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Paumgartner-Altar - Mitteltafel: Die Geburt Christi [ zurück ]
 
Maler:   Albrecht Dürer
Datiert:   um 1498
Bild:   Mitteltafel: Öl auf Holz, 155 x 126 - Inv.-Nr. 706
Linker Flügel: Öl auf Holz, 157 x 61 - Inv.-Nr. 701
Rechter Flügel: Öl auf Holz, 157 x 61 - Inv.-Nr. 702
 
   
 
Linker Flügel, Innenseite: Hl. Georg (Bildnis des Stephan Paumgartner)
Rechter Flügel, Innenseite: Hl. Eustachius (Bildnis des Lukas Paumgartner)

Inschrift auf dem Holzpfosten in der Mitte der unteren BildhÖlfte: Monogramm AD

Der Paumgartner-Altar, dessen eindeutig bekannte Teile nur aus der Mitteltafel und dem beweglichen Flügelpaar in der Alten Pinakothek in München bestehen, entspricht in formaler Hinsicht den Kriterien des traditionellen Flügelaltars. Bei ge�ffneten Flügeln zeigt sich die nach den Gesetzen der Zentralperspektive konstruierte Komposition der Geburt Christi im Mittelbild, die von den beiden gro�figurigen Heiligen auf den Flügeln eingerahmt wird.
In den beiden unteren Bildecken der Mitteltafel sind in stark verkleinertem Ma�stab die Angehörigen der Stifterfamilie Paumgartner mit ihren zugehörigen Wappen dargestellt. Links kniet Martin Paumgartner mit seinen Sühnen Lukas und Stephan, die jeweils durch das Paumgartnerwappen gekennzeichnet sind. Der alte b�rtige Mann, der sich ihnen am Bildrand mit dem L�wenwappen anschließt, d�rfte wohl Hans Sch�nbach sein, der zweite Ehemann der Witwe Martin Paumgartners. Alle vier Männer sind in dunkle Schauben gehÖllt, von denen drei mit Pelz verbr�mt sind. Die beiden Sühne Paumgartners tragen Hauben. In der rechten unteren Ecke knien die weiblichen Familienmitglieder mit ihren Wappen. Rechts au�en ist die Ehefrau Martin Paumgartners, Barbara Volckamer, abgebildet. Ihre Kirchgangskleidung besteht aus einem langen, dunklen Mantel, einem Leineneinsatz im Ausschnitt sowie der wei�en Leinenhaube der verheirateten Nürnberger Patrizierin, dem “Sturz”. Von ihren beiden T�chtern ist die in erster Ehe mit Hans Reich verheiratete Barbara �hnlich wie sie selbst gekleidet. Die unverheiratete Tochter, Maria, tr�gt zu ihren aufgesteckten Z�pfen eine hochgeschlossene Goller-Kleid-Kombination. Wie ihre Mutter hÖlt sie einen Rosenkranz in den Händen.
Die auf der Mitteltafel unter den Stifterfiguren abgebildeten beiden Nürnberger Patrizier Stephan und Lukas Paumgartner haben ihre Gesichtsz�ge auch den als Standfiguren dargestellten Ritterheiligen der Flügeltafeln, Georg und Eustachius, geliehen. Die Identifizierung von Stiftern mit Heiligengestalten besaß in Nürnberg zur Zeit Dürers bereits Tradition. Allerdings ließen sich die beiden Stifter nicht in Gestalt ihrer Namenspatrone Stephan und Lukas abbilden, sondern als ritterliche Verteidiger des christlichen Glaubens. Bisher l�sst sich die Wahl der beiden Br�der nicht genau erkl�ren. Die Heiligen stehen im Kontrapost auf einem steinigen Bodenst�ck vor schwarzem Hintergrund und wenden sich nach innen zur Mitteltafel, so dass sie als Zuschauer an dem weihnachtlichen Geschehen teilnehmen. Sie tragen Harnischteile im Stil der Zeit um 1500 mit seitlich befestigten Schwertern, modisch an Brust und Armen geschlitzte W�mser, golddurchwirkte Netzhauben, rote Beinkleider und um die Schuhe geschnallte Sporen. Der links stehende Georg hÖlt in seiner linken Hand den von ihm erlegten Drachen und in der rechten einen Turnierlanzenschaft mit dem Kreuzbanner der Jerusalemfahrer. Ihm gegenüber steht Eustachius. Seine linke Hand ruht am Schwertgriff in der Hüfte, während er mit der rechten den Turnierlanzenschaft umfasst, an dem ein Banner angebracht ist, das sein Attribut zeigt, einen Hirschkopf mit dem Bild des Gekreuzigten zwischen den Geweihstangen. Die Standfiguren auf den Flügeltafeln stehen einerseits in der Tradition der Nürnberger Flügelalt�re, andererseits w�ren sie aber ohne Dürers Kenntnis der italienischen Kunst und seine Proportionsstudien unvorstellbar.
Bei dem Altar, der, laut einer chronikalischen Nachricht aus dem 17. Jahrhundert, 1498 gemalt wurde, handelt es sich wohl um eine Ged�chtnisstiftung der vier Paumgartner’schen Kinder für ihre Eltern Martin und Barbara Paumgartner. Die genaue Datierung des Flügelaltars ist wegen der merklichen kompositionellen Diskrepanz zwischen Mitteltafel und Flügeln in der Forschung umstritten. Bis zu seiner Erwerbung durch Herzog Maximilian I. von Bayern im Jahr 1613 stand der Paumgartner-Altar an der Ostwand des s�dlichen Seitenschiffes der Nürnberger Dominikanerinnenkirche St. Katharina. Herzog Maximilian ließ die Mitteltafel samt den Flügeln nach seinem Geschmack �ndern. Die aus dieser Zeit stammenden übermalungen und Anst�ckelungen wurden 1902/1903 entfernt. Von dem Altar haben sich mehrere Kopien erhalten.
 
Literatur:   Anzelewsky, Fedja: Albrecht Dürer. Das malerische Werk, 2. Aufl., Berlin 1991, S. 155-159, Kat.-Nr. 50-54K.
Bayerische Staatsgemäldesammlungen (Hg.): Alte Pinakothek München. Erl�uterungen zu den ausgestellten Gemälden, 3. Aufl., München 1999, S. 170f.
Germanisches Nationalmuseum (Hg.): 1471 Albrecht Dürer 1971, Nürnberg 1971 (Ausstellungskatalog), S. 318f., Kat.-Nr. 590.
Goldberg, Gisela/Heimberg, Bruno/Schawe, Martin: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, München 1998, S. 166-235.
Kutschbach, Doris: Albrecht Dürer. Die Altäre, Stuttgart/Z�rich 1995, S. 11-32.
 
Person:   Familie Paumgartner, Nürnberger Patrizier
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Als Stifer des so genannten Paumgartner-Altares gelten die Br�der Stephan (1480-1525) und Lukas Paumgartner († 1515). Stephan war seinerzeit einer der angesehensten Patrizier der Stadt Nürnberg und mit Albrecht Dürer befreundet. Au�er ihnen sind auf dem Altar auch ihre Eltern Martin Paumgartner und Barbara Volckamer sowie ihre Schwestern Barbara und Maria dargestellt.
   
 
Maler:   Albrecht Dürer
* 21. Mai 1471 in Nürnberg
† 6. April 1528 in Nürnberg

Der Maler, Grafiker und Kunsttheoretiker Albrecht Dürer, dessen Nachruhm und Wirkung auf seine Zeitgenossen kaum hoch genug einzuschützen sind, hinterließ das vielseitigste Werk der deutschen Kunst. Als einer der ersten Maler nördlich der Alpen setzte er sich mit der Kunst der italienischen Renaissance auseinander, deren Errungenschaften er vor allem durch seine Kupferstiche und Holzschnitte weitervermittelte. In seinem Werk finden viele Bestrebungen seiner Zeit nachhaltigen Ausdruck.