren Ecke knien
die weiblichen Familienmitglieder
mit ihren Wappen. Rechts au�en ist
die Ehefrau Martin Paumgartners,
Barbara Volckamer, abgebildet. Ihre
Kirchgangskleidung besteht aus einem
langen, dunklen Mantel, einem
Leineneinsatz im Ausschnitt sowie
der wei�en Leinenhaube der
verheirateten Nürnberger
Patrizierin, dem “Sturz”. Von ihren
beiden T�chtern ist die in erster
Ehe mit Hans Reich verheiratete
Barbara �hnlich wie sie selbst
gekleidet. Die unverheiratete
Tochter, Maria, tr�gt zu ihren
aufgesteckten Z�pfen eine
hochgeschlossene
Goller-Kleid-Kombination. Wie ihre
Mutter hÖlt sie einen Rosenkranz
in den Händen.
Die auf der Mitteltafel unter den
Stifterfiguren abgebildeten beiden
Nürnberger Patrizier Stephan und
Lukas Paumgartner haben ihre
Gesichtsz�ge auch den als
Standfiguren dargestellten
Ritterheiligen der Flügeltafeln,
Georg und Eustachius, geliehen. Die
Identifizierung von Stiftern mit
Heiligengestalten besaß in
Nürnberg zur Zeit Dürers bereits
Tradition. Allerdings ließen sich
die beiden Stifter nicht in Gestalt
ihrer Namenspatrone Stephan und
Lukas abbilden, sondern als
ritterliche Verteidiger des
christlichen Glaubens. Bisher
l�sst sich die Wahl der beiden
Br�der nicht genau erkl�ren. Die
Heiligen stehen im Kontrapost auf
einem steinigen Bodenst�ck vor
schwarzem Hintergrund und wenden
sich nach innen zur Mitteltafel, so
dass sie als Zuschauer an dem
weihnachtlichen Geschehen
teilnehmen. Sie tragen Harnischteile
im Stil der Zeit um 1500 mit
seitlich befestigten Schwertern,
modisch an Brust und Armen
geschlitzte W�mser,
golddurchwirkte Netzhauben, rote
Beinkleider und um die Schuhe
geschnallte Sporen. Der links
stehende Georg hÖlt in seiner
linken Hand den von ihm erlegten
Drachen und in der rechten einen
Turnierlanzenschaft mit dem
Kreuzbanner der Jerusalemfahrer. Ihm
gegenüber steht Eustachius. Seine
linke Hand ruht am Schwertgriff in
der Hüfte, während er mit der
rechten den Turnierlanzenschaft
umfasst, an dem ein Banner
angebracht ist, das sein Attribut
zeigt, einen Hirschkopf mit dem Bild
des Gekreuzigten zwischen den
Geweihstangen. Die Standfiguren auf
den Flügeltafeln stehen einerseits
in der Tradition der Nürnberger
Flügelalt�re, andererseits
w�ren sie aber ohne Dürers
Kenntnis der italienischen Kunst und
seine Proportionsstudien
unvorstellbar.
Bei dem Altar, der, laut einer
chronikalischen Nachricht aus dem
17. Jahrhundert, 1498 gemalt wurde,
handelt es sich wohl um eine
Ged�chtnisstiftung der vier
Paumgartner’schen Kinder für ihre
Eltern Martin und Barbara
Paumgartner. Die genaue Datierung
des Flügelaltars ist wegen der
merklichen kompositionellen
Diskrepanz zwischen Mitteltafel und
Flügeln in der Forschung
umstritten. Bis zu seiner Erwerbung
durch Herzog Maximilian I. von
Bayern im Jahr 1613 stand der
Paumgartner-Altar an der Ostwand des
s�dlichen Seitenschiffes der
Nürnberger Dominikanerinnenkirche
St. Katharina. Herzog Maximilian
ließ die Mitteltafel samt den
Flügeln nach seinem Geschmack
�ndern. Die aus dieser Zeit
stammenden übermalungen und
Anst�ckelungen wurden 1902/1903
entfernt. Von dem Altar haben sich
mehrere Kopien erhalten.
Literatur:
Anzelewsky, Fedja: Albrecht Dürer.
Das malerische Werk, 2. Aufl.,
Berlin 1991, S. 155-159, Kat.-Nr.
50-54K.
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
(Hg.): Alte Pinakothek München.
Erl�uterungen zu den ausgestellten
Gemälden, 3. Aufl., München
1999, S. 170f.
Germanisches Nationalmuseum (Hg.):
1471 Albrecht Dürer 1971,
Nürnberg 1971
(Ausstellungskatalog), S. 318f.,
Kat.-Nr. 590.
Goldberg, Gisela/Heimberg,
Bruno/Schawe, Martin: Albrecht
Dürer. Die Gemälde der Alten
Pinakothek, München 1998, S.
166-235.
Kutschbach, Doris: Albrecht Dürer.
Die Altäre, Stuttgart/Z�rich
1995, S. 11-32.
Person:
Familie Paumgartner, Nürnberger
Patrizier
* -
† -
Als Stifer des so genannten
Paumgartner-Altares gelten die
Br�der Stephan (1480-1525) und
Lukas Paumgartner († 1515). Stephan
war seinerzeit einer der
angesehensten Patrizier der Stadt
Nürnberg und mit Albrecht Dürer
befreundet. Au�er ihnen sind auf
dem Altar auch ihre Eltern Martin
Paumgartner und Barbara Volckamer
sowie ihre Schwestern Barbara und
Maria dargestellt.
Maler:
Albrecht Dürer
* 21. Mai 1471 in Nürnberg
† 6. April 1528 in Nürnberg
Der Maler, Grafiker und
Kunsttheoretiker Albrecht Dürer,
dessen Nachruhm und Wirkung auf
seine Zeitgenossen kaum hoch genug
einzuschützen sind, hinterließ
das vielseitigste Werk der deutschen
Kunst. Als einer der ersten Maler
nördlich der Alpen setzte er sich
mit der Kunst der italienischen
Renaissance auseinander, deren
Errungenschaften er vor allem durch
seine Kupferstiche und Holzschnitte
weitervermittelte. In seinem Werk
finden viele Bestrebungen seiner
Zeit nachhaltigen Ausdruck.