Im
Vordergrund des Bildes hat sich eine
Figurengruppe aus acht Trauernden um
den eben vom Kreuz abgenommenen
Leichnam Jesu auf dem Berg Golgatha
versammelt. über der im
Hintergrund liegenden
Hochgebirgslandschaft mit einer
Stadt und einem See scheint sich ein
Gewitter zusammenzuziehen. In den
unteren Bildecken ist gem�� der
Tradition die Stifterfamilie im
verkleinerten Ma�stab dargestellt.
Links kniet der Nürnberger
Goldschmied Albrecht Glim mit zwei
Sühnen und seinem Wappen. Auf der
gegenüberliegenden Seite befindet
sich seine erste Ehefrau Margareth
Holtzmann mit ihrem Wappen und einer
Tochter. Den männlichen
Familienmitgliedern fallen die Haare
bis auf die Schultern. Albrecht Glim
tr�gt eine lange, pelzgef�tterte
Schaube mit Pelzkragen. In den
Händen hÖlt er sein Barett und
einen Rosenkranz. Seine Sühne sind
mit langen roten R�cken bekleidet.
Während der eine Sohn die Hände
and�chtig zum Gebet erhoben hat,
wendet sich der andere, der sein
Barett in der Hand hÖlt, zum Vater
um, was im Gegensatz zu dem
üblicherweise gemessenen Agieren
der Stifterpersonen auf Epitaphien
steht. Die Gestalt von Glims Frau
verhÖllt ein schwarzer
Kirchenmantel. Ihren Kopf bedeckt
eine wei�e Haube mit breiter
Kinnbinde. Die Tochter, die wie ihre
Mutter die Hände zum Gebet
gefaltet hat, tr�gt zu ihren
aufgesteckten Z�pfen ein rotes
Kleid. Nachtr�glich ließ
Albrecht Glim auch noch seine zweite
Frau zusammen mit sechs weiteren
Sühnen und einer Tochter in das
Bild einf�gen. Diese vielleicht
von Hans S�� von Kulmbach
durchgeführte Erg�nzung, die
lange Zeit unter einer im Bereich
der Wappen und Stifterfiguren
vorgenommenen übermalung des
frühen 17. Jahrhunderts verborgen
war, wurde 1924 bei einer
Restaurierung entfernt.
Das Bild ist ein
Totenged�chtnismal, ein Epitaph.
Zwar wird die Beweinung Christi als
Szene, die sich zwischen der
Kreuzabnahme und Grablegung ereignet
hat, in den Evangelien nicht eigens
behandelt, doch bietet sich das
Thema als Epitaphmotiv an, da sich
darin Totenklage und
Erl�sungshoffnung auf ideale Weise
verbinden. Der Stifter des Bildes,
nach dem es auch “Glim’sche
Beweinung” genannt wird, hat es
für seine 1500 verstorbene erste
Gemahlin in Auftrag gegeben.
Ursprünglich befand sich das
Epitaph in der Dominikanerkirche St.
Marien, der so genannten
Predigerkirche in Nürnberg, wo es
an einer S�ule neben dem
Predigtstuhl hing. Nachdem es im 16.
Jahrhundert mehrfach den Besitzer
gewechselt hatte, wurde die
Beweinungstafel zwischen 1598 und
1607 von Herzog Maximilian I. von
Bayern für 1000 Gulden erworben.
Au�er der “Glim’schen” hat sich
noch eine weitere großformatige
gemalte Fassung des Themas von der
Hand Dürers erhalten, die
“Holzschuher’sche Beweinung”
(Bayerische
Staatsgemäldesammlungen Inv.-Nr.
WAF 231).
Literatur:
Anzelewsky, Fedja: Albrecht Dürer.
Das malerische Werk, 2. Aufl.,
Berlin 1991, S. 176f., Kat.-Nr. 70.
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
(Hg.): Alte Pinakothek München.
Erl�uterungen zu den ausgestellten
Gemälden, 3. Aufl., München
1999, S. 168ff.
Goldberg, Gisela/Heimberg,
Bruno/Schawe, Martin: Albrecht
Dürer. Die Gemälde der Alten
Pinakothek, München 1998, S.
260-287.
Person:
Albrecht Glim, Goldschmied, und
seine Familie
Geburtsdatum und -ort unbekannt
† 1533 in Nürnberg
Vermutlich ein Sohn des Goldschmieds
Jakob Glim und dessen Ehefrau
Katharina; in erster Ehe verheiratet
mit Margret Holtzmann, die am 22.
10. 1500 starb; in zweiter Ehe
verheiratet mit Elisabeth Spalter,
einer verwitweten Deichsler.
Der Nürnberger Goldschmied
Albrecht Glim war laut dem
Nürnberger Künstlerbiografen
Johann Neud�rffer seinerzeit
ber�hmt für seine
künstlerischen F�higkeiten auf
dem Gebiet der Silbertreibarbeiten.
Er fertigte zwischen 1509 und 1512
für den polnischen König
Sigismund I. den silbernen
Stanislausaltar, der allerdings
nicht erhalten ist.
Maler:
Albrecht Dürer
* 21. Mai 1471 in Nürnberg
† 6. April 1528 in Nürnberg
Der Maler, Grafiker und
Kunsttheoretiker Albrecht Dürer,
dessen Nachruhm und Wirkung auf
seine Zeitgenossen kaum hoch genug
einzuschützen sind, hinterließ
das vielseitigste Werk der deutschen
Kunst. Als einer der ersten Maler
nördlich der Alpen setzte er sich
mit der Kunst der italienischen
Renaissance auseinander, deren
Errungenschaften er vor allem durch
seine Kupferstiche und Holzschnitte
weitervermittelte. In seinem Werk
finden viele Bestrebungen seiner
Zeit nachhaltigen Ausdruck.