Inschrift rechts unten: 1516 / AD.
Rechts oben: Das hat albrecht durer
abconterfet noch / siene Lermeister
michel wolgemut Jn Jor / 1516 [und
nach dem Tod Wolgemuts
hinzugef�gt:] vnd er was 82 Jor /
vnd hat gelebt pis das man / zelet
1519 Jor do ist er ferschide(n) / an
sant endres dag [30. November] frv
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Das kleinformatige Brustbild vor
gr�nem Hintergrund zeigt den
greisen Nürnberger Maler Michael
Wolgemut. Der nur bis zu den
Schultern sichtbare ehemalige
Lehrmeister Dürers wendet sich
leicht nach rechts und blickt am
Betrachter vorbei. Durch den knappen
Bildausschnitt wird alles Interesse
auf das Gesicht des Dargestellten
gelenkt. Im rechten Auge, dessen
Pupille m�glicherweise an einer
St�rung durch eine inkomplette
Verwachsung der Regenbogenhaut mit
der Augenlinse leidet, spiegelt sich
ein Fensterkreuz. Die über der
Stirn zusammengebundene Haarhaube
aus schwarzer Seide wird von der
oberen Bildkante überschnitten.
Wolgemut tr�gt ein wei�es Hemd
unter dem schwarzen Wams. Von seiner
Schaube ist nur der braune
Pelzkragen sichtbar.
Das Porträt gehört im deutschen
Raum zu den frühesten
nachweisbaren autonomen
Malerbildnissen, die keine
Selbstbildnisse sind. Es ist kein
ReprÖsentationsbild, sondern hat
auch wegen des Inhalts seiner statt
in Antiqua in sp�tgotischer
Buchkursive verfassten Inschrift
einen privaten Charakter. Nicht
eindeutig zu beantworten ist die
Frage nach dem Auftraggeber des
Bildnisses. Wolgemut k�nnte es
bestellt haben, Dürer k�nnte es
als Geschenk für den verehrten
Lehrmeister gemalt haben oder aber
für sich selbst zur Erinnerung und
als Dokument für seine eigene
Lebensgeschichte.
Das Porträt, das 1809 von
Kronprinz Ludwig von Bayern
angekauft wurde, diente 1815 dem
Bildhauer Konrad Eberhard als
Vorlage für dessen Marmorb�ste
Wolgemuts für die Ruhmeshalle in
München. Aus dem späten 16.
Jahrhundert stammt eine auf
Pergament gemalte Wiederholung
(Schweinfurt, Sammlung Georg
Sch�fer). In der Albertina in Wien
befindet sich eine Kreidezeichnung
des Wolgemut-Porträts von einem
wohl aus dem 17. Jahrhundert
stammenden unbekannten Zeichner, die
zeitweise als eigenh�ndige Arbeit
Dürers galt.
Literatur:
Anzelewsky, Fedja: Albrecht Dürer.
Das malerische Werk, 2. Aufl.,
Berlin 1991, S. 247, Kat.-Nr. 132.
Germanisches Nationalmuseum (Hg.):
1471 Albrecht Dürer 1971,
Nürnberg 1971
(Ausstellungskatalog), S. 288,
Kat.-Nr. 536.
Germanisches Nationalmuseum
Nürnberg (Hg.): Die Gemälde des
16. Jahrhunderts, bearb. von Kurt
L�cher unter Mitarbeit von Carola
Gries, Stuttgart 1997, S. 210-212.
Goldberg, Gisela/Heimberg,
Bruno/Schawe,Martin: Albrecht
Dürer. Die Gemälde der Alten
Pinakothek, München 1998, S.
416-429.
Person:
Michael Wolgemut, Maler
* 1434 oder 1437 in Nürnberg
† 30. 11. 1519 in Nürnberg
Sohn des Nürnberger Malers (?)
Valentin Wolgemut; seit 1472
verheiratet mit Barbara, der Witwe
des Nürnberger Malers Hans
Pleydenwurff; seit 1495 war Wolgemut
ein zweites Mal verheiratet.
Durch seine Ehe mit der Witwe des
Nürnberger Künstlers Hans
Pleydenwurff heiratete Michael
Wolgemut 1495 in dessen Werkstatt
ein. Neben umfangreichen
Altarprojekten sind vor allem
Wolgemuts Holzschnitte für die
„Schedelsche Weltchronik“ von
Bedeutung. Wolgemuts ber�hmtester
Schüler war von 1486 bis 1490
Albrecht Dürer.
Maler:
Albrecht Dürer
* 21. Mai 1471 in Nürnberg
† 6. April 1528 in Nürnberg
Der Maler, Grafiker und
Kunsttheoretiker Albrecht Dürer,
dessen Nachruhm und Wirkung auf
seine Zeitgenossen kaum hoch genug
einzuschützen sind, hinterließ
das vielseitigste Werk der deutschen
Kunst. Als einer der ersten Maler
nördlich der Alpen setzte er sich
mit der Kunst der italienischen
Renaissance auseinander, deren
Errungenschaften er vor allem durch
seine Kupferstiche und Holzschnitte
weitervermittelte. In seinem Werk
finden viele Bestrebungen seiner
Zeit nachhaltigen Ausdruck.